Politik

US-Marine verlagert Soldaten dauerhaft ans Schwarze Meer

Die USA will in Zukunft verstärkt Präsenz in Osteuropa zeigen. Eingesetzt werden soll dazu ein gut 300 Mann starkes Bataillon mit Sitz in Rumänien. Daneben will die US-Marine intensiver in unmittelbarer Nachbarschaft kreuzen. Die Amerikaner wollen schneller auf die Entwicklung in der Ukraine reagieren können.
15.06.2014 01:26
Lesezeit: 2 min

Bereits im Vorfeld des G7-Gipfels in Brüssel hatte die US-Regierung die Gründung der so genannten European Reassurance Initiative (ERI) angekündigt. Die Maßnahme kostet die USA gut eine Milliarde Dollar. Sie soll das US-Engagement für mittel- und osteuropäische Staats- und Regierungschefs angesichts des aggressiven russischen Verhaltens gegenüber der Ukraine stärken.

Ein wesentlicher Bestandteil von ERI ist die Einsetzung einer „Black Sea Rotational Force“ (BSRF) der US-Marine. Dabei handelt es sich um ein 250 Soldaten starkes Bataillon mit Standort Rumänien. Die Einheit solle „im Fall der Fälle“ auf Krisen im Großraum Balkan – Schwarzmeer – Kaukasus reagieren können. In erster Linie solle es aber auch die Partnerschaft mit den örtlichen Streitkräften pflegen, so die Bundeswehr.

Auf der Mihail Kogainiceanu (MK) Air Base werden Marinesoldaten und Seeleute auf Rotationsbasis eingesetzt. Darüber hinaus werden weitere 500 US-Soldaten auf MK stationiert, die nicht direkt mit BSRF verbunden sind. Zusätzlich zu den Kräften in Rumänien will die BSRF bereits in naher Zukunft für eine „robuste und sichtbare Präsenz“ der US-Marine im Schwarzen Meer sorgen.

Bereits zu Beginn der Ukraine-Krise hatten mehrere US-Kriegsschiffe Häfen in Rumänien und Georgien angelaufen. Kurz vor dem Krim-Referendum Mitte März fand ein gemeinsames Marinemanöver der USA mit Bulgarien und Rumänien statt. In Polen gab es zeitgleich Luftwaffenmanöver, an denen die USA ebenfalls beteiligt waren. Zudem hatte die Nato AWACS-Flugzeuge zur Kontrolle des Luftraums rund um die Ukraine entsandt (mehr hier). Diese Visiten sollen in Zukunft fortgesetzt und tatsächlich Teil einer regelmäßigen Rotation mit Einsätzen im Mittelmeer werden.

„All diese Punkte weiten nun die Silhouette eines zuvor etablierten US-Horizonts in Europa, der bisher im Mittelmeer endete, aus. Nun reicht dieser bis in ein Gebiet, das Russland als seinen 'Einflussbereich', nämlich die einstige UDSSR, betrachtet“, schreibt Dr. Milan Sturigs, in Mazedonien stationierter Berater der US-Regierung, auf seinem Blog.

Inzwischen hätte der Beitritt von Rumänien und Bulgarien in die EU im Jahr 2007 die Grenze der EU bis an die Ufer des Schwarzen Meeres getragen. Die wirtschaftliche und politische Einflusssphäre von Brüssel habe sich erweitert. Darüber hinaus hätten die Ereignisse der vergangenen sechs Monate in der Ukraine die amerikanisch-russischen Beziehungen zu einem Punkt gebracht, an dem Washington und Moskau zum ersten Mal seit dem Untergang der UdSSR wieder ein Vokabular wie zu Zeiten des Kalten Krieges gebraucht hätten.

„Diese ganzen Ereignisse haben die USA dazu gebracht, einen neuen Brückenkopf auf dem Schwarzen Meer und ein neues Engagement mit der NATO und angehenden NATO-Partnern in der Region zu etablieren“, sagt der US-Berater. Die Einbeziehung von nicht-NATO-Partnern wie Georgien in diese Initiative signalisiere: Man will demokratisch gewählte Regierungen langfristig stützen.

Nach Ansicht von Sturigs ist gerade die Einbindung von Georgien in einen kollektiven Sicherheitsplan ein „längst überfälliger Schritt“. Das Land bekam mit dem Einmarsch der Russen in Georgien im August 2008 die Aggressivität Moskaus zu spüren. Georgien verlor damals jegliche Kontrolle über Abchasien und Südossetien. Georgiens Teilnahme an der BSRF sei jedoch nicht als ein Zug gegen Russland zu werden. Es sei lediglich die Aufnahme eines Landes, das sich der Demokratie verpflichtet habe.

Das Thema Sicherheit in der Schwarzmeer-Region versucht die EU seit Jahren mit ihrer Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) voranzutreiben. Der Fokus der USA lag bislang jedoch an anderer Stelle. Die aktuelle US-Initiative ist nun eine inhaltliche Verpflichtung, das Schwarze Meer nicht zu einem „schwarzen Loch“ für die aufstrebenden demokratischen Regierungen in dieser Region werden zu lassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Ukraine kann laut Trump nun doch wieder auf US-Geheimdienstinformationen hoffen
10.03.2025

Nach einem vorübergehenden Stopp von US-Militärhilfen, kann die Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland nun wieder darauf hoffen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand gibt auf: Negativrekord an Insolvenzen und kurzfristiger Betriebsschließungen
10.03.2025

So viele mittelständische Betriebe wie noch nie gehen pleite oder erwägen eine Geschäftsaufgabe: Laut einer KfW-Studie stehen mehr als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen legen Flugverkehr lahm
10.03.2025

Tausende Flugreisende müssen tapfer sein: Wegen eines Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi fallen an diesem Montag viele Flüge aus....

DWN
Politik
Politik Trudeau-Nachfolger: Mark Carney soll Kanada führen
10.03.2025

Der ehemalige Zentralbankchef Mark Carney wird neuer Vorsitzender der Liberalen Partei in Kanada. Das ergab eine Abstimmung unter...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schuldenbremse Wählerbetrug: 500 Milliarden Sonderschulden mit alten Bundestag - Das Ergebnis von CDU und SPD
10.03.2025

Die Wirtschaft sieht für die CDU einen klaren Auftrag für Umsetzung dringende Wirtschaftsreformen. Doch die SPD und auch die Grünen und...

DWN
Panorama
Panorama 25 Jahre London Eye: Ein Wahrzeichen mit stolzen Eintrittsgeldern
10.03.2025

Das London Eye, ursprünglich nur als temporäres Millennium-Projekt geplant, ist heute eines der bekanntesten Wahrzeichen Londons und...

DWN
Technologie
Technologie Kernfusionsreaktor: Deutschlands Weg zur Fusionsenergie
10.03.2025

Kernfusionsreaktor – eine Technologie mit gigantischem Potenzial, aber vielen offenen Fragen. Die CDU will Deutschland an die Spitze der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Großbaustelle für die neue Regierung
09.03.2025

Die desolate Lage der deutschen Wirtschaft wird eine der größten Herausforderungen für die neue Bundesregierung und das dringendste...