Politik

Nach Anschlägen in Brüssel Festnahmen in Deutschland

Lesezeit: 2 min
25.03.2016 15:18
Am Freitag wurden zwei Männer in Deutschland verhaftet, die in Verbindung mit den Attentätern von Brüssel gebracht werden. Einer erhielt Minuten vor den Anschlägen eine SMS mit dem Namen eines Attentäters. Der andere wurde gemeinsam mit einem Attentäter aus der Türkei ausgewiesen.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Nach den Anschlägen in Brüssel ist in Düsseldorf ein 28-Jähriger aus der Salafistenszene verhaftet worden. Anlass für die Vollstreckung des Haftbefehls wegen Bandendiebstahls seien aber nicht die Selbstmordattentate auf dem Flughafen und in der U-Bahn der belgischen Hauptstadt gewesen, sagte ein Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft am Freitag. Die einzige denkbare Verbindung zu den Anschlägen in Brüssel sei, dass der Mann ebenso wie einer der mutmaßlichen Attentäter einst von der Türkei an der Weiterreise gehindert und nach Amsterdam abgeschoben worden sei. „Wir haben keine belastbaren Anhaltspunkte zum gegenwärtigen Zeitpunkt, dass hier konkret irgendeine Tat beabsichtigt wurde“, sagte der Sprecher.

Eine weitere Festnahme gab es nach Medienberichten im Raum Gießen. Dort wurde einer Spiegel-Meldung zufolge ein Mann aufgegriffen, der zwei verdächtige SMS-Kurznachrichten vom Tag der Anschläge in Brüssel auf dem Telefon gehabt habe. Nach einem Bericht der Rundfunksender SWR und RBB fiel der 28-jährige Marokkaner auf dem Bahnhof in Gießen einer Streife der Bundespolizei auf. In seinem Mobiltelefon habe die Polizei eine SMS mit dem französischen Wort „fin“ - also „Ende“, „vorbei“, „erledigt“ - festgestellt, die den Mann am Dienstag - dem Tag der Anschläge - wenige Minuten vor der letzten Explosion erreicht habe. In einer weiteren SMS habe der Name eines der Attentäter gestanden. Der Staatsschutz des Hessischen Landeskriminalamts ermittele in dem Fall.

Bei dem in Düsseldorf verhafteten Mann handelte es sich laut Staatsanwaltschaft um „einen Deutschen fremdländischer Herkunft“, der den Behörden bekannt sei. Er sei wegen besonders schweren Diebstahls zu einer Gefängnisstrafe ohne Bewährung verurteilt worden, die noch nicht rechtskräftig sei. Gegen den Mann laufe auch ein Ermittlungsverfahren „wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“. Details wollte der Sprecher nicht nennen. Er verwies darauf, dass darunter beispielsweise auch verbotener Geldtransfer oder die Ausreise zur Ausbildung an Waffen fallen könnten.

Der Spiegel berichtete, der Mann sei ebenso wie der mutmaßliche Brüsseler U-Bahn-Attentäter Khalid El Bakraoui im Sommer 2015 im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien aufgegriffen worden. Die türkischen Behörden hätten beide verdächtigt, sich auf der Seite der Islamisten am syrischen Bürgerkrieg beteiligt zu haben oder beteiligen zu wollen. Sie seien beide in demselben Flugzeug nach Amsterdam abgeschoben worden, wo ihre Reise begonnen habe.

Vor neuen Anschlägen von Islamisten in Europa und auch in Deutschland hat der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, gewarnt. Gerade die aktuellen militärischen Niederlagen der Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) in Syrien und Irak könnten diese zu neuen Attacken in Europa veranlassen, sagte Münch der Bild. Davon könnte auch Deutschland betroffen sein.

„Europa steht schon seit Langem im Spektrum islamistischer Propaganda“, sagte Münch. „Aktuell kommt hinzu, dass der sogenannte Islamische Staat in Syrien und im Irak geschwächt ist. Damit steht die Terrorgruppe unter Druck und braucht spektakuläre Aktionen, um Aufmerksamkeit zu erregen und Macht zu demonstrieren.“ Derzeit rufe der IS seine Anhänger verstärkt dazu auf, Anschläge auf angeblich „Ungläubigen“ in ihren Heimatländern zu verüben.

Der BKA-Präsident mahnte vor diesem Hintergrund die Politik, den Sicherheitsbehörden ausreichend Rückendeckung zu geben. Es sei jetzt besonders wichtig, „dass die Sicherheitsbehörden Anschlagsplanungen frühzeitig erkennen und entschlossen handeln“. Die Bedrohungslage in Europa bleibe hoch, warnte Münch.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Technologie
Technologie Blauer Wasserstoff: Herstellung und Nutzen
30.12.2024

Blauer Wasserstoff gilt als Schlüsseltechnologie der Energiewende. Aber was verbirgt sich dahinter? Hier erfahren Sie, wie blauer...

DWN
Politik
Politik Slowakische Regierung: Ukraine muss Gebiete aufgeben
30.12.2024

Ministerpräsident Robert Fico droht, Kalinak fordert und der Gasstreit zwischen der Ukraine und der Slowakei eskaliert. Während die...

DWN
Panorama
Panorama Flugzeugunglück Südkorea: Staatstrauer und Untersuchungen nach verheerendem Absturz
30.12.2024

Ein Flugzeugunglück erschüttert Südkorea: Eine Boeing 737-800 zerschellt am Flughafen Muan, nur zwei Menschen überleben. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis: Die Hausse beim Gold ist Resultat der Ankäufe Chinas und Indiens
30.12.2024

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Im Englischen spricht man von „Fool´s gold“, wenn mal wieder der Schein trügt – und...

DWN
Politik
Politik Estlink 2: Russlands Schattenflotte bedroht die europäische Infrastruktur
30.12.2024

Die Spannungen in der Ostsee nehmen zu: Nachdem vergangene Woche ein Unterwasserkabel vor Finnland beschädigt wurde, rückt Russlands...

DWN
Politik
Politik Merz fordert Abschiebung von Straftätern nach Syrien und Afghanistan
30.12.2024

Kanzlerkandidat Merz möchte nach einem Wahlsieg die Asyl- und Einwanderungspolitik verändern. Gegenüber Mittätern des Assad-Regimes in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schluss mit Just-in-Time: Warum Lagerhaltung ein Comeback feiert
30.12.2024

Just in time war der Kern weltweiter Wertschöpfungsketten: ohne Lagerhaltung produzieren, aber pünktlich liefern. Das funktioniert nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volocopter Insolvenz: Wie das Flugtaxi-Start-up gerettet werden soll
30.12.2024

Die Insolvenz des Flugtaxi-Herstellers Volocopter wirft neue Fragen auf: Trotz ambitionierter Pläne und großer Investitionen fehlen...