Venezuela: Militärplanungen hinter verschlossenen Türen
Die Administration von US-Präsident Donald Trump verbrachte die vergangene Woche damit, mögliche militärische Operationen gegen Venezuela vorzubereiten. Der Präsident erklärte, er habe „so gut wie entschieden“, welche Schritte folgen sollen, ohne jedoch konkrete Details zu nennen. Seine Kommentare an Bord der Air Force One heizten Spekulationen weiter an, dass die Vereinigten Staaten bereit sein könnten, das Regime von Nicolás Maduro direkt anzugreifen, so das estische Wirtschaftsportal Äripäev.
Während Maduro in Venezuela bei einer Propagandaveranstaltung John Lennons „Imagine“ anstimmte, verkündete US-Verteidigungsminister Pete Hegseth die Operation „South Spear“, deren Ziel immer klarer in Richtung eines Sturzes der Regierung in Caracas weist. Parallel dazu überschatten neue Enthüllungen rund um die E-Mails des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein (mit wiederholten Bezügen zu Trump) die innenpolitische Lage. Doch diese innenpolitischen Turbulenzen scheinen die Bereitschaft des Weißen Hauses nicht zu dämpfen, militärisch aktiv zu werden.
Massive US-Truppenpräsenz in der Karibik
Seit September führt das US-Militär Angriffe gegen mutmaßliche Drogenkartelle durch, bei denen fast einhundert Personen getötet wurden. Parallel dazu wurde eine beachtliche Streitmacht in der Karibik zusammengezogen: Der Flugzeugträger „Gerald R. Ford“, acht weitere Kriegsschiffe, ein nuklearbetriebenes U-Boot und F-35-Kampfjets im Verbund mit rund 15.000 Soldaten.
Das US-Justizministerium wiederum arbeitet seit dem Sommer an einer juristischen Grundlage für einen Angriff. Ein Argument lautet, man müsse den Zustrom von Fentanyl stoppen – ein Versuch, den Einsatz als Abwehr chemischer Bedrohungen zu klassifizieren. Gleichzeitig verweist das juristische Memo darauf, dass der Präsident als Oberbefehlshaber militärische Operationen ohne Zustimmung des Kongresses beginnen könne und erst nach 60 Tagen eine Genehmigung einholen müsse. Insidern zufolge könnten Spezialeinheiten wie die Delta Force eingesetzt werden, die auf die Ausschaltung sogenannter „High-Value Targets“ spezialisiert ist. Ein Regierungsmitarbeiter sagte der Washington Post, Maduro habe „allen Grund, Angst zu haben“.
Ein gespaltenes Washington, aber ökonomische Interessen sind enorm
Trump sieht sich mit erheblichem Widerstand in der eigenen Partei konfrontiert. Mehrere Abgeordnete äußern Zweifel an den offiziellen Erklärungen der Regierung. Kritiker betonen, Trump habe im Wahlkampf versprochen, „unnötige Kriege“ zu vermeiden und sich auf die Innenpolitik zu konzentrieren. Nun aber droht eine der größten militärischen Eskalationen seiner bisherigen Amtszeit.
Venezuela ist trotz der enormen Ölreserven wirtschaftlich kollabiert. Unter Hugo Chávez und Nicolás Maduro brach die Ölproduktion auf rund eine Million Barrel pro Tag ein, was ein Bruchteil früherer Kapazitäten ist. Der Staatsapparat ist vollständig vom Öl abhängig, und die Regierung konnte rund 200.000 loyale Männer für den Schutz ihres Regimes mobilisieren. Ein interner Umsturz gilt daher als unwahrscheinlich.
Gleichzeitig spricht aus Sicht Washingtons viel für eine Intervention: Ein proamerikanisches Regime in Caracas könnte US-Ölkonzernen äußerst günstige Bedingungen bieten und den globalen Markt mit Millionen zusätzlicher Barrel entlasten. Angesichts der jüngsten Prognose der Internationalen Energieagentur, wonach der Öl- und Gasbedarf mindestens bis 2050 weiter steigt, wären die geopolitischen Gewinne erheblich.
Energiepreise und geopolitische Stabilität stehen auf dem Spiel
Eine Eskalation in Venezuela hätte direkte Auswirkungen auf Europa und Deutschland. Die globalen Energiemärkte reagieren sensibel auf politische Schocks im Ölsektor. Ein militärischer Konflikt könnte kurzfristig zu Preissprüngen führen, wie gesagt mittelfristig jedoch, im Falle eines Regimewechsels, zusätzliche Ölquellen eröffnen. Aus deutscher Sicht wäre jede Unruhe in Lateinamerika ein Risiko für Energieimporteure, Raffinerien und die Industrie.
Eine US-Intervention in Venezuela hätte weltweite Folgen. Russland und China unterstützen Maduro politisch, wirtschaftlich und teilweise militärisch. Ein Sturz seines Regimes würde die Machtbalance im westlichen Hemisphärenraum fundamental verändern. Gleichzeitig könnte ein amerikanischer Angriff globale Konfliktlinien verschärfen. Und das mitten in einer Phase, in der Washington gleichzeitig den Druck auf China erhöht und die Ukraine unterstützt.
Für Lateinamerika wäre der Einsatz ein historischer Wendepunkt: Er könnte alte Fronten zwischen linksgerichteten Regierungen und prowestlichen Kräften neu beleben.
Alles deutet auf eine Eskalation hin
Auch wenn Trump seine Entscheidung offiziell offenlässt, sprechen Truppenbewegungen, rechtliche Vorbereitungen und politische Rhetorik eine klare Sprache. Der Präsident scheint fest entschlossen, Maduro unter Druck zu setzen. Auch mit militärischen Mitteln.
Ein Krieg in Venezuela wäre der gefährlichste sicherheitspolitische Schritt der USA seit Jahren. Für die Region, für die Energiemärkte und für die internationale Stabilität wäre er ein massiver Einschnitt. Ob Washington den letzten Schritt tatsächlich geht, hängt nun vom Weißen Haus und der Reaktion Maduros ab. Doch der Kurs ist klar: Die USA bereiten sich ernsthaft auf ein mögliches militärisches Eingreifen vor.

