Finanzen

DAX-Kurs unter Druck: Anleger zwischen Zinssorgen und Handelsstreitigkeiten

Der DAX-Kurs fällt deutlich zurück und die Stimmung an der Frankfurter Börse kippt. Anleger fürchten steigende Zinsen, Inflation und Zölle. Während Gold ein Rekordhoch erreicht, wächst die Unsicherheit an den Aktienmärkten. Doch wie tief könnte der Leitindex noch fallen?
02.09.2025 15:20
Lesezeit: 4 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
DAX-Kurs unter Druck: Anleger zwischen Zinssorgen und Handelsstreitigkeiten
Der DAX-Kurs gerät unter Druck wegen steigender Zinssorgen (Foto: dpa). Foto: Boris Roessler

DAX aktuell: Immer tiefer ins Minus

Die Talfahrt des DAX-Kurses setzt sich fort. Der deutsche Leitindex ist weit unter die Marke von 24.000 Punkten zurückgefallen. Von der Wall Street sind nach der Feiertagspause keine Kaufsignale zu erwarten. Der DAX hat seine Talfahrt beschleunigt und fällt aktuell um 1,3 Prozent auf 23.725 Punkte. Gestern hatte der deutsche Leitindex um 0,6 Prozent auf 24.037 Punkte angezogen. "Zuletzt kamen an der 24.000-Punkte-Schwelle jedes Mal Käufer in den Markt", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. "Es ist aber gut vorstellbar, dass sich diese Kaufschwelle sukzessive nach unten verschiebt."

Danach sieht es derzeit aus. Die Marktbeobachter von Index Radar hatten eine charttechnische Unterstützung bei 23.900 Punkten ausgemacht. Der DAX ist bereits deutlich unter diese Linie gefallen. Ein Bruch dieser Marke lenke den Blick auf das August-Tief sowie die alten Hochs um 23.400 Punkten. Mithin sind derzeit weitere Kursverluste wahrscheinlich. So ähnlich sieht es Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets: "Bei Aktien geht man angesichts der schwachen Saisonalität und hohen Bewertungen eher von einer Zunahme der Schwankungen aus. Der September ist einer der schwächsten Börsenmonate im ganzen Jahr", stellt der Experte fest.

DAX-Kurs im Minus – Charttechnik trübt sich ein

Über der Frankfurter Börse verdunkeln sich die Wolken. Am Mittag baut der DAX seine Tagesverluste auf gut anderthalb Prozent aus, fast alle Werte notieren unter Vortagesniveau. Gewinnmitnahmen werden als Grund genannt, aber auch Druck von den schwach erwarteten US-Börsen. Charttechnisch trübt sich das Bild ebenfalls ein. Nachdem in den USA am Montag wegen des "Labor Day" nicht gehandelt worden war, zeichnet sich dort heute eine schwächere Eröffnung ab. Zudem hat sich Hedgefonds-Milliardär Ray Dalio sehr kritisch zur US-Politik geäußert.

Zur Mittagszeit steht der Deutsche Aktienindex bei 23.663 Punkten – ein neues Tagestief. Von seiner 50-Tage-Linie bei 24.089 Zählern hat sich der Leitindex bereits deutlich entfernt. Der Blick auf den Chart offenbart, dass der DAX nun die Aufwärtstrend-Linie seit Ende Juni erreicht hat. Fällt der DAX-Kurs nachhaltig darunter, trifft er auf Unterstützung bei rund 23.480 Punkten. Ein Rutsch unter diese Linie würde weiteren Abwärtsdruck auslösen. Nach unten würde der Index erst beim GD200 bei 22.458 Punkten sowie darunter bei 22.280 Zählern auf Unterstützung treffen. Das Abwärtspotenzial betrüge entsprechend mehr als fünf Prozent. Oberhalb von 24.100 Punkten würde sich das Chartbild hingegen wieder aufhellen.

Steigende Marktzinsen und Zoll-Unsicherheit

Am Dienstag eröffnete der DAX bei 23.975,34 Punkten leicht schwächer. Im weiteren Verlauf ging es sichtlich südwärts – zeitweise um rund zwei Prozent. Besonders steigende Marktzinsen sorgen bei Anlegern für Verunsicherung. Marktteilnehmer preisten weltweit eine zunehmende Inflation wegen US-Zöllen und steigender Staatsverschuldungen ein. Dazu passend stieg die Kernrate der Verbraucherpreise der Eurozone mit 2,3 Prozent etwas stärker als erwartet. In den Niederlanden lag sie sogar bei 2,8 Prozent. Die deutsche Zehnjahresrendite kletterte um 4 Basispunkte auf 2,79 Prozent. "Selbst in einem normal funktionierenden Markt, sehen wir einen Teufelskreislauf, der in Zeitlupe abläuft", kommentiert Stratege Jim Reid von der Deutschen Bank.

Auch die Zollpolitik bleibt ein Belastungsfaktor. Ein Berufungsgericht in den USA hatte Ex-Präsident Donald Trump die Kompetenz abgesprochen, unter Berufung auf ein Notstandsgesetz umfassende Zölle zu verhängen. Aktienstrategin Lori Calvasina von RBC Research erwartet kurzfristig keine großen Effekte, mittelfristig bleibe die Unsicherheit jedoch bestehen. Damit verschärfen sich die Sorgen für den Aktienindex, der an der Frankfurter Börse zunehmend unter Druck steht.

