Politik

Zu viele Länder unter Druck: EU will Defizit-Kriterien aufweichen

Lesezeit: 1 min
25.04.2012 00:42
In Brüssel haben die ersten Überlegungen begonnen, wie man die strengen Defizitkriterien aufweichen kann, um die Eurozone vor dem Kollaps zu bewahren. Eine Überlegung: Man könnte einfach eine neue Berechnungsmethode anwenden. Ein wenig Angst hat man allerdings noch davor, dass die Märkte den Trick durchschauen könnten.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der Schock des hohen Defizits der Niederlande (hier), die verfahrene Lage in Spanien (hier) und die Ungewissheit in Frankreich (hier) haben dazu geführt, dass in Brüssel die ersten diskreten Beratungen über die Sinnhaftigkeit der strengen Defizitgrenzen begonnen. Diese Debatte könne einfach nicht verhindert werden, sagte ein Beamter dem Wall Street Journal. Es bestehe freilich die Gefahr, dass ein Aufweichen der Defizit-Kriterien mitten in der Krise das falsche Signal sein könnte. Ein anderer Beamter sagte der Zeitung: „Wir müssen – so oder so – die Mechanismen für den Sparkurs nachjustieren.“

Mehrere Offizielle in Brüssel erwarten, dass sich diese Debatte in den kommenden Wochen intensivieren wird – wenn nämlich die nationalen Budgets der Europäischen Kommission zur Begutachtung vorgelegt werden müssen. Spanien etwa muss sein Defizit drastisch abbauen – eine angesichts der hohen Arbeitslosigkeit faktisch unlösbare Aufgabe. Die Niederlande und Frankreich stehen vor ähnlichen Herausforderungen.

Daher haben in Brüssel die Kreativen mit dem Nachdenken begonnen – und präsentieren gleich einige interessante Lösungen. Ein Vorschlag: Man solle das Defizit nicht an der Realität bemessen, sondern daran, wie es wäre, wenn die Wirtschaft normal liefe. So könnten die Regierungen auf Steuererhöhungen verzichten und dennoch durch neue Schulden das notwendige Arbeitslosengeld auszahlen. Wenn dann wieder normale Zeiten einkehren, gäbe es kein Defizit mehr.

Selbst die Brüsseler Experten räumen ein, dass dies ein gewagtes Experiment ist – und vor allem, dass es ziemlich schwer sein dürfte, ein Defizit an einer fiktiven Realität zu ermitteln. Aber die Anstrengung ist aller Ehren wert und belegt, dass man in Brüssel bereit ist, alles zu tun, um den Euro zu retten.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...