Strafzölle erzwingen Verlagerung – und verteuern Europas Autos
Wegen der Unsicherheit über Trumps Zölle haben Autohersteller ihre Jahresprognosen nach unten korrigiert, andere verlagern wegen ihnen sogar die Produktion in die USA. Doch was bedeutet das für die Autopreise? Vor Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump erhoben die Vereinigten Staaten auf Autoimporte aus der EU 2,5 Prozent Zoll. Trump hob diese auf 27,5 Prozent an, mit dem Abkommen zwischen EU und USA wurde der Satz auf 15 Prozent gesenkt. Die neuen, 15-prozentigen Zölle gelten seit dem 7. August. Deutsche Autobauer wiesen jedoch darauf hin, dass die US-Zölle für sie nicht gesenkt wurden und weiter bei 27,5 Prozent liegen. Sie fordern deshalb Gegenmaßnahmen der EU.
Wie können US-Zölle Autos in Europa verteuern?
Zölle führen grundsätzlich dazu, dass Produkte in dem Land teurer werden, das sie erhebt. Bezahlen müssen sie also die Importeure europäischer Autos in den USA. In der Praxis ist es jedoch nicht so einfach. Drei Akteure können Trumps Zölle „schlucken“: die US-Konsumenten, die höhere Preise zahlen; die US-Importeure, die ihre Gewinnmargen senken; oder die europäischen Hersteller selbst, die ihre Preise reduzieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben – und so einen Teil der Zölle übernehmen. Wollen sie ihre Gewinne halten, müssen sie den Verlust in den USA an anderer Stelle ausgleichen.
Deshalb ist nicht ausgeschlossen, dass europäische Autos auch in Europa teurer werden. Einfach deshalb, weil es möglich ist. In Europa haben die Hersteller kaum echte Konkurrenz. Chinesische Autos sind zwar auf dem Vormarsch, für europäische Käufer bislang aber noch nicht völlig akzeptabel. Zudem verteuert auch die EU chinesische Fahrzeuge durch eigene Zölle. Um eine Einschätzung baten wir auch slowenische Hersteller von Autoteilen und Autohändler – sie gaben jedoch keine konkreten Antworten.
Wie viele Autos importieren die USA?
Von 16 Millionen neuen Pkw, die 2024 in den USA verkauft wurden, wurden rund 50 Prozent außerhalb der USA montiert, berichtet Bloomberg unter Berufung auf GlobalData. Die meisten davon kamen aus Mexiko, Japan, Südkorea, Kanada und Deutschland. Unter den Herstellern exportieren Volkswagen, Hyundai-Kia, Mercedes-Benz, Renault-Nissan-Mitsubishi und BMW die meisten Fahrzeuge in die USA.
Reaktionen der Autohersteller: schlechtere Zahlen, Verlagerung in die USA
Kein Hersteller ist immun gegen Zölle – selbst jene nicht, die den Großteil ihrer Autos in den USA fertigen. Denn sie nutzen importierte Teile, die mehr als die Hälfte des Werts eines Autos ausmachen können, schreibt die New York Times. Viele Hersteller haben wegen der Zölle ihre Finanzprognosen gesenkt. Auch sinkende Gewinne führen sie darauf zurück. So hatte der Volkswagen-Konzern im März – vor Inkrafttreten der US-Zölle – noch eine Marge von 5,5 bis 6,5 Prozent für dieses Jahr angekündigt. Wegen der Zölle wurde die Prognose auf 4 bis 5 Prozent gesenkt. Ford erwartet, dass die Zölle die Einnahmen 2025 um rund drei Milliarden Dollar schmälern. Etwa eine Milliarde davon hofft der Konzern durch Kostensenkungen ausgleichen zu können.
Andere wiederum kündigten an, ihre Produktion in den USA auszubauen. Dazu gehört Audi, das in Chattanooga (Tennessee) seine erste eigene Fabrik in den USA plant. General Motors will in den kommenden zwei Jahren vier Milliarden Dollar investieren, um die Produktion in den US-Werken auszuweiten und die Abhängigkeit von Importen aus Mexiko zu reduzieren, schreibt Bloomberg. Trump setzt darauf, dass die Zölle mehr Produktion in die USA holen, berichtet Bloomberg. Doch ein sofortiger Produktionsanstieg ist nicht möglich. Zwar können die Hersteller bestehende Werke stärker auslasten, doch der Aufbau neuer Fabriken erfordert hohe Investitionen und kann Jahre dauern.