Euro-Inflation legt leicht zu

Die Inflation in der Euro-Zone ist überraschend über die Zielmarke der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent gestiegen. Die Teuerungsrate nahm im August auf 2,1 Prozent zu, wie Eurostat mitteilte. "Die nur leicht gestiegene und niedrige Inflationsrate in der Euro-Zone sollte den Befürwortern von Zinssenkungen innerhalb der EZB eigentlich Auftrieb geben", sagt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt bei der HCB. "Allerdings hat man kommunikativ zuletzt eher in Richtung unveränderter Zinsen argumentiert." Damit bleibt die Geldpolitik ein weiterer Unsicherheitsfaktor für den DAX-Kurs.

US-Arbeitsmarkt im Fokus

Im weiteren Wochenverlauf richtet sich der Blick der Anleger auf den US-Arbeitsmarkt. Die Daten, die in den kommenden Tagen erwartet werden, könnten neue Argumente für oder gegen eine baldige Zinssenkung der Federal Reserve liefern. Vor allem dem monatlichen Arbeitsmarktbericht am Freitag wird besondere Bedeutung beigemessen. "Steigen die Beschäftigungszahlen stärker als erwartet, könnte dies den Zinsoptimisten einen Strich durch die Rechnung machen", kommentiert IG-Chefmarktanalyst Christian Henke. Der Markt rechnet derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 88 Prozent mit einer Zinssenkung am 17. September.

Goldpreis auf Rekordhoch

Gold ist so teuer wie nie. Der Preis des Edelmetalls stieg um knapp ein Prozent auf bis zu 3.508 Dollar je Feinunze und markiert damit ein frisches Allzeithoch. Der schwächere Dollar und die Aussicht auf eine Zinssenkung haben die Rally angetrieben. Goldbarren haben in diesem Jahr rund ein Drittel an Wert gewonnen. Dies unterstreicht die Suche vieler Anleger nach sicheren Häfen, während der DAX-Kurs unter Druck steht.

DAX-Kurs fällt – was das für Anleger heißt

Unter den Einzelwerten büßte im DAX die FMC-Aktie 4,9 Prozent ein. Eine Verkaufsempfehlung durch die UBS belastete. Siemens gaben 2,8 Prozent nach, Commerzbank 2,4 Prozent. Im SDAX rutschte die SMA Solar-Aktie um 28 Prozent ab, nachdem das Unternehmen statt eines Gewinns nun einen Verlust erwartet. Positiv fielen die Deutz-Aktien mit einem Plus von 6,0 Prozent auf, da der Kauf der Sobek Group gut aufgenommen wurde.

Der DAX-Kurs bleibt vorerst unter Druck, und die Kombination aus Inflation, Zinsen und politischer Unsicherheit sorgt für ein fragiles Umfeld. Privatanleger sollten Ruhe bewahren und nicht vorschnell reagieren. Vor allem ETF-Sparer sollten nicht hektisch unnötige Anpassungen am Sparplan vornehmen. Rücksetzer können auch Chancen eröffnen, um solide Titel günstig einzusammeln. Wer langfristig denkt und Liquidität bereithält, könnte von einer Erholung profitieren, sobald sich die Märkte stabilisieren. Klar ist: Der September bleibt herausfordernd – doch jede Korrektur kann auch den Boden für neue Gewinne bereiten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Alternative Coins: Hier lohnt sich die Investition

Bitcoin gilt seit seiner Einführung im Jahr 2009 als Vorreiter und Symbol einer neuen Ära digitaler Währungen. Doch wer sich den...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland erwacht: Bautätigkeit explodiert, während China an der Börse jubelt
25.09.2025

Deutschland überrascht mit einem Anstieg der Baugenehmigungen um 32 Prozent – die erste echte Belebung nach Jahren der Stagnation....

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungen unter Spannung: Geldpolitik setzt den Markt unter Druck
24.09.2025

Nach einer kurzen Aufwärtsbewegung infolge der Zinssenkung der US-Notenbank gerieten Bitcoin und andere Kryptowährungen erneut unter...

DWN
Politik
Politik Mehrere Länder erkennen Palästina an – aber was bedeutet das?
24.09.2025

Mehrere Länder treiben die Palästina-Anerkennung voran. Doch während Europa gespalten bleibt, reagiert Israel mit Härte – und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stahlindustrie vorm Aus: Maxhütte-Rohrwerk in Bayern schliesst
24.09.2025

Das endgültige Aus der Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg erschüttert die Region. Rund 300 Beschäftigte verlieren ihre Arbeitsplätze,...

DWN
Politik
Politik NRW-Wahl-Panne: Kölnerin erhält 171 Briefwahlunterlagen für „Max Mustermann“
24.09.2025

Panne beim Versand der Wahlunterlagen für die Oberbürgermeister-Stichwahl in Nordrhein-Westfalen: Eine Frau erhielt eine ganze Postkiste...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Ifo-Geschäftsklima sieht keine Konjunkturerholung
24.09.2025

Vor allem in der Logistik läuft es schlecht: Das Ifo-Institut befragt regelmäßig Unternehmen nach ihrer aktuellen Lage. Diesmal fielen...

DWN
Politik
Politik Afghanen klagen erfolgreich: Weiterer Flug mit Afghanen kommt nach Deutschland
24.09.2025

Trotz Stopp des Aufnahmeprogramms dürfen wieder Afghanen mit Aufnahmezusage nach Deutschland ausreisen. Wie läuft das Verfahren und warum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wegen Absatzkrise: Stellantis schließt vorübergehend Werke - auch Opel in Eisenach betroffen
24.09.2025

Elektroautos bleiben im Lager, Werke stehen still: Wie Stellantis mit drastischen Maßnahmen auf die Absatzkrise in Europa antwortet.