Finanzen

Frankreich nervös: Bankenunion soll wankende Pariser Banken retten

Lesezeit: 1 min
15.09.2012 22:59
Frankreich will im Gegensatz zu Deutschland die Bankenunion so schnell wie möglich durchpeitschen. Blickt man hinter die Kulissen der französischen Bankenlandschaft, wird klar warum Frankreich die Bankenunion so dringend will.
Frankreich nervös: Bankenunion soll wankende Pariser Banken retten

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Aktuell: Marc Faber: Ben Bernanke wird die Welt zerstören

Der französische Finanzminister, Pierre Moscovici, drängte am Treffen der EU-Finanzminister auf Zypern zu einer raschen Umsetzung der europäischen Bankenunion: „Wir sollten keine Zeit damit verlieren, erst die Euro-Krise zu lösen. Es geht nicht darum, zu hetzen, aber wir müssen den Takt der Reformen halten“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters zufolge nach den Beratungen in Nikosia.

Damit zeichnet sich im Zuge der Bankenunion ein neuer Konflikt zwischen Frankreich und Deutschland ab. Vor allem bei der neu geplanten Bankenaufsicht, sind sich die beiden Länder ganz und gar nicht einig: Während Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble eine Verlagerung der Bankenaufsicht zur Europäischen Zentralbank bis zum Jahresende für unrealistisch hält, widerspricht ihm sein französischer Amtskollege hier offen.

Dabei erscheint es selbst bei oberflächlicher Betrachtung unmöglich, in den verbleibenden drei Monaten dieses Jahres eine Behörde aufzubauen, die Tatsächlich alle 6.000 Banken beaufsichtigen könnte. Dadurch würde in Frankfurt eine Mammut-Behörde entstehen, welche die Aufgabe von derzeit knapp 10.000 nationalen Bankenaufsehern übernehmen müsste (mehr zu diesem zentralistischen Plan hier).

Auch ein zweiter Aspekt der Bankenunion wird aktuell von Deutschland blockiert. Die europäische Einlagensicherung wurde auf Betreiben der Bundesregierung aus den Entwürfen der Bankenunion gestrichen. Sie hätte verursacht, dass die Ersparnisse Deutscher Anleger auch für die Rettung ausländischer Banken herangezogen werden könnten (mehr hier). Der Sparkassen- und Giroverband (DSGV) läuft gegen die Gefährung der deutschen Spareinlagen durch eine Bankenunion seit Monaten Sturm (mehr dazu - hier).

Die Bankenkrise in Frankreich (mehr hier) dürfte wohl der Hauptgrund dafür sein, dass Pierre Moscovici so sehr auf eine Bankenunion drängt. Vor allem wenn man betrachtet, wie verhältnismäßig wenige Bankenaufseher Frankreich beschäftigt, wird verständlich, warum die Franzosen die Verantwortung für die Banken so schnell wie möglich bei der EZB sehen wollen (mehr hier). Die Nervosität in Paris findet ihren Ausdruck auch in dem verstärkten Druck, den Frankreich auf Spanien ausübt: Die Franzosen wollen, dass Spanien unter den EU-Rettungsschirm schlüpft, um eine Ansteckung zu vemeiden (hier).

Mehr Themen:

EU: Ratspräsident Van Rompuy will nationale Staatshaushalte auflösen

Flucht nach vorne: EU will europäischen Superstaat schaffen

Goldman Sachs drängt Spanien unter den Rettungsschirm


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...