Politik

Druck auf Moskau: Trump denkt über Tomahawk-Lieferungen an Ukraine nach

Mit neuen Überlegungen zur Lieferung von weitreichenden Marschflugkörpern verschärft US-Präsident Trump den Ton gegenüber Russland. Während in Washington über die Strategie debattiert wird, lobt Kiew das Waffenruhe-Abkommen im Nahostkonflikt.
13.10.2025 11:00
Lesezeit: 3 min
Druck auf Moskau: Trump denkt über Tomahawk-Lieferungen an Ukraine nach
US-Präsident Trump droht Russland mit der Lieferung weitreichender Tomahawk-Marschflugkörper, um Druck für Friedensgespräche aufzubauen (Foto: dpa). Foto: Alex Brandon

US-Präsident Donald Trump schließt die Lieferung von Marschflugkörpern des Typs Tomahawk an die Ukraine nicht aus und will damit den Druck auf Russland erhöhen. An Bord seiner in den Nahen Osten fliegenden Regierungsmaschine Air Force One sagte Trump zu Journalisten, er wolle mit Russland über derartige Lieferungen reden und fragen: „Wollen sie (die Russen), dass Tomahawks in ihre Richtung fliegen? Ich glaube nicht.“ Er könne den Russen sagen: „Hört mal, wenn dieser Krieg nicht beendet wird, werde ich ihnen Tomahawks schicken.“

In den vergangenen Wochen hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die US-Regierung immer wieder um die Lieferung von Tomahawks gebeten. Deren maximale Reichweite von 2.500 Kilometer würde es der ukrainischen Armee ermöglichen, Ziele wie Ölraffinerien auch im asiatischen Teil Russlands zu beschießen.

Er könnte sagen, dass Marschflugkörper dieses Typs eine unglaubliche, eine sehr offensive Waffe seien, sagte Trump. „Und, ehrlich gesagt, braucht Russland das nicht.“ Er denke, er werde mit der russischen Seite darüber sprechen und habe das auch dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj gesagt. Die Lieferung von Tomahawks wäre „ein neuer Schritt der Aggression“, erklärte Trump. Er halte es dennoch für angebracht, diese Möglichkeit anzusprechen, denn: „Ich möchte, dass der Krieg beendet wird.“

Vor Trumps Äußerungen an Bord der Air Force One hatte Selenskyj nach einem Gespräch mit ihm berichtet, beide hätten über Patriot-Flugabwehrsysteme und Tomahawks gesprochen. „Wir sehen und hören, dass Russland Angst hat, dass die Amerikaner uns "Tomahawks" geben könnten“, schrieb Selenskyj auf der Plattform Telegram. Das sei ein Signal, „dass genau dieser Druck für den Frieden wirken kann“. Ob konkrete Absprachen zur Lieferung neuer Waffensysteme getroffen wurden, ließ der ukrainische Präsident offen.

Selenskyj würde Trump für Nobelpreis nominieren, wenn ...

Dem US-Sender Fox News sagte Selenskyj in der Sendung „The Sunday Briefing“, er hoffe nach dem erfolgreich von Trump vermittelten Abkommen für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg darauf, dass ein ähnliches Abkommen eines Tages auch für sein Land möglich sein werde. Die Vereinbarung in Nahost bezeichnete Selenskyj als echten Erfolg, der seinem Land Signale sende und Hoffnung spende. „Und ich hoffe, dass er (Trump) die gleichen Instrumente noch stärker nutzen wird, um Druck auf (Kremlchef Wladimir) Putin auszuüben, seinen Krieg in der Ukraine zu beenden.“

Wenn der Krieg in einer Region gestoppt werden könne, „dann können sicher auch andere Kriege gestoppt werden – einschließlich des russischen Krieges“, sagte der ukrainische Präsident. Er würde Trump nach eigenen Worten mit Freude für den Friedensnobelpreis im nächsten Jahr nominieren, wenn der US-Präsident „Druck auf Putin ausübt und ihn stoppt, wenn er Putin an den Verhandlungstisch setzt, wenn Präsident Trump das Morden stoppt“. Eine Waffenruhe sei der größte Schritt zur Beendigung des Krieges.

Am Freitag hatte die venezolanische Oppositionsführerin María Corina Machado den Friedensnobelpreis erhalten. Trump hatte in den vergangenen Wochen wiederholt betont, er selbst habe den Preis verdient.

Russland meldet ukrainische Drohnenangriffe auf Krim

Derweil griff das ukrainische Militär in der Nacht nach russischen Angaben erneut feindliche Ziele mit Drohnen an. Dabei sei ein großes Tanklager auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim in Brand gesetzt worden: Eine Drohne habe das Öldepot in der Stadt Feodossija getroffen und das Feuer ausgelöst, berichtete die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Moskaus Statthalter auf der Krim, Sergej Aksjonow. Über Verletzte gebe es derzeit noch keine Erkenntnisse.

Insgesamt seien über der Krim mehr als 20 Drohnen abgeschossen worden, hieß es weiter. Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium am Sonntagabend einen Abschuss von 37 Drohnen über mehreren russischen Regionen, dem Schwarzen Meer und dem Asowschen Meer gemeldet. Das Tanklager auf der Krim war im vergangenen Jahr schon einmal durch einen ukrainischen Drohnenangriff in Flammen gesetzt worden.

Die Ukraine greift bei ihrer Strategie zur Abwehr der russischen Invasion immer wieder Ölanlagen hinter der Front an, um die Treibstoffversorgung des Gegners zu stören. Russland greift die Ukraine ebenfalls mit Kampfdrohnen und auch mit Raketen und Marschflugkörpern an.

Am Sonntag sagte Selenskyj, allein in der vergangenen Woche habe Russland mehr als 3.100 Drohnen, 92 Raketen und rund 1.360 Gleitbomben gegen die Ukraine eingesetzt. Russland führt seit mehr als dreieinhalb Jahren Krieg gegen das Nachbarland.

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