Politik

Trump warnt die Ukraine und verspottet Europa. „Am Ende gewinnt der Stärkere“

US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck auf die Ukraine und attackiert gleichzeitig europäische Staatschefs. Seine Aussagen im Interview deuten auf eine dramatische Verschiebung der amerikanischen Außenpolitik hin.
11.12.2025 11:00
Lesezeit: 3 min
Trump warnt die Ukraine und verspottet Europa. „Am Ende gewinnt der Stärkere“
Präsident Trump erklärt Europa für „verfallen“ und drängt Ukraine zu Zugeständnissen. (Foto: dpa) Foto: Mark Schiefelbein

Trump setzt Selenskyj unter Druck

Während die Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine weiterlaufen, erhöht Donald Trump nun den Druck auf Präsident Selenskyj, eine Friedenslösung zu akzeptieren. In einem aufsehenerregenden Interview mit Politico erklärt Trump, dass Putin in den Friedensverhandlungen im Vorteil sei und dass die Ukraine im Krieg „im Begriff ist zu verlieren“. „Ich erkenne dem ukrainischen Volk und dem ukrainischen Militär enormen Mut und Kampfgeist an. Doch irgendwann gewinnt der Stärkere“, erklärt Trump. Gleichzeitig betont er, dass er nicht beabsichtige, die Unterstützung für die Ukraine aufzugeben.

Als Trump gefragt wird, wer in den laufenden Friedensverhandlungen am stärksten dastehe, zögert er nicht. „Es kann keinerlei Zweifel geben. Es ist Russland“, sagt Trump. Er fügt hinzu, dass Selenskyj „anfangen müsse, Dinge zu akzeptieren“. Der Präsident attackiert zudem Europa. Er behauptet, der Kontinent befinde sich „im Verfall“ und werde von „schwachen“ Führungspersönlichkeiten geleitet.

Die neue US-Sicherheitsstrategie schockiert Europa

Trumps scharfe Aussagen erfolgen nur wenige Tage nach der Veröffentlichung der neuen nationalen Sicherheitsstrategie der USA. Diese markiert einen deutlichen Kurswechsel in der amerikanischen Außenpolitik und wird in Europa als beunruhigend beschrieben. Unter anderem deutet das Dokument an, dass die USA nicht länger automatisch als Garant für Europas Sicherheit auftreten werden. Gleichzeitig wird darin festgehalten, dass Putin nicht länger als Feind betrachtet wird. Die Strategie fordert vielmehr dazu auf, „die strategische Stabilität mit Russland wiederherzustellen“.

In dänischen und amerikanischen Medien heißt es, dies komme nicht überraschend. Die Strategie spiegele klar das Weltbild der Maga-Bewegung wider. Der Historiker und Autor Max Boot schreibt in einem Kommentar in der Washington Post, dass das „Niederschmetterndste“ die völlig neue Haltung gegenüber Russland sei. Während Bidens Strategie eine deutliche Verurteilung von „Russlands brutaler und unprovozierter Kriegführung gegen das Nachbarland Ukraine“ enthielt, enthalte Trumps Strategie keinerlei Kritik. Russlands Sprecher Dmitri Peskow erklärte laut Reuters, die neue amerikanische Sicherheitsstrategie sei „weitgehend im Einklang“ mit dem Weltbild des Kreml.

Zähe Verhandlungen und wachsende Spannungen im Westen

Das Politico-Interview ist ein weiteres Zeichen dafür, dass Trumps Geduld schwindet, da die Friedensverhandlungen bisher keine Ergebnisse gebracht haben, so das dänische Portal Borsen. Der erste amerikanische Vorschlag für einen Friedensplan wurde im November sowohl von der Ukraine als auch von europäischen Staaten abgelehnt. Dieser Vorschlag sah unter anderem vor, dass die Ukraine die gesamte Region Donbas an Russland abtreten solle.

Seitdem laufen intensive Verhandlungen, um zu einer Vereinbarung zu gelangen, die sowohl Putin als auch Selenskyj akzeptieren können. Gestern war Selenskyj in London. Er traf den britischen Premierminister Keir Starmer, den deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz und den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, um über den jüngsten Plan zu beraten. Dieser wurde den Europäern übermittelt, nachdem die USA mit Putin und dessen Beratern verhandelt hatten.

Der ukrainische Präsident kündigte an, einen überarbeiteten Entwurf an die USA zu übergeben. Laut CNN fürchten europäische Regierungsbeamte jedoch zunehmend, dass Trump aufgrund der ausbleibenden Fortschritte ungeduldig wird. Es bestehe die Gefahr, dass er sich aus den Gesprächen zurückzieht und die Schuld der Ukraine und Europa zuschiebe. Ein hochrangiger US-Regierungsbeamter bestätigt diese Einschätzung gegenüber dem Medium. „Es wird zunehmend zu einer politischen Belastung für ihn, wenn der Krieg ohne absehbares Ende weitergeht.“

Diplomatie am Abgrund

Die Aussagen Trumps verschärfen die Trump-Krise und zeigen die zunehmende Unsicherheit in den transatlantischen Beziehungen. Während Europa mehr und mehr auf eine stabile Sicherheitsgarantie angewiesen ist, signalisiert Washington unter Trump eine strategische Neuordnung. Die geopolitische Verschiebung stärkt Russland in den Verhandlungen und schwächt die Position der Ukraine. Gleichzeitig muss Europa erkennen, dass die bisherige Abhängigkeit von den USA nicht mehr selbstverständlich ist. Die strukturellen Spannungen im Westen erreichen damit einen neuen Höhepunkt.

Trump erhöht den Druck auf die Ukraine und stellt Europa öffentlich infrage. Seine Aussagen zeigen eine außenpolitische Neuorientierung, die für die europäische Sicherheit gravierende Folgen hat. Die Trump-Krise ist damit nicht nur eine diplomatische Herausforderung, sondern ein Wendepunkt für die zukünftige Rolle des Westens im Ukrainekrieg.

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