Merz’ Rezept für Wettbewerbsfähigkeit: Schock und Künstliche Intelligenz
Für Deutschland ist es nicht fünf vor zwölf, sondern bereits kurz nach zwölf. Wettbewerbsfähigkeit und Modernisierung des Landes stehen im Mittelpunkt der Diskussionen bei der zweitägigen Klausur der deutschen Bundesregierung heute und morgen. Die Regierung will konkrete Maßnahmen diskutieren, um den wirtschaftlichen Stillstand zu überwinden und die Position Deutschlands im internationalen Wettbewerb zu stärken. Dabei geht es sowohl um bürokratische Erleichterungen als auch um die gezielte Nutzung neuer Technologien. Friedrich Merz betont, dass Deutschland aufhören müsse, sich selbst zu bemitleiden und wehleidig zu sein. Das Handelsblatt weist darauf hin, dass sich Stimmung und Verhalten nicht allein durch Worte oder Anordnungen ändern lassen. Je länger die wirtschaftliche Stagnation anhält, desto größer werde die Ungeduld, sowohl in der Wirtschaft als auch unter den Bürgern und innerhalb der Regierungspartei. Merz will durch konkrete politische Maßnahmen ein Klima schaffen, das Fortschritt und Optimismus fördert, und verdeutlicht damit die Dringlichkeit der kommenden Entscheidungen.
Mit Schocktherapie zur Wettbewerbsfähigkeit
Zentral für Merz’ Plan einer Schocktherapie ist der Wirtschaftswissenschaftler Marcus Brunnermeier von der Universität Princeton. Merz hatte bereits in der vergangenen Woche klargestellt, dass Deutschland sofort handeln müsse, da es nicht fünf vor zwölf, sondern eine Minute nach zwölf sei. Besonders deutlich wird der Rückstand Deutschlands im Vergleich zu den USA. Merz fordert beschleunigte Reformen und Optimierungen, um das Land wettbewerbsfähiger zu machen. Brunnermeier betont, dass es keine Wundermittel gibt, Deutschland jedoch die Flexibilität, die es in der Energiekrise bewiesen habe, auf andere Bereiche ausweiten sollte. Er sieht die Notwendigkeit, das System zu debürokratisieren, Sozialausgaben gezielt zu reduzieren, Investitionen zu erhöhen und ein Maß an Optimismus in wirtschaftliche Entscheidungen einzubringen. Brunnermeier beschäftigt sich seit Jahren mit wirtschaftlichen Erschütterungen und der Frage, wie Volkswirtschaften widerstandsfähiger werden können. Während seines Studiums in Regensburg analysierte er die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland, insbesondere warum die Planwirtschaft der DDR weniger erfolgreich war als die Marktwirtschaft der Bundesrepublik. Seit vielen Jahren lehrt er in den USA und bringt seine Forschungserfahrungen in die Debatten um die deutsche Wirtschaftspolitik ein.
Modernisierung des Staates, auch mithilfe von Künstlicher Intelligenz
Die Bundesregierung will auf der Klausur außerdem Strategien zur Bürokratieeinsparung und effizienteren Verwaltung erörtern, die Digitalminister Karsten Wildberger vorstellen wird. Das von der Merz-Koalition neu eingerichtete Ministerium für Digitalisierung und Modernisierung der Verwaltung soll die Effizienz staatlicher Prozesse erhöhen und Bürokratie abbauen. Geplant sind unter anderem Maßnahmen, die Kosten für Unternehmen signifikant zu senken, wobei Handelsblatt-Angaben zufolge Einsparungen von bis zu 26 Milliarden Euro möglich sein sollen. Das Ministerium verfolgt einen klar strukturierten Fünf-Punkte-Plan, um Verwaltungsvorgänge zu vereinfachen, gesetzliche Anforderungen transparenter zu gestalten und digitale Technologien, darunter künstliche Intelligenz, gezielt einzusetzen.
Kernpunkte des Plans sind unter anderem die Reduzierung der Bürokratiekosten um 25 Prozent für alle Beteiligten, wobei das Prinzip „eins rein, eins raus“ gelten soll: Neue Gesetze mit zusätzlichen Kosten für Unternehmen sollen durch Entlastungen an anderer Stelle ausgeglichen werden. Dieses Prinzip soll auch auf EU-Ebene Anwendung finden. Zudem sollen Bürger und Unternehmen aktiv über ein Portal Verbesserungsvorschläge einreichen können. Die Gesetzgebung soll einfacher und praxisnah gestaltet werden, wobei KI-gestützte Tools die Erstellung klarer, verständlicher Regelungen ermöglichen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Dienstleistungen für Bürger und Unternehmen. Innerhalb von drei Monaten soll der Minister verbindliche Kriterien für „gute Dienstleistungen“ festlegen, die systematisch angewendet werden. Auch bei der Personalführung werden neue Kompetenzen in Digitalisierung, Analyse und nutzerorientierter Gestaltung aufgebaut, ohne dass neue Stellen geschaffen werden müssen. Bis 2019 sollen auf Bundesebene bis zu acht Prozent der Stellen eingespart werden, während gleichzeitig transparentere Beschäftigungsbedingungen und eine Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen angestrebt werden.
Schließlich soll die Effizienz bei geringeren Ressourcen gesteigert werden. Standardisierte Arbeitsprozesse sollen automatisiert, manuelle Tätigkeiten auf ein Minimum reduziert werden. KI-Tools werden hierbei gezielt eingesetzt. Außerdem plant das Ministerium eine klarere Aufgabenverteilung zwischen den Abteilungen, um Doppelstrukturen zu vermeiden und zentrale Dienstleistungen zu stärken. Engere Kontrollen sollen sicherstellen, dass Maßnahmen effektiv umgesetzt und Ziele erreicht werden. Deutschland steht vor der Herausforderung, seine Wettbewerbsfähigkeit und Verwaltungseffizienz nachhaltig zu steigern. Die Regierung setzt auf eine Kombination aus Schocktherapie, Bürokratieabbau und Digitalisierung, unterstützt durch den gezielten Einsatz von künstlicher Intelligenz. Für Deutschland bedeutet dies, dass wirtschaftliche Flexibilität, technologische Innovation und politische Entschlossenheit Hand in Hand gehen müssen, um international aufzuholen und die Zukunftsfähigkeit des Landes zu sichern.


