Politik

Wegen EU-Annäherung: Russland verhängt Sanktionen gegen Moldawien

Die russischen Behörden haben den Import von verarbeitetem Fleisch aus Moldawien verboten. Dies ist offenbar eine Reaktion auf ein Handelsabkommen des Landes mit der EU. Im kommenden Jahr will Moldawien die Beitrittsverhandlungen zur EU beginnen.
04.07.2014 00:06
Lesezeit: 2 min

Russland hat den Import von verarbeiteten Rindfleisch, Pferdefleisch und Schweinefleisch aus Moldawien verboten. Die Sanktionen gegen Europas ärmstes Land kamen am selben Tag, an dem es ein Assoziationsabkommen mit der EU unterzeichnete. Die russische Veterinärbehörde begründet das Importverbot mit der Gefahr von afrikanischen Schweinefieber. Es tritt am Samstag in Kraft.

Das moldawische Parlament bestätigte am Mittwoch ein Abkommen über Freihandel und politische Assoziation mit der EU. Dabei gab es 59 Fürstimmen und vier Gegenstimme, berichtet der EUObserver. Die 38 Abgeordneten der oppositionellen Kommunistischen Partei verließen während der Abstimmung aus Protest den Saal.

Das Assoziierungsabkommen tritt am 1. Oktober in Kraft, kurz vor den Wahlen im November. Wenn die Kommunisten die Wahlen gewinnen, könnten sie das Abkommen rückgängig machen. Doch in Umfragen liegen sie derzeit bei nur 30 Prozent.

Die Unterstützung für die EU-freundliche Koalition wächst, auch weil die EU die Visa-Beschränkungen dieses Jahr erleichtert hat. Präsident Nicolae Timofti sagte: „Wir sind entschlossen, uns weiter in Richtung Europa zu bewegen, weil das moldawische Volk es verdient, unter denselben Standards zu leben wie die Europäer.“

Neben der Republik Moldau hat am Freitag auch Georgien ein Assoziierungsabkommen mit der EU unterzeichnet. Die EU will den Ländern bei der Reformierung ihrer Justiz, Polizei und Geheimdienste helfen (mehr hier).

Außenminister Julian Groza sagte EUobserver am Donnerstag, der nächste Schritt sei der formale Antrag auf eine EU-Mitgliedschaft.

„Der frühestmögliche Zeitpunkt dafür ist ein Jahr nach dem Inkrafttreten DCFTA [der EU-Handelspakt]. Ein Jahr nach der Umsetzung hätten wir das moralische Recht, dies zu tun. Daher schauen wir auf Ende 2015. Aber das hängt natürlich auch von der europäischen Unterstützung ab.“

Das Importverbot auf verarbeitetes Fleisch sei „symbolisch“, so Groza. Denn Moldawien exportiere vor allem Rohfleisch nach Russland. Zudem habe sich Russland Verbündeter Weißrussland den Sanktionen nicht angeschlossen. Auch das Verbot von moldawischem Wein hatte Weißrussland nicht mitgetragen.

Der stellvertretende Premier Russlands, Dmitry Rogozin, traf sich am Mittwoch in Moskau mit Abgeordneten der abtrünnigen moldawischen Region Transnistrien. Dabei wurden Abkommen unterzeichnet, die darauf abzielen, die transnistrischen Exporte von den EU-Märkten nach Russland umzuleiten, so Rogozin.

Die Schritte Moldawiens in Richtung EU gingen gegen die „natürliche Logik des Lebens“ und verletzten Transnistriens „fundamentale Rechte“, so Rogozin. „Russland wird der Region alle Arten von Unterstützung gewähren, damit sie diese schwierige Phase überstehen kann.

In Transnistrien, das sich in den 90er Jahren von Moldawien trennte, sind noch immer 2.500 russische Soldaten stationiert. Doch die Region ist von Moldawien und der Ukraine eingekreist.

In der Ukraine-Krise gibt derzeit es offenbar deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den USA und mehreren EU-Staaten. Der russische Präsident Wladimir Putin wirft den Amerikanern vor, sie wollten die Europäer für ihre eigenen Interessen benutzen (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz: Möbelhersteller Nolte macht dicht - rund 240 Beschäftigte verlieren ihre Existenz
07.05.2025

Abschied von Schlafzimmern made in Germany: Der Möbelhersteller Nolte in Germersheim wird sein Werk voraussichtlich schließen. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Novo Nordisk im freien Fall: Ist der Kursrutsch eine Kaufchance oder der Anfang vom Ende?
07.05.2025

Ein europäischer Pharmariese steht unter Druck: Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk hat wegen des scharfen Wettbewerbs rund um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Dominanz im globalen Automobilsektor: Warum China die europäische Automobilindustrie vernichten wird
07.05.2025

Mit voller staatlicher Unterstützung, technologischem Vorsprung und aggressiver Expansion erobern chinesische Autobauer den Weltmarkt –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bonpflicht: Top oder Flop? Geplantes Ende der Bonpflicht sorgt für Freude und Ärger
07.05.2025

Steuerbetrug und Papiermüll: Seit ihrer Einführung vor knapp fünf Jahren blieb die Pflicht, auch für kleine Einkäufe Kassenbons...

DWN
Politik
Politik EU-Gasverbot: EU will russisches Gas verbieten – doch das Völkerrecht steht im Weg
07.05.2025

Die EU-Kommission plant ein Verbot für russisches Gas – bis spätestens Ende 2027 sollen sämtliche Lieferungen gestoppt werden. Doch...

DWN
Politik
Politik Nach Rumpel-Wahlstart: Kanzler Merz in Paris und Warschau - Macron: Deutsch-französischer Sicherheitsrat geplant
07.05.2025

Auf den ersten Besuch von Friedrich Merz als Bundeskanzler in Paris wird dennoch hoffnungsvoll geblickt. Frankreichs Präsident Macron will...

DWN
Panorama
Panorama Im Vatikan läuft die Papstwahl: Konklave könnte mehrere Tage dauern - die Hintergründe
07.05.2025

Streng geheim und streng ritualisiert: Seit diesem Mittwoch versammeln sich 133 Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz: So stärken Führungskräfte das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter
07.05.2025

Psychische Erkrankungen gelten laut dem DAK-Gesundheitsreport 2023 als der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen. Umso wichtiger...