Politik

Bundesbank: Noch 12,9 Milliarden D-Mark im Umlauf

Lesezeit: 3 min
26.12.2015 01:23
Manche möchten sich nicht von ihrer D-Mark-Sammlung trennen. Andere haben vergessen, dass sie im Keller oder unterm Bett noch altes Bargeld horten. Knapp 14 Jahre nach dem Abschied von der D-Mark sind noch alte Scheine und Münzen im Milliardenwert im Umlauf.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Harald Schmidt von der dpa hat eine interessante Reportage über die D-Mark in Deutschland geschrieben:

Manch ein Erwachsener sehnt sich nach der D-Mark zurück, während die alte deutsche Währung vielen Kindern völlig unbekannt ist. Zum Beispiel einem Vierjährigen, der im Sammelalbum seines Großvaters eine 500-D-Mark-Banknote fand. Die große Burg auf der Rückseite sprach den Jungen an, wie die Deutsche Bundesbank berichtet: «Er nahm die Banknote mit in den Kindergarten, schnitt dort das Motiv der Burg Eltz mit der Schere aus - glücklicherweise großzügig - und klebte die Burg auf ein Blatt Papier, das anschließend weiter bemalt wurde.» Mehrere Tage hing das neue Bild an einer Wand im Kindergarten, bis die echte Banknote endlich erkannt wurde.

Der Opa des Jungen ist bei weitem nicht der Einzige, der sich nicht von seinem D-Mark-Bargeld trennen kann. Zwar hat die Deutsche Mark schon seit der Euro-Bargeldeinführung vor fast 14 Jahren als Zahlungsmittel ausgedient. Dennoch horten die Deutschen noch immer Scheine und Münzen im Wert von mehreren Milliarden Euro. Bei einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov gab mehr als jeder Zweite (54 Prozent) an, noch Münzen oder Scheine der alten deutschen Währung zu Hause zu haben.

Nach Zahlen der Bundesbank waren Ende November noch rund 168 Millionen D-Mark-Scheine und gut 24 Milliarden D-Mark-Münzen im Umlauf. Vor allem bei den Geldstücken scheint den Menschen eine Trennung schwer zu fallen: Bezogen auf den Wert des D-Mark-Bargelds zur Euro-Bargeldumstellung Ende 2001 befanden sich im November 2015 nur noch rund vier Prozent der Banknoten im Umlauf - dagegen wurden 54 Prozent der Münzen bis heute nicht umgetauscht. Die Bundesbank betont dennoch: «Die Zahlen zeigen, dass eine große Menge an D-Mark bereits zurückgeflossen ist.»

Allerdings hat das nach wie vor nicht zurückgegebene Bargeld einen durchaus beachtlichen Gesamtwert von 12,9 Milliarden D-Mark (davon 6,1 Mrd. DM in Banknoten) oder umgerechnet 6,6 Milliarden Euro. Über die Gründe kann die Bundesbank nur Vermutungen anstellen. So seien wohl größere Mengen im Ausland: «Die D-Mark fand vor allem im damaligen Jugoslawien sowie seinen Nachfolgestaaten und in anderen Teilen Osteuropas zum Teil als Zweitwährung Verwendung und wurde weltweit als Transaktions- und Wertaufbewahrungsmittel genutzt.»

Nach früheren Angaben des Bankenverbands werden bei den Geldstücken vor allem Fünf- und Zehnmark-(Gedenk)-Münzen nicht umgetauscht: «Davon dürfte ein beachtlicher Teil nicht mehr existieren, da es sich in den vergangenen Jahren aufgrund des hohen Silberpreises lohnte, diese Münzen einzuschmelzen, soweit sie aus Silber bestehen.» Ein erheblicher Teil befinde sich auch in Schatullen von Sammlern.

Die Bundesbank vermutet vor allem Gedenkmünzen in Sammlerhänden. Für Sammlerleidenschaft oder Nostalgie spricht auch, dass bei den Banknoten insbesondere die kleinen Stückelungen noch im Umlauf sind: Gut 17 Prozent der 10-Mark-Scheine und mehr als die Hälfte der Fünfer (51 Prozent). Für Geldstücke gilt: Insbesondere bei Münzen im Wert von zehn Pfennig und weniger dürften einige Besitzer wegen des geringen Wertes auch einfach zu träge sein, das Geld umzutauschen. Zum Teil sei das Geld wohl auch verloren worden, vermutet die Bundesbank. Und einige Menschen hätten wohl schlicht vergessen, dass sie noch irgendwo D-Mark versteckt haben.

Immer wieder tauchen längst vergessene D-Mark-Noten per Zufall auf. So konnte sich ein älteres Ehepaar nicht über die «sichere» Verwahrung der Scheine verständigen. Daher habe das Paar die eine Hälfte im Keller, die andere auf dem Dachboden versteckt. Mit schlechtem Ausgang, wie die Bundesbank im Zusammenhang mit einem Erstattungsantrag zu beschädigten D-Mark-Banknoten erfuhr: «Während die eine Hälfte im Keller durch Feuchtigkeit beschädigt wurde, trug die andere Hälfte deutliche Spuren von Mäusefraß.»

Immer wieder taucht das alte Geld auch bei Wohnungsauflösungen oder Erbschaften auf. Das kann dazu führen, dass die Menschen, die den Fund bei den Filialen der Bundesbank in Euro tauschen wollen, nicht so genau wissen, woraus ihr Schatz besteht.

So hat eine Dame Münzen im Nennwert von mehreren hundert D-Mark zum Umtausch eingereicht, wie die Bundesbank berichtet: «Darunter befanden sich drei Gedenkmünzen zu jeweils 5 DM aus den 1950er Jahren. Wir haben diese Münzen an die Einreicherin zurückgesandt mit der Bitte, diese bei einem Münzhändler zum Verkauf anzubieten.» Die Frau konnte sich freuen: «Statt dem üblichen Umtauschbetrag von 2,56 Euro erhielt sie dort pro Stück 100 Euro!»

Weniger Glück hatte ein Mann aus den USA, der eine verkleinerte 200-D-Mark-Note in der Größe von viermal acht Zentimetern an die Bundesbank schickte - mit dem Aufdruck «Spielgeld». Ein Umtausch war damit ausgeschlossen. Der Mann erhielt sein Exemplar zurück.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform: Entscheidung über Lauterbachs hoch umstrittenes Projekt heute im Bundesrat
22.11.2024

Krankenhausreform: Kommt sie jetzt doch noch? Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht mit seinem hochumstrittenen Projekt vor...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
22.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktien sind heiß gelaufen: Warum immer mehr Analysten den europäischen Aktienmarkt in den Blick nehmen
22.11.2024

Vermögensverwalter Flossbach von Storch sieht zunehmend Risiken für US-Aktien. Nach der jüngsten Rekordjagd an den US-Börsen verlieren...

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...