Trumps Einfluss auf die Fed wächst – und die Finanzmärkte reagieren nervös
Nahezu alle Mitglieder der US-Notenbank Federal Reserve sind sich einig, dass die Zinsen gesenkt werden müssen. Das geht aus dem Protokoll der jüngsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses im September hervor. Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, wie viele Zinssenkungen bis zum Jahresende nötig sind. Präsident Trumps Fed-Mitglied Stephen Miran will schnell Druck herausnehmen – und verweist dabei auf die Zölle. Das berichten die Kollegen von Dagens Industri.
Bei der Sitzung im September beschloss der Offenmarktausschuss, den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4 bis 4,25 Prozent zu senken. Ausschlaggebend war vor allem die sich abkühlende Lage am Arbeitsmarkt. Nun liegt auch das Sitzungsprotokoll vor. Es zeigt: Die Entscheidung fand breite Unterstützung, doch die Meinungen darüber, wie weit die geldpolitische Lockerung gehen soll, gehen auseinander. Von den 19 Ausschussmitgliedern erwarten laut dem veröffentlichten „Dot Plot“ zehn noch zwei weitere Zinssenkungen im Jahr 2025, während neun mit drei zusätzlichen Senkungen rechnen – einschließlich der bereits beschlossenen Maßnahme. Stimmrecht haben nur zwölf Mitglieder, doch auch unter ihnen zeigte sich ein gespaltenes Bild. Bei den Stimmberechtigten fiel die Entscheidung mit 11 zu 1 Stimmen zugunsten der Senkung um 25 Basispunkte aus. Die einzige Gegenstimme kam vom neu berufenen Fed-Gouverneur Stephen Miran, einem Trump-Vertrauten, der erst wenige Stunden vor Sitzungsbeginn sein Amt angetreten hatte. Er plädierte für eine deutlich kräftigere Zinssenkung um 50 Basispunkte und wich auch in seiner Zinsprognose spürbar von den übrigen Mitgliedern ab.
Trump-Vertrauter Miran drängt auf schnellere Lockerung
Im Gegensatz zur nahezu geschlossenen Mehrheit, die für schrittweise Senkungen und vorsichtiges Vorgehen eintritt, drängt Miran – von Präsident Donald Trump nominiert – auf ein schnelleres Absenken der Zinsen, um einer schwächelnden Arbeitsmarktlage zu begegnen. Seine Kollegen wollen dagegen behutsamer agieren. Miran begründete seine Haltung damit, dass der „neutrale Zins“ infolge gestiegener Zolleinnahmen und einer restriktiveren Einwanderungspolitik, die das Bevölkerungswachstum dämpft, gesunken sei. Mehrere Mitglieder verwiesen laut Protokoll darauf, dass wirtschaftliche Indikatoren darauf hindeuten, dass die Geldpolitik inzwischen nicht mehr besonders restriktiv sei – was aus ihrer Sicht für ein abwartendes Vorgehen spreche. Zugleich stellten die Mitglieder fest, dass die Inflation wieder gestiegen sei und nun über dem 2-Prozent-Ziel der Notenbank liege.
Die Zollerhöhungen der Trump-Regierung hätten zwar zur Teuerung beigetragen, allerdings weniger stark als erwartet. Einige Mitglieder nannten zudem einen Produktivitätsschub als Faktor, der den Preisdruck teilweise abgefedert habe. Während manche Ökonomen argumentierten, dass die Inflation – bereinigt um die Zolleffekte – nahe am Ziel liege, warnten andere, der Fortschritt bei der Inflationsbekämpfung sei ins Stocken geraten. Das Prognosematerial der Fed deutet darauf hin, dass in den Jahren 2026 und 2027 jeweils eine weitere Zinssenkung folgen dürfte, bevor sich der Leitzins langfristig in einer Spanne um 3 Prozent stabilisiert.

