Wenn Machtspiele an der Börse entscheiden
Politische Risiken machen das Leben für Aktionäre komplizierter. Manche wirken unmittelbar schädlich, andere lassen sich dagegen gezielt nutzen – und daraus Profit schlagen, schreibt Privata Affärer-Autor Marcus Hernhag. Der Auslöser waren Berichte, wonach Pfizer mit der Trump-Regierung in den USA eine Vereinbarung getroffen habe, um Strafzölle zu vermeiden – im Gegenzug für Preissenkungen und Investitionen in die US-Produktion. Mit anderen Worten: Politisches Risiko kann auch Chancen bieten. Zudem haben frühere politische Drohungen gegen teure Medikamente in den USA historisch kaum ernsthafte Folgen gehabt.
Interessante Aktien, die man in diesem Zusammenhang beobachten sollte, sind AstraZeneca, AbbVie, Eli Lilly und Novo Nordisk. Diese Werte legten in der vergangenen Woche um 5 bis 10 Prozent zu, zeigen jedoch sehr unterschiedliche Kursentwicklungen und Dividendenrenditen. AstraZeneca und AbbVie sind breit aufgestellte Konzerne, ideal für Anleger, die auf konjunkturstabile Basiswerte setzen. Eli Lilly und das dänische Unternehmen Novo Nordisk hingegen haben deutlich volatilere Aktienkurse – bieten aber attraktive Wachstumsperspektiven im Bereich der Adipositas-Behandlung. Aktien also für jene, die etwas mehr Risiko verkraften.
Russland bleibt ein Minenfeld
In Bezug auf US-Aktien und politische Risiken gilt: Russland war schon immer ein gefährliches Pflaster für Investoren. PepsiCo, das den russischen Markt bislang nicht verlassen hat, könnte dort Vermögenswerte verlieren. Laut Bloomberg hat der russische Diktator Wladimir Putin ein Präsidialdekret unterzeichnet, das die Möglichkeit erweitert, ausländische Unternehmenswerte in Russland zu enteignen. Während ukrainische Angriffe die Raffinerien des Landes zerstören und die Wirtschaft zunehmend unter Druck gerät, dürfte das Regime sich nehmen, was es braucht. „Ich meide alle Unternehmen, die Russland nicht verlassen haben. Wenn nicht aus moralischen Gründen, dann aus Gründen des Risikomanagements. Es ist das einfach nicht wert“, so Hernhag. Ähnliches gilt für das konfliktbelastete Mali, wo der US-Konzern B2Gold von einer ausgesprochen harten Militärregierung abhängig ist. Lundin Gold dagegen operiert in einer wesentlich stabileren Region – in Ecuador.
Politische Risiken zu Hause sind berechenbarer
Die am besten handhabbaren politischen Risiken liegen laut Hernhag in Schweden – etwa bei Bildungsunternehmen wie Academedia oder, noch attraktiver, bei Gesundheitsdienstleistern. „Ich beobachte Dedicare und warte auf den nächsten großen Aufschwung“, schreibt er. Unterschiedliche Vereinbarungen mit dem Gesundheitswesen in Norwegen und Schweden wirken sich jeweils unterschiedlich aus, ebenso wie der Anteil der Leiharbeitskräfte. Die Dedicare-Aktie scheint ihren Tiefpunkt erreicht zu haben, doch ohne Wachstum und Gewinnanstieg dürfte sie weiterhin schwer vorankommen. Das Risiko, dass Kursgewinner wie Academedia und deren Branchenkollegen nach der Wahl 2026 in Schweden mit einem Gewinnverbot belegt werden könnten, besteht zwar – doch dieses Risiko wirkt „wie eine Sommerbrise im Vergleich zu dem Sturm, der Unternehmen in den gefährlichsten Ländern der Welt treffen kann“.
Investitionen im Westen bleiben die sicherste Wahl
„Am besten ist es, im Westen zu bleiben“, resümiert Hernhag. Der Großteil der Investitionen sollte generell auf den Heimatmärkten erfolgen – zumindest bei Einzelaktien. Wer im Ausland investiert, sollte sich auf Unternehmen mit möglichst geringen politischen Risiken konzentrieren und auf solche, die in demokratischen, marktwirtschaftlichen Staaten gelistet sind. Darüber hinaus sei es sinnvoll, gezielt nach politischem Potenzial zu suchen – also nach Firmen, die von politischen Entscheidungen profitieren. Ein Beispiel ist der Großhändler Beijer Ref, dessen Kältemittelgeschäft floriert, weil alte Produkte aus Umweltschutzgründen ersetzt werden müssen.


