Deutschland

Karstadt: Bundesweite Streiks gegen Berggruen-Politik

Lesezeit: 1 min
27.10.2013 02:22
Verdi hatte für Freitag und Samstag bundesweit zu Streiks aufgerufen. Der Karstadt spiele mit den Ängsten der Beschäftigten. Die Gewerkschaft verlangt eine Standort- und Beschäftigungs-Sicherung und die Rückkehr in die Tarifbindung. Bis heute ist unklar, ob Berggruen - ein Freund des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder - jemals eigenes Geld in das Unternehmen gesteckt hat.
Karstadt: Bundesweite Streiks gegen Berggruen-Politik

Am Freitag und Samstag kam es in den Karstadt-Filialen bundesweit zu Streik. Verdi kritisiert, dass die Geschäftsführung sich weigert, die im Mai aufgekündigte Tarifbindung zu erneuern und einen Tarifvertrag zur Sicherung der Standorte zu vereinbaren.

Der US-Finanzinvestor Nicolas Berggruen hatte vor kurzem die Filetstücke des Konzerns - unter anderem das KaDeWe in Berlin - an einen österreichischen Geschäftsmann René Benko verkauft und versprochen, dass der Verkaufserlös in das Unternehmen investiert werde.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keine Erkenntnisse, ob das tatsächlich geschehen ist.

Berggruen hatte Karstadt gekauft und beantwortet Fragen, ob er jemals einen Cent eigenen Geldes in das Unternehmen gesteckt hat, ungern (mehr dazu hier).

Berggruen ist ein Freund des ehemaligen Bundeskanzlers und heutigen Gazprom-Beraters Gerhard Schröder. Dessen Frau Doris Schröder-Köpf war nach der Übernahme durch Berggruen in den Aufsichtsrat des Unternehmens eingezogen. Ihre Vergütung spendete sie, soweit das nachzuvollziehen ist, zumindest teilweise an einen Chor in Hannover. Ob die gesamte Vergütung gespendet wurde, konnte von den Deutschen Wirtschafts Nachrichten nicht ermittelt werden: Der Chor bestätigte lediglich den Eingang einer Spende, wollte aber keine Gesamtsumme nennen. Die Bild-Zeitung, bei der der ehemalige Pressesprecher Schröders, Bela Anda, in der Chefredaktion tätig ist, hatte die wohltätige Geste Schröder-Köpfs angekündigt - ohne jedoch jemals zu überprüfen, ob das Versprechen auch vollständig eingelöst wurde.

„Die Eigentümer Nicolas Berggruen und René Benko müssen endlich deutlich machen, wohin die Reise gehen soll“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Arno Peukes. Die Verunsicherung der Beschäftigten müsse ein Ende haben.

„Wer nach der Tarifflucht von Karstadt im Mai jetzt auch noch das Unternehmen und die bisher erfolgreiche Mitbestimmung zerschlägt, spielt unverantwortlich mit den Ängsten der Beschäftigten.“

Für die Karstadt-Kunden hatte Karstadt erhebliche Beeinträchtigungen bis hin zur Schließung von Häusern angekündigt. Doch am Freitag hatte der Streik zunächst kaum Auswirkungen auf das Geschäft.

„Bis auf wenige Ausnahmen gibt es in den Karstadt-Filialen nur geringe Beeinträchtigungen. Keine Filiale ist geschlossen“, sagte Karstadt-Arbeitsdirektor Kai-Uwe Weitz.

Die Unternehmensführung befinde sich in Verhandlungen mit Betriebsrat und Verdi. Man wolle eine „pragmatische Lösung“ erreichen. Den Streik kritisiert Weitz:

„Streikaufrufe können uns dieser Lösung nicht näherbringen, sondern nur ergebnisoffene und konstruktive Verhandlungen. Karstadt bekennt sich ausdrücklich zum Manteltarifvertrag und zu einem einheitlichen Mindestlohn von 8,50 Euro. Das haben wir schon im Mai erklärt und garantiert.“

Im September hatte Berggruen die Sporthäuser und die drei Premium-Warenhäuser in München, Hamburg und Berlin an die österreichische Signa-Gruppe des Investors Rene Benko verkauft (mehr hier). Die nächste Verhandlungsrunde soll Mitte November stattfinden.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...