Politik

USA drohen Putin mit hohen Kosten wegen Ukraine

US-Vizepräsident Joe Biden droht Russland mit hohen wirtschaftlichen Kosten, wenn es sich nicht aus der Ostukraine zurückziehe. Er wirft Russland vor, die Rebellen direkt zu führen. Europa und die USA müssen als Einheit gegen Putin auftreten, so Biden.
07.02.2015 19:05
Lesezeit: 2 min

Angesichts der Eskalation in der Ostukraine wird der den Ton zwischen dem Westen und Russland rauer: US-Vizepräsident Joe Biden drohte Russland am Samstag mit hohen wirtschaftlichen Kosten, wenn es sich nicht aus der Ostukraine zurückziehe. Zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel beschwor er auf der Münchner Sicherheitskonferenz zudem die Einheit der USA und der EU bei der Unterstützung der Ukraine. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte dagegen in Sotschi, sein Land wolle keinen Krieg, werde sich aber gegen Versuche wehren, seine Entwicklung zu behindern. In der Ostukraine bereiten die Rebellen nach Angaben der Regierung Angriffe gegen den Eisenbahnknotenpunkt Debaltsewe und die Küstenstadt Mariupol vor.

Die US-Regierung und die Bundesregierung vermieden einen offenen Streit über die Frage, ob der Westen der Ukraine Waffen liefern sollte. Biden betonte zwar das Selbstverteidigungsrecht der Ukrainer gegen die Rebellen, die von Russland militärisch unterstützt würden. Seine Regierung werde der Ukraine daher weiter militärische Ausrüstung liefern. Allerdings ging er nicht auf die Forderung von US-Senatoren ein, auch Waffen zu liefern. Zuvor hatte Merkel Waffenlieferung an die Ukraine vehement abgelehnt. "Das Problem ist, dass ich mir keine Situation vorstellen kann, in der eine verbesserte Ausrüstung der ukrainische Armee dazu führt, dass Präsident Putin so beeindruckt ist, dass er glaubt, militärisch zu verlieren", sagte sie. Das sei die "bittere Wahrheit".

Angesichts der Eskalation in der Ostukraine hatten die Kanzlerin und Frankreichs Präsident Francois Hollande eine neue diplomatische Initiative mit Reisen nach Moskau und Kiew gestartet. Am Sonntag soll in einem gemeinsamen Telefonat mit Putin und dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko ein Fahrplan für einen Waffenstillstand und die Umsetzung eines Friedensplan verabredet werden. Hollande sprach von einer der letzten Chancen für eine Friedenslösung. Bei einem Scheitern drohe ein Krieg vor den Toren Europas, sagte er.

Der US-Vizepräsident warnte Putin, Russland werde nicht an Worten und Unterschriften, sondern an Taten gemessen. Er warf Russland vor, die Rebellen direkt zu führen. "Der Kern, die Führungsgruppe, die geschulten Kämpfer, die unterstehen direkt Herrn Putin", sagte er. "Es ist nicht das Ziel der USA, die russische Wirtschaft zu schwächen oder zum Zusammenbruch zu treiben. Aber Präsident Putin muss eine einfache Entscheidung treffen: Abzug aus der Ukraine oder steigende wirtschaftliche Kosten zuhause in Kauf nehmen." Kommenden Donnerstag entscheidet auch der EU-Gipfel über neue Sanktionen gegen Russland.

Poroschenko zeigte bei seinem Auftritt in München Pässe von russischen Soldaten vor, die in der Ostukraine sichergestellt worden sein sollen. "Wie viele Beweise braucht die Welt noch, um zu erkennen, dass es sich um ausländisches Militärgerät handelt: Es sind russischen Panzer und russische Soldaten", sagte er.

Putin wies die Vorwürfe bei einem Treffen mit Gewerkschaften zurück: "Wir werden gegen niemanden Krieg führen, wir werden mit allen kooperieren." Es gebe aber den Versuch, die Entwicklung Russlands mit verschiedenen Mitteln zu begrenzen und die Weltordnung einzufrieren. Er warnte erneut vor der EU- und US-Sanktionspolitik. "Sanktionen werden am Ende niemandem Freude bereiten und können sicher in einem Land wie unserem letztlich nicht wirksam sein", sagte der Präsident. Dennoch verursachten die Sanktionen in Russland einen gewissen Schaden. Daher müsse sich das Land unabhängiger machen.

Merkel warnte, der Westen dürfe sich nicht auseinanderdividieren lassen. Sie sei besorgt, wenn sie sehe, dass in der EU bereits nach zwei Monaten die Frage gestellt werde, ob Sanktionen gegen Russland überhaupt wirkten. Die Demokratien müssten lernen, sich in einem hybriden Krieg gegen "gelenkte" Staaten durchzusetzen, die sehr viele nicht-militärische Mittel in diesem Konflikt einsetzten. Die europäischen Gesellschaften ließen sich dagegen sehr leicht verunsichern und hätten keinen langen Atem. "Das ist das, was mich viel mehr umtreibt."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...