Finanzen

Faule Schiffs-Kredite können Banken-Krise in Deutschland auslösen

Deutsche Banken haben in der Vergangenheit besonders stark in die Schifffahrt investiert. Dies bringt einige Institute nun in Bedrängnis: Weil der Seehandel seit Monaten unter der schwachen Weltwirtschaft leidet, drohen zahlreiche Kreditausfälle bei Landes- und Privatbanken.
09.07.2016 02:11
Lesezeit: 1 min

Deutsche Banken haben in der Vergangenheit vergleichsweise viel Kredite an maritime Handelsgesellschaften und Reedereien vergeben. Das damit verbundene Kreditrisiko wird für einige von ihnen nun zum Problem, weil sich der Welthandel parallel zur Weltwirtschaft seit Monaten abkühlt.

Zu den Banken, die ein hohes Exposure gegenüber Schiffs-Krediten besitzen, zählen mit der Bremer Landesbank, der NordLB und der HSH Nordbank hauptsächlich norddeutsche Landesbanken und damit öffentliche Institute. Die NordLB, die bereits rund 55 Prozent an der Bremer Landesbank hält, prüft offenbar, ob sie das Tochterunternehmen ganz übernehmen soll. Die Bremer Landesbank warnte vor einigen Tagen, dass sie ausfallgefährdete Schiffskredite im Volumen von rund 400 Millionen Euro in ihren Büchern habe und diese eventuell abschreiben müsse, berichtet Financial Times. Es drohe in diesem Jahr ein Gesamtverlust im mittleren dreistelligen Millionenbereich, so die Bank. Die Unsicherheit hat dazu geführt, dass sich der Preis einer Wandelanleihe der Bank am Donnerstag fast halbiert hatte.

Die Eigner der Bremer Landesbank gaben in einer Stellungnahme bekannt, dass sie das Kapital der Landesbank „intakt halten wollten.“ Art und Umfang einer diskutierten Kapitalerhöhung würden derzeit intensiv diskutiert, schreibt der Finanzblog Zerohedge. Zu den Eigner gehören neben der NordLB auch die Freie Hansestadt Bremen und in geringerem Umfang der Sparkassenverband Niedersachsen.

Ein Bailout – also das Zuschießen von Steuergeldern zur Stabilisierung der Bank – gilt derzeit eher als unwahrscheinlich. Diesen hatte Bremens Bürgermeister Carsten Sieling ins Gespräch gebracht, er würde aber gegen die derzeit in der EU geltenden Regeln zur Bankenabwicklung verstoßen. Diese sehen vor, dass vor dem Rückgriff auf Steuergelder die Gläubiger und Aktionäre einer Bank für Schieflagen aufkommen müssen. Niedersachsen Regierungschef Stephan Weil hat einer gemeinsamen Kapitalerhöhung inzwischen eine Absage erteilt.

Auch die Deutsche Bank ist von den Kreditrisiken der Schifffahrtsbranche betroffen. Sie will Finanzkreisen zufolge Schiffskredite im Milliardenvolumen verkaufen und damit ihre Bilanz säubern. Deutschlands größtes Geldhaus bereite die Veräußerung eines großen Portfolios an Schiffskrediten vor, in dem viele ausfallgefährdete Darlehen enthalten seien, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Ziel sei es, Kredite im Nominalwert von mindestens einer Milliarde Dollar loszuwerden. Falls die Veräußerung einer ersten Tranche gelinge, könnten noch weitere Darlehen auf den Markt geworfen werden.

Die deutschen Institute müssten in den nächsten ein bis zwei Jahren weitere Rückstellungen für ausfallgefährdete Schiffskredite bilden und die daraus entstehenden Verluste verdauen können, sagte Klaus Stoltenberg, der Chef der Schiffsfinanzierung bei der Deutschen Bank, Anfang Juni bei einer Branchenkonferenz in Athen. „Man kann die Probleme nicht weiter vor sich herschieben. Die Leute müssen sich der Realität stellen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...