Politik

Trotz Lebensmittelkrise: USA verwenden 40% des Getreides für Kraftstoff Ethanol

Die schlimmste Dürre seit einem halben Jahrhundert treibt die Lebensmittelpreise in die Höhe. Angesichts der großen Mengen an Getreide, die in den USA zur Produktion vom Kraftstoff Ethanol verwendet werden, ist dies nicht verwunderlich. 40 Prozent des Getreides werden dazu genutzt. Nun fordert die Uno den sofortigen Stopp dieser Produktion.
10.08.2012 13:41
Lesezeit: 1 min

40 Prozent der amerikanischen Maisernte fließen dank eines Mandats des US-Kongresses in die Produktion des Kraftstoffs Ethanol. Doch die steigenden Lebensmittelpreise erhöhen nun den Druck auf die Regierung, dieses Mandat auszusetzen. Nachdem die USA in diesem Jahr den heißesten Juli seit 117 Jahren hatten und die größte Dürre seit einem halben Jahrhundert durchlebten, steigen die Lebensmittelpreise. Die Preise für Mais, Soja und Weizen sind seit Juni zwischen 30 und 50 Prozent gestiegen. Und da die USA fast die Hälfte des weltweiten Mais exportiert, ein Drittel der weltweiten Ernte von Sojabohnen unterhält und bis zu einem Fünftel des weltweiten Weizens produziert, haben die derzeitigen Veränderungen einen erheblichen Einfluss auf den globalen Agrarmarkt.

Aus diesem Grund hat die UNO nun einen sofortigen Stopp der staatlich verordneten US-Ethanol-Produktion gefordert. Damit erhöht sich der Druck auf die amerikanische Regierung, denn auch Viehzüchter, Milchproduzenten, aber auch Abgeordnete hatten bereits Alarm geschlagen. José Graziano da Silva, Direktor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO schrieb in einem Kommentar der FT, dass eine vorübergehende Reduzierung dieser Quote „dem Markt eine Atempause verschaffen und es ermöglichen würde, mehr Getreide als Nahrung und Tierfutter zu nutzen“. Zwar gebe es noch keine Krise, doch die schwere Dürre in den USA mache die globalen Märkte „höchst anfällig" für weitere Erschütterungen. „Die Risiken sind hoch und die falschen Antworten auf die aktuelle Situation könnten“ eine Krise erst schaffen.

Aber einige Experten geben zu bedenken, dass eine solche Aussetzung geringere Auswirkungen auf die Nahrungsmittelpreise haben könnte, als erwartet. Selbst bei einem Stopp des Mandats würden die US-Raffinerien Milliarden Gallonen Ethanol brauchen, um ihre umweltbezogenen Spezifikationen von Kraftstoffen zu erreichen. Zudem ist Ethanol derzeit ein riesiger Bestandteil der weltweiten Energieversorgung und die Aussetzung des Mandats könnte den Ölpreis anheben. Der US-Landwirtschaftsminister, Tom Vilsack, argumentiert, dass die US-Biokraftstoff-Industrie die Benzinpreise gesenkt und Arbeitsplätze geschaffen habe. Darüber hinaus, so Vilsack, hätten die gestiegenen Preise die Ethanol-Produktion bereits eingedämmt. Durch eine Aussetzung des Mandats könne nicht das erreicht werden, „wovon einige Leute glauben, dass es passieren würde“, sagte er in einem Interview mit der FT.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Kommt sie doch die Pkw-Maut? CSU-Juristen wollen Abgabe für alle
08.03.2025

Das Scheitern der Maut für Autofahrer auf deutschen Autobahnen hat mehr als 240 Millionen Euro gekostet. Nun formiert sich pünktlich zur...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump-Zölle: Welche Auswirkungen die umstrittene Zollpolitik auf Deutschland und die Welt hat
08.03.2025

Der US-Präsident setzt seine umstrittene Zollpolitik um, doch weltweit regt sich Widerstand gegen die Maßnahmen. Zunächst hatte Donald...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Leica Camera AG: Hidden Champion der Fotografie – zwischen Mythos und Moderne
07.03.2025

Sie gelten als der Porsche unter den Fotoapparaten – Kameras des Wetzlarer Herstellers Leica. Wie die Traditionsmarke mit deutscher...

DWN
Politik
Politik Trumps Feldzug gegen die Wissenschaft wird zur Chance Deutschlands
07.03.2025

In der US-Hauptstadt Washington marschieren heute Wissenschaftler aus ganz Amerika zum Kongress, um gegen Entlassungen und Einsparungen der...

DWN
Finanzen
Finanzen Euro-Dollar-Kurs: Ist der Euro die Währung der Stunde?
07.03.2025

Noch vor ein paar Wochen galt der Dollar als Währung der Stunde, der Euro schwächelte dagegen. Nun scheint das Verhältnis umgedreht. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warnstreiks: Verdi legt Flughäfen lahm - halbe Millionen Passagiere bleiben am Boden
07.03.2025

Fluggäste müssen sich am Montag (10. März) auf erhebliche Einschränkungen einstellen: Die Gewerkschaft Verdi ruft zu einem ganztägigen...

DWN
Politik
Politik Schwarz-rotes Finanzpaket: AfD will Sondersitzungen mit Gang vors Verfassungsgericht sprengen - auch Linke erwägt Klage
07.03.2025

Die AfD fordert die Absage der geplanten Sondersitzungen des alten Bundestags zur Lockerung der Schuldenbremse und droht mit einer Klage...

DWN
Politik
Politik Olaf Scholz: Afghanistan-Flüge könnten juristisches Nachspiel für den Kanzler haben
07.03.2025

Hat der jüngste Charter-Flug von Afghanistan nach Deutschland rechtliche Konsequenzen für Kanzler Scholz? Für eine Anwaltskanzlei aus...