Finanzen

Russland und Ukraine: Europas Banken mit Milliarden im Risiko

Die Ukraine-Krise und das Desaster um die Hypo in Österreich werfen die Frage auf, wie sich ein neuer Konflikt auf das europäische Bankensystem auswirken könnte. Die Banken in den EU-Ländern haben massive Kredite an Osteuropa vergeben: mehr als 808 Milliarden Euro. Vor allem die Finanzinstitute in Österreich und Italien stehen erheblich im Risiko. Aber auch Banken aus Frankreich und Deutschland haben in der Vergangenheit viele Kredite vergeben.
11.03.2015 00:20
Lesezeit: 2 min

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Die frühere Bayern LB-Tocher Hypo hatte sich vor Jahren mit ihrer Expansion am Balkan verschätzt und musste 2009 verstaatlicht werden. Die jetzige Zahlungsunfähigkeit der Hypo-Bad-Bank Heta ist nur ein weiteres von vielen Kapiteln (Video). Und noch immer ist das Engagement der europäischen Banken in Osteuropa immens. Lässt man Russland und die Ukraine außen vor, haben die Banken aus Frankreich, Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Spanien, Portugal, Griechenland und Großbritannien gegenüber 17 osteuropäischen Ländern offene Forderungen in Höhe von 808,007 Milliarden Euro. Forderungen gegenüber Banken, Unternehmen und staatlichen Instituten der osteuropäischen Länder. Das geht aus aktuellen Zahlen vom Januar 2015 der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) hervor. Vor allem die Banken in Italien und Österreich haben sich stark in Osteuropa engagiert. Italiens Banken schauen auf offene Kredite in Höhe von insgesamt 141,728 Milliarden Euro. Die in Deutschland und Frankreich gemeldeten Finanzinstitute haben über Osteuropa offene Forderungen in Höhe von 98,865 Milliarden Euro und 94,325 Milliarden Euro.

Österreich hat mit seinen offenen Forderungen in Höhe von 209,549 Milliarden Euro weiterhin die mit Abstand größten finanziellen Verbindungen nach Osteuropa. Polen, Ungarn, die tschechische Republik, die Slowakei, Rumänien und Kroatien haben von österreichischen Banken Kredite im zweistelligen Milliardenbereich erhalten.

Insgesamt haben vor allem Polen, die Tschechische Republik und die Türkei viele Kredite aus EU-Ländern erhalten. Während Ungarn und Kroatien vor allem Verbindungen zu Österreich und Italien haben. Italiens Banken sitzen beispielsweise mit mehr als 28 Milliarden Euro in Kroatien im Risiko, Österreichs mit über 24 Milliarden Euro. Abgesehen von offenen Forderungen gegenüber der Türkei sind die britischen Banken nur sehr gering in Osteuropa aktiv. Im Gegensatz zu den anderen acht EU-Ländern haben die griechischen Banken neben der Türkei auch Kredite im zweistelligen Milliardenbereich an Rumänien und Bulgarien vergeben.

Betrachtet man abschließend trotzdem noch die von den EU-Banken der neun Länder vergebenen Kredite an Russland, fällt auf, dass vor allem Frankreich und Italien hier im Risiko sind. Die französischen Banken haben den Daten der BIS zufolge offene Forderungen gegenüber Russland in Höhe von mehr als 43 Milliarden Euro, die italienischen Finanzinstitute über 27 Milliarden Euro. Die Verbindungen in die Ukraine sind nicht so eindeutig festzustellen. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat beispielsweise zu den Verbindungen französischer, italienischer, niederländischer, österreichischer Banken in die Ukraine gar keine Angaben gemacht. Deutsche und griechische Banken liegen beide jeweils bei etwa einer Milliarde Euro an offenen Forderungen gegenüber der Ukraine.

Die Daten des BIS zeigen, dass die Verflechtungen des europäischen Bankensektors mit Osteuropa groß sind. Zumal die Banken ganz unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt haben. Und nicht nur die Banken selbst sind jeweils im Risiko, sondern auch andere Finanzinstitute, die wiederum Beteiligungen an Banken haben.Vor diesem Hintergrund sei es gut, zu sehen, dass nun in Österreich  Hypo auch Aktionäre und Anleihehalter in die Pflicht genommen werden, sagte Pieter Cleppe von Open Europe den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Wäre das nicht der Fall, müssten wieder die Steuerzahler dafür aufkommen, so Cleppe. „Das Risiko besteht darin, dass die EZB bereit steht, um kranke Banken wie bisher zu stützen.“ Dann würden die Steuerzahler mit ihren Ersparnissen am Ende wieder leiden. In dem Moment, in dem die EZB aber wieder strengere Regeln einführt und den Geldhahn langsam zudreht, könnte das die Zinsen wieder steigen lassen. Die Staaten würden selbst wieder in Bedrängnis kommen. „Wenn das passiert, sollten die Regierungen den Haushalt kürzen und nicht wieder zu den Druckmaschinen der EZB greifen, wie sie es bisher getan haben“, sagte Cleppe den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

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