Finanzen

E.ON meldet vor Aufspaltung Milliarden-Verlust

Kurz vor der Aufspaltung muss E.ON mit fünf Milliarden Nettoverlust das höchste Minus in der Geschichte eingestehen. E.ON will sich Anfang 2016 selbst zerlegen. Danach sollen die Kohle- und Gaskraftwerke sowie der Energiehandel in eine neue Gesellschaft übergehen.
10.11.2015 14:32
Lesezeit: 2 min
E.ON meldet vor Aufspaltung Milliarden-Verlust
Der Intraday-Kurs von E.ON. (Grafik: ariva.de)

Der Energiekonzern E.ON muss Insidern zufolge wenige Wochen vor der geplanten Aufspaltung den höchsten Verlust der Unternehmensgeschichte verkraften. „E.ON holt die Leichen aus dem Keller“, sagte eine mit den Zahlen vertraute Person am Dienstag zu Reuters. Dies sei überfällig gewesen. Nach milliardenschweren Abschreibungen vor allem auf Kraftwerke stehe nach Ende des dritten Quartals ein Verlust von mindestens fünf Milliarden Euro in den Büchern, bestätigten weitere Insider. Der Konzern lehnte eine Stellungnahme ab und verwies auf die am Mittwoch geplante Vorlage der Quartalszahlen

E.ON machen wie der gesamten Branche die gefallenen Strom-Großhandelspreise zu schaffen. Vor der im Januar anvisierten Aufspaltung muss der Konzern seine Anlagen neu bewerten. Dabei trage E.ON unter anderem den Annahmen zur Entwicklung der Strom- und Primärenergiepreise Rechnung, hatte Vorstandschef Johannes Teyssen angekündigt. Neben den Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken dürfte daher auch das Geschäft mit der Öl- und Gasförderung wegen der gefallenen Notierungen weniger wert sein.

Teyssen hatte bereits im September angekündigt, wegen der geplanten Aufspaltung die Wertberichtigungen bereits im dritten statt im vierten Quartal vorzunehmen. Im Gesamtjahr drohe ein Verlust in der Größenordnung eines „mittleren einstelligen Milliardenbetrags“. 2014 hatte der Versorger bereits einen Fehlbetrag von 3,16 Milliarden Euro eingefahren - den bis dato höchsten in der Konzerngeschichte. E.ON war im Jahr 2000 aus der Fusion der Versorger VEBA und VIAG geschmiedet worden und zum größten deutschen Energiekonzern aufgestiegen.

Die E.ON-Aktie gab stärker als der Gesamtmarkt zeitweise mehr als zwei Prozent nach. Die Abschreibungen seien keine Überraschung, erklärte ein Händler. Das für die Dividendenhöhe entscheidende bereinigte Nettoergebnis sei davon nicht betroffen. Das Unternehmen hatte die Prognose hierfür in Höhe von 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro im September auch bekräftigt und erklärt, für 2015 eine unveränderte Dividende von 50 Cent je Aktie zahlen zu wollen.

Der größte deutsche Versorger will sich Anfang 2016 selbst zerlegen. Danach sollen die Kohle- und Gaskraftwerke sowie der Energiehandel in die neue Gesellschaft Uniper mit knapp 14.000 Mitarbeitern übergehen. Bei E.ON bleiben das Ökostromgeschäft, die Strom- und Gasnetze, Energiedienstleitungen und - entgegen ursprünglichen Plänen - auch die Atomkraftwerke mit insgesamt 43.000 Beschäftigten. Die Meiler sollen in die neue Tochter PreussenElektra gebündelt werden. Damit hält sich die Firma die Möglichkeit offen, die AKW mitsamt der milliardenschweren Rückstellung in einen Atomfonds oder eine Atomstiftung einzubringen.

Solche Gedankenspiele gibt es auch beim Konkurrenten RWE. Vorstandschef Peter Terium hat dies jüngst angesichts des fallenden Strom-Großhandelspreises nicht ausgeschlossen. Die Essener legen am Donnerstag ihre Quartalszahlen vor. RWE kämpft neben den Gewinneinbrüchen in der Stromerzeugung auch mit einem Kundenschwund und Abrechnungsproblemen in Großbritannien.

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