Politik

Griechenland: Bundestag muss über zusätzliche 30 Milliarden abstimmen

Der IWF will eine zeitliche Lockerung von zwei Jahren für Griechenland. Dies würde die internationalen Gläubiger weitere 30 Milliarden Euro kosten und erfordert eine neue Abstimmung im Deutschen Bundestag. Die Vorbereitungen dazu laufen bereits.
26.10.2012 15:00
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Wegen Steuerbetrug: Gericht verurteilt Berlusconi zu 4 Jahren Haft

Die bisherige Umsetzung griechischer Reformen mit dem Ziel der Schuldenreduzierung ist gescheitert. Sowohl der IWF als auch ein Vertreter der Eurozone, der mit Reuters gesprochen hat, bestätigen, dass Griechenland das Defizit-Ziel von 120 Prozent bis 2020 nicht erreichen kann. Wenn alles gut laufe, wären eher 136 Prozent realistisch. Deshalb und aufgrund der Tatsache, dass man einen Euroaustritt des Landes verhindern will, muss Griechenland mehr Zeit zugestanden werden, um die Reformen umzusetzen.

Schon eine zweijährige Verlängerung, wie sie der griechische Finanzminister bereits zugesagt bekommen hatte (hier) kostet die internationalen Gläubiger zwischen 20 und 30 Milliarden Euro extra, so ein EU-Beamter zu AFP. Der Think Tank OpenEurope geht von etwa 28,5 Milliarden Euro aus, die zusätzlich an Griechenland gezahlt werden müssten.

Auf politischer Ebene könnte das jedoch zu einigen Problemen führen. Der IWF macht bezüglich weiterer Finanzhilfen eine Erleichterung für Griechenland zur Bedingung. Gleichzeitig müsste jedoch in vielen europäischen Ländern die nationalen Parlamente erneut über eine solche Extra-Zahlung an Griechenland abgestimmt werden. Auch der deutsche Bundestag wäre dann noch einmal zu einer solchen Abstimmung aufgefordert - und auch hier wächst die Zahl der Kritiker. Zumal nicht vergessen werden darf, dass auch ein möglicher spanischer Bailout und ein Rettungspaket für Zypern noch bevorstehen (hier).

So suche etwa die deutsche Regierung bereits aktiv nach einer Möglichkeit, Griechenland eine zeitliche Erleichterung gewähren zu können, sagte Hans Michelbach, Finanzexperte der Union, dem Dow Jones Newswires. Nur ein glaubwürdiger Umstrukturierungsplan, der nicht einfach nur mehr Geld für Griechenland beinhalte, würde vom deutschen Parlament gebilligt werden. Inwiefern dennoch eine Zustimmung erreicht werden könnte, ist noch unklar. Neben Bailout-Skeptikern wie Wolfgang Bosbach (CDU) und Frank Schäffler (FDP) sträuben sich bereits einige weitere Politiker der Koalition bezüglich einer solchen zusätzlichen Hilfe für Griechenland. Das macht Angela Merkel wieder abhängig von der Opposition, die jedoch in Zeiten des Vorwahlkampfs durchaus davon abkommen könnte, Merkels Weg weiter zu stützen.

Weitere Themen

Rezession: Jeder vierte Spanier ist arbeitslos

Italien: Zahl der Haushalte mit massiven Finanzproblemen steigt

Crash-Gefahr: Ratingagentur stuft größte französische Bank herab

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Neue Technologien am Körper: Gehirnimplantate, künstliche Intelligenz, elektronische Tattoos
28.06.2025

Hightech greift immer direkter in den menschlichen Körper ein. Ob Gehirnimplantate, elektronische Tattoos oder künstliche Intelligenz...

DWN
Politik
Politik Machtverlust oder Wendepunkt? Irans Zukunft nach dem Konflikt
28.06.2025

Nach dem militärischen Schlagabtausch mit Israel steht der Iran politisch und gesellschaftlich unter Druck. Zwischen Machtkonsolidierung,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen So gelingt der Einstieg: KI im Personalwesen mit System etablieren
28.06.2025

Künstliche Intelligenz erobert Schritt für Schritt das Personalwesen. Deutschland liegt im europäischen Vergleich weit vorne – doch...

DWN
Politik
Politik Familienkonzern Trump: Wie der Präsidenten-Clan Milliarden scheffelt
28.06.2025

Die Trump-Familie vermischt Politik und Profit wie nie: Während Donald Trump das Weiße Haus beherrscht, expandieren seine Söhne mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenausblick 2025: Drohen jetzt heftige Kursbeben?
28.06.2025

Die Sommermonate bringen traditionell Unruhe an den Finanzmärkten. Mit Trump im Weißen Haus steigen die Risiken zusätzlich. Erfahren Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie mit Rekordhoch: Geht die Aufwärtsrally weiter?
27.06.2025

Trotz Handelskrieg und wachsender Konkurrenz feiert die Nvidia-Aktie ein Rekordhoch nach dem anderen. Experten sprechen von einer...