Finanzen

Inflation in Deutschland: Wieso sich so viele Deutsche Geld für Lebensmittel leihen

Brot, Milch, Schulden: Mehr als die Hälfte der unter 50-Jährigen greift für Alltagsausgaben zum Kredit – oft bei der Familie. Wer besonders betroffen ist und wie hoch die Summen sind.
18.09.2025 07:38
Lesezeit: 2 min
Inflation in Deutschland: Wieso sich so viele Deutsche Geld für Lebensmittel leihen
Viele Menschen in Deutschland finanzieren mittlerweile ihre täglichen Ausgaben auf Pump – selbst Lebensmitteleinkäufe. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von Barclays. (Foto: dpa) Foto: Elisa Schu

Seit Monaten bewegt sich die Inflationsrate in Deutschland um die Zwei-Prozent-Marke. Zuletzt stieg die Inflation stärker als erwartet an. Im August lag sie bei 2,2 Prozent. Der Grund: die Lebensmittelpreise. Und das hat Folgen: Viele Menschen in Deutschland finanzieren sogar tägliche Ausgaben wie Lebensmitteleinkäufe auf Pump.

Alltag auf Pump – Viele leihen Geld für Lebensmitteleinkäufe

Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von Barclays. Insgesamt wurden im Juli und August 10.007 Erwachsene in Deutschland befragt. Demnach hat sich mehr als die Hälfte der unter 50-Jährigen hierzulande in den vergangenen 24 Monaten Geld geliehen – überwiegend von Familienmitgliedern (44 Prozent), aber auch als Kredit von der Bank (40 Prozent).

Abgesehen von Ausgaben fürs Auto (27 Prozent) verwendeten die befragten Erwachsenen das geliehene Geld nach eigenen Angaben vor allem zur Deckung alltäglicher Kosten wie zum Beispiel den Kauf von Lebensmitteln (26,6 Prozent) oder für allgemeine Konsumzwecke wie den Einkauf von Kleidung (21,4 Prozent). Mit etwas Abstand wird als Verwendungszweck „um mir etwas zu gönnen“ (17,6 Prozent) angeführt.

Die Lebensmittelpreise liegen seit Monaten über dem Niveau des Vorjahres. Zuletzt hat sich das Leben in Deutschland insgesamt wieder etwas stärker verteuert, die Inflationsrate zog im August auf 2,2 Prozent an. Nach Einschätzung von Volkswirten müssen sich die Menschen hierzulande auch für die kommenden Monate auf Teuerungsraten über der Zwei-Prozent-Marke einstellen.

Fast zwei Drittel der Jüngeren leben teilweise auf Pump

Am größten ist die Gruppe derjenigen, die sich in den vergangenen 24 Monaten Geld geliehen hat, bei den 18- bis 29-Jährigen mit 60,4 Prozent. In dieser Altersgruppe gaben zugleich die meisten an, Geld nicht nur fürs Vergnügen zu leihen: Gut ein Drittel (36,2 Prozent) der jungen Menschen nennt tägliche Bedarfe als Grund. Auch bei den 30- bis 39-Jährigen ist das für eine Mehrheit von 31,6 Prozent der Hauptverwendungszweck für geliehenes Geld. Insgesamt wurden im Juli und August 10.007 Erwachsene in Deutschland befragt.

Die geliehenen Beträge lagen bei fast der Hälfte (47,7 Prozent) der Befragten unter 1.000 Euro. Bei den unter 30-Jährigen waren es überdurchschnittlich häufig Kleinbeträge bis zu 200 Euro (28,8 Prozent). Ein Viertel aller Befragten (25,9 Prozent) gab an, sich 1.001 bis 5.000 Euro geborgt zu haben. Fast jeder Dritte der Umfrageteilnehmer (31,9 Prozent) hält es für wahrscheinlich, dass er sich in den kommenden 24 Monaten Geld leihen muss.

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