Politik

Umfrage: Mehrheit der Deutschen will Griechenland-Austritt

Fast die Hälfte der Deutschen geht davon aus, dass Griechenland die notwendigen Reformen nicht umsetzen wird und nur ein Viertel rechnet mit einer Rückzahlung der geleisteten Finanzhilfen. Die Italiener und Spanier sind etwas optimistischer. Hier glauben noch die meisten, dass Griechenland seine Wirtschaft umbauen kann.
03.09.2012 09:24
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Offener Brief an Joachim Gauck

Während der griechische Premier, Antonis Samaras, in Europa auf Reisen geht, um mehr Zeit zur Umsetzung des Sparprogramms zu erreichen, gerät die deutsche Regierung zunehmend unter Druck. Der Unmut über die Schuldenkrise und die sich häufenden Rettungspakete erhöht den Widerstand in der deutschen Bevölkerung gegen eine politische Union (hier). Doch auch Griechenland verliert an Sympathie in Deutschland.

54 Prozent der befragten Deutschen sind der Meinung, Griechenland sollte den Euro verlassen – nur rund ein Viertel ist für einen Verbleib in der Eurozone. Lediglich 26 Prozent glauben zudem, dass Griechenland irgendwann seine Bailout-Schulden zurückzahlen wird und die Hälfte der Deutschen geht darüber hinaus davon aus, dass das Land die notwendigen Reformen nicht umsetzen kann, die Griechenland von den internationalen Gläubigern unabhängig machen würden.

Wie die Umfrage unter 1000 Befragten deutlich macht, unterscheiden sich die Meinungen im Norden Europas gegenüber Griechenland deutlich von denen in der Peripherie. Bei den Franzosen wollen zwar lediglich 32 Prozent einen Austritt Griechenlands aus dem gemeinsamen Währungsraum, aber auch hier ist wie bei den Deutschen Bürgern die Skepsis gegenüber dem Land groß. Sowohl in Deutschland als auch in Frankreich finden nur rund ein Viertel der Bürger, dass die Mitglieder der Eurozone mehr tun müssten, um den Land weiterhin zu helfen. Die Italiener und Spanier sind deutlich positiver bezüglich Griechenlands Zukunft. So sind beispielsweise 88 Prozent der Italiener und 70 Prozent der Spanier einigermaßen „zuversichtlich“, dass Griechenland die Reformen umsetzen wird.

Nichtsdestotrotz geht aus der Studie auch hervor, dass die meisten Erwachsenen in den vier Ländern der Eurozone relativ optimistisch sind, wenn es darum geht, zu bewerten, ob ihre Regierungen die entsprechenden Lösungen für die Bekämpfung der Schuldenkrise finden. Besonders in Italien (83 Prozent) und in Spanien (63 Prozent) ist die Zuversicht sehr groß. Dennoch glaubt die Mehrheit der Deutschen, Franzosen, Italiener und Spanier, dass die ursprünglich viel gepriesenen Sparmaßnahmen einen negativen Effekt auf die Schuldenkrise haben.

Weitere Themen

OECD: Kein Land soll den Euro-Raum verlassen

SPD-Steinmeier will Griechenland Zahlungsaufschub gewähren

Griechenland: Ärzte behandeln Patienten nur noch bei Barzahlung

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...