Politik

Ex-IWF-Chef Strauss-Kahn: „Nur 12 Sex-Partys in drei Jahren“

Im Prozess um seine Teilnahme an illegalen Sex-Partys hat Dominique Strauss-Kahn am Dienstag seine Unschuld beteuert. Die Staatsanwaltschaft habe die Häufigkeit seiner „zügellosen Abende“ übertrieben. Zudem habe er nicht gewusst, dass die Damen nur gegen Bezahlung anwesend waren.
10.02.2015 18:19
Lesezeit: 2 min

Für ihn spielte das Thema Prostitution bei seinen Sex-Partys keine Rolle, sagt Dominique Strauss-Kahn. Vor Gericht erklärt sich der frühere IWF-Chef für unschuldig. Er habe sich nichts vorzuwerfen. „Weder ein Vergehen noch ein Verbrechen“.

Im Prozess um seine Teilnahme an illegalen Sex-Partys hat Dominique Strauss-Kahn am Dienstag seine Unschuld beteuert. Erstmals kam der 65-Jährige vor dem Strafgerichtshof im nordfranzösischen Lille zu Wort. Der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) blieb bei seiner Linie: Er will von Geld für den Sex nichts gewusst haben.

Strauss-Kahn sagte aus, die Staatsanwaltschaft habe die Häufigkeit seiner „zügellosen Abende“ stark übertrieben. Es sollen nur zwölf Parys in drei Jahren gewesen sein, zitiert ihn die BBC.

Die „Carlton“-Affäre hat ihren Namen von einem der illustren Luxushotels, in denen die freizügigen Gelage stattfanden. Nach den Partys in Paris, Washington oder Lille muss sich Strauss-Kahn wegen organisierter Zuhälterei verantworten. Neben ihm sitzen bis nächste Woche 13 weitere Angeklagte - unter anderem Hotelmanager, Unternehmer, Bordellbetreiber.

Noch vor Strauss-Kahn wurde am Dienstag eine ehemalige Prostituierte befragt. Sie schildert eine der Pariser Partys mit dem in Frankreich meist nur DSK titulierten Strauss-Kahn. Dabei habe sie sich gefühlt „wie ein Objekt, wie eine Sache“. Für sie sei der Grund der Begegnung klar gewesen: Es ging um Sex, sie war als Prostituierte dort.

DSK habe nicht das Gefühl gehabt, dass die Frauen seinetwegen gekommen seien. Auch die Frage einer Bezahlung will Strauss-Kahn sich nicht gestellt haben. Strauss-Kahn spricht von einem Freundeskreis. Überhaupt möge er Prostitution nicht, zitieren Prozessbeobachter den Angeklagten. Er habe eine Abneigung gegen Beziehungen, die auf den sexuellen Akt begrenzt seien.

Gerichtspräsident Bernard Lemaire hatte schon in den Verhandlungstagen zuvor gesagt, bei der juristischen Klärung gehe es um Rechtsfragen - nicht um Moral. Ob er der wichtigste Mann der Welt gewesen sei, fragt Lemaire den Angeklagten. „Ich weiß es nicht, aber ich habe es gedacht“, sagt Strauss-Kahn.

In Frankreichs Strafgesetzbuch ist Zuhälterei deutlich weiter gefasst als im Sprachgebrauch etwa in Deutschland. So umfasst Zuhälterei auch Prostitution, die von Dritten bezahlt wird oder für Sex-Partys organisiert ist. Vor dem Gericht in Lille weist der frühere IWF-Chef darauf hin, er habe keine Zeit gehabt, solche Abende zu planen.

Sollte Strauss-Kahn nichts von der Bezahlung gewusst haben, müsste er straffrei bleiben. Auch die ehemalige Prostituierte gibt an, nicht über Geld mit Strauss-Kahn gesprochen zu haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass ihm die Prostitution klar gewesen sein muss. Die Staatsanwaltschaft hatte im vergangenen Jahr das Verfahren einstellen wollen, das vom Gericht dann doch als Prozess eröffnet wurde.

Noch vor Beginn des Verhandlungstages blitzte kurz eine andere Affäre wieder auf. Aus New York meldete sich der Anwalt einer Hotelangestellten, die Strauss-Kahn 2011 Vergewaltigung vorgeworfen hatte. Strauss-Kahn musste damals als IWF-Chef gehen, die für 2012 angestrebte Kandidatur für die französischen Sozialisten bei der Wahl zum Präsidenten war futsch. Mit der Hotelangestellten einigte sich Strauss-Kahn außergerichtlich. Der Anwalt hofft nun, dass der frühere Finanzmanager vor der französischen Justiz Rechenschaft ablegen muss.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Hamburger Westfield-Überseequartier: Ist das die Renaissance der Shopping-Malls?
22.06.2025

In Hamburg hat ein gigantisches Einkaufszentrum auf 419.000 Quadratmetern eröffnet. Ein Tor, wer dabei nur an Shopping denkt. Der...

DWN
Finanzen
Finanzen Home Bias: Warum Anleger oft falsch investieren
22.06.2025

Home Bias ist die Neigung von Anlegern, im eigenen Land oder Währungsraum zu investieren. Immer wieder wird gesagt, dass deutschen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mein Job, dein Job: Jobsharing als Arbeitsmodell der Zukunft?
22.06.2025

Aufgrund gesteigerter Ansprüche von Arbeitnehmern und zunehmendem Fachkräftemangel müssen Unternehmen kreativ werden, was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mahnlauf statt Innovation: Wie Zahlungsausfälle die Wirtschaft bremsen
22.06.2025

Zahlungsverzögerungen belasten Europas Unternehmen massiv. Jeder zweite Betrieb rechnet mit Kundeninsolvenzen – Investitionen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Berkshire Hathaway-Aktie: Warren Buffetts Abgang belastet – wie viel Substanz bleibt?
22.06.2025

Berkshire Hathaway verliert nach Buffetts Rückzug an Kurswert. Die Aktie steht unter Druck – und der Markt stellt die Zukunft des...

DWN
Technologie
Technologie Lebensmittel aus dem 3D-Drucker: Revolution am Esstisch und in der Lebensmittelproduktion?
22.06.2025

Gedrucktes Essen statt Herd und Pfanne? Der 3D-Lebensmitteldruck wächst rasant – zwischen nachhaltiger Vision, Gastronomietrend und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Deutschen und ihr Bargeld: Wie sich das Bezahlverhalten entwickelt
22.06.2025

Obwohl die Deutschen nach eigenen Aussagen ihr Bargeld lieben, gewinnt das bargeldlose Bezahlen auch hierzulande an Bedeutung. Das...

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...