Deutschland

Wegen Niedriglohn: Offizielle Arbeitslosenzahl fällt unter 3 Millionen

Lesezeit: 2 min
30.04.2014 12:48
Im April waren bei der Arbeitsagentur 2,9 Millionen Arbeitssuchende registriert. Das ist der niedrigste April-Wert seit 22 Jahren. Doch die Linkspartei sieht die tatsächliche Arbeitslosenzahl bei 3,8 Millionen. Zudem arbeiteten immer mehr Deutsche für einen Niedriglohn.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Frühjahrsbelebung hat nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) die Zahl der Arbeitslosen im April unter die Marke von 3 Millionen gedrückt – zum ersten Mal in diesem Jahr. Dennoch sieht  die Linkspartei politischen Handlungsbedarf.

Bei der Bundesagentur waren 2,943 Millionen Arbeitsuchende registriert. So wenige Arbeitsuchende gab es in einem April zuletzt vor 22 Jahren. Im April waren es 111.000 weniger Arbeitsuchende als im März und 77.000 weniger als vor einem Jahr, teilte die Behörde am Mittwoch in Nürnberg mit. Die Arbeitslosenquote ging von 7,1 auf 6,8 Prozent zurück.

Die Linke kritisiert jedoch, dass viele Arbeitslose aus statistischen Gründen in den offiziellen Zahlen nicht auftauchen. Die reale Zahl der Arbeitslosen liege auch im April bei 3,8 Millionen. „Die Regierung und Ministerin Nahles vertrauen fortgesetzt auf gutes Wetter – das ist zu wenig“, so der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Matthias Höhn.

Zudem kritisiert Höhn die geplante Verschärfung der Hartz-IV-Sanktionen (mehr hier).

„Statt in Weiterbildung, Fortbildung und die Aussicht auf Berufsabschlüsse zu investieren, um Langzeitarbeitslosen Chancen zu eröffnen, wird den Betroffenen das Grundrecht auf Existenzsicherung und Teilhabe weiter beschnitten.“

„Dringend notwendig ist aus Sicht der LINKEN – neben einer aktiven Arbeitsmarktpolitik – ein Mindestlohn von 10 Euro ohne Ausnahmen, nur der schützt vor Armut im Alter. Weiterhin brauchen wir dringend die Eindämmung von prekärer Beschäftigung und Leiharbeit, nur so kann dem ausufernden Niedriglohnbereich in Deutschland wirksam begegnet werden.“

„Der Arbeitsmarkt im April hat sich günstig entwickelt“, sagt hingegen BA-Chef Frank-Jürgen Weise. „Grund hierfür sind vor allem die guten konjunkturellen Rahmenbedingungen.“ Ein Rückgang der Arbeitslosigkeit ist nach den Wintermonaten üblich, doch fiel er diesmal vergleichsweise kräftig aus.

Auch die Ukraine-Krise und mögliche Sanktionen gegen Russland könnten den positiven Ausblick derzeit nicht trüben. „Wir sehen im Moment für den Arbeitsmarkt keine Risiken“, sagte Weise. Die Bundesagentur rechnet für 2014 weiter mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenzahl von 2,9 Millionen.

Unter Herausrechnung jahreszeitlicher Schwankungen ging die Arbeitslosenzahl im April um 25.000 zurück. Das ist der fünfte saisonbereinigte Rückgang in Folge. Von Reuters befragte Banken-Volkswirte hatten lediglich eine Abnahme um 10.000 erwartet.

Im April gab es nach vorläufiger Hochrechnung 5,23 Millionen erwerbsfähige Leistungsempfänger von Arbeitslosengeld (Lohnersatzleistungen) und Arbeitslosengeld II (Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts). Das sind 89.000 weniger als ein Jahr zuvor – ein Minus von 1,7 Prozent.

Die Zahl der Erwerbstätigen lag im März bei 41,8 Millionen. Das sind 0,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bei der Einführung des SGB II im Jahr 2005 waren weniger als 39 Millionen Deutsche erwerbstätig.

Bei Hartz IV kritisiert die Linkspartei die Politik des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) scharf. Sie verteidigt jedoch seine Umarmung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bei seiner Geburtstagsfeier (mehr hier).

Der Umgang mit Altkanzler Schröder ist dumm. Die Aufregung ist lächerlich, vor allem, wenn sie von Leuten kommt, die im Bundestag regelmäßig Gesetze gegen Drehtürwechsel in die Privatwirtschaft blockieren“, sagte Partei-Chef Bernd Riexinger dem Handelsblatt.

Die Linke habe mit Schröder „wirklich nichts am Hut“, so Riexinger. „Aber in der Krimkrise hätte er eine wichtige Vermittlerrolle bei Putin spielen können, wenn man ihn in die Pflicht genommen hätte.“ Die deutsche Außenpolitik kranke zunehmend an einem „dummen Duckmäusertum gegenüber den Amerikanern“.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...