Unternehmen

Sanktionen gefährden deutsche Milliarden-Investitionen in Russland

Lesezeit: 1 min
30.07.2014 02:06
Russland profitiert von deutschen Investitionen. Deutsches Kapital in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar finanziert insgesamt 6.200 Firmen in Russland. Doch die Sanktionen gegen Moskau zielen nicht nur auf die Realwirtschaft ab. Vor allem sollen die Finanz-Ströme zwischen dem Westen und Russland gekappt werden.
Sanktionen gefährden deutsche Milliarden-Investitionen in Russland

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Auf dem russischen Markt sind 6.200 Unternehmen tätig, die deutsches Kapital aufweisen. Die Investitions-Summe beträgt 20 Milliarden Euro. Doch der Großteil des Kapitals fließt in die Energieförderung.

So hat der deutsche Energiekonzern E.ON seit 2007 rund sechs Milliarden Euro in den russischen Strommarkt investiert. Er hält knapp 84 Prozent an dem Kraftwerksbetreiber E.ON Rossiya OAO. Die Düsseldorfer sind auch mit 25 Prozent an dem sibirischen Gasfeld Juschno Russkoje beteiligt und mit 15,5 Prozent an der Ostsee-Pipeline, durch die Gas – an der Ukraine vorbei – von Russland nach Deutschland fließt.

Der Chemiekonzern BASF ist mit seiner Tochter Wintershall am Gas-Projekt ZAO Achimgaz, einem Joint Venture mit Gazprom, zu 50 Prozent beteiligt. Zudem ist Wintershall über die Gesellschaft OAO Severneftegazprom nach eigenen Angaben mit insgesamt 35 Prozent an der Ausbeutung des sibirischen Gasfeldes Juschno-Russkoje beteiligt. Zusammen mit einer Tochter des russischen Erdölproduzenten Lukoil betreibt Wintershall zudem das Gemeinschaftsunternehmen Wolgodeminoil zur Förderung von Erdöl. Die BASF-Tochter hält daran 50 Prozent.

Die Deutsche Bahn ist im Schienenverkehr sowie im Logistik-Geschäft mit insgesamt fünf Unternehmen in Russland vertreten: Vier davon sind 100-Prozent-Beteiligungen. An einer weiteren Firma, die Schienentransporte quer durch Russland von China nach Deutschland organisiert, hält die Bahn einen Anteil von gut einem Drittel. Der Handel mit Russland schafft 300.000 Arbeitsplätze in Deutschland.

Deshalb wollen Deutschland und die EU auf weitere Sanktionen beim Erdgas-Handel mit Russland verzichten (mehr hier). Doch hier liegt ohnehin nicht der Hintergedanke des Sanktions-Prozesses. Der eigentliche Angriff ist auf die „finanziellen Kanäle“ gerichtet. Nicht die Real- sondern die Finanzwirtschaft soll getroffen werden, meldete das Council on Foreign Relations im Mai.

Die Integration Russlands in die internationalen Logistik-Ketten und Finanzmärkte sei ohnehin beschränkt. Die negativen finanzielle Effekte der Sanktionen auf die Weltwirtschaft sollen somit verhältnismäßig gering ausfallen.

Doch die negativen Auswirkungen der Sanktionen für den russischen Kapitalmarkt sind mittlerweile eingetreten. Nach Angaben der russischen Notenbank ziehen Investoren ihre Gelder aus Russland ab. Im aktuellen Jahr wurden bisher 75 Milliarden US-Dollar außer Landes gebracht (mehr hier).

Bis zum Ende des Jahres könnten Investoren 150 Milliarden US-Dollar aus Russland abziehen, berichtet die Weltbank (mehr hier). Anleger auf den internationalen Finanzmärkten lassen sich vor allem durch Stimmungen leiten. Die derzeitige Stimmung auf dem russischen Markt ist schlecht.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie man Bankgebühren minimiert: praktische Tipps und Tricks
28.04.2024

Bankgebühren können das monatliche Budget erheblich belasten. In diesem Artikel erforschen wir effektive Strategien, um diese Kosten zu...

DWN
Technologie
Technologie KI gegen Mensch: Büroangestellte sind kaum besorgt um ihre Arbeitsplätze
28.04.2024

Künstliche Intelligenz (KI) wird mal als Weltverbesserer und mal als Jobkiller angesehen. Doch die Angst vor Letzterem ist unter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elektroauto-Krise schwächt deutsche Autokonzerne kaum - bisher
28.04.2024

Trotz der Marktflaute bei E-Autos und der schwachen Nachfrage in Deutschland erwirtschaften Volkswagen und BMW tolle Gewinne. Bei anderen...

DWN
Technologie
Technologie Neurotechnologie und Transhumanismus: Fortschritt, Chancen und Herausforderungen
28.04.2024

Wie sind die aktuellen Trends und potenziellen Auswirkungen von Neurotechnologie? Neben der Künstlichen Intelligenz entwickelt sich dieser...

DWN
Panorama
Panorama Neue Regelungen im Mai: Ticketsteuer, Biosprit und Autokauf
28.04.2024

Der Mai bringt frische Regulierungen und Veränderungen in verschiedenen Bereichen: Flugtickets könnten teurer werden, Autofahrer können...

DWN
Finanzen
Finanzen Welche Anlagestrategie an der Börse passt zu mir?
28.04.2024

Wenn Sie sich im Dschungel der Anlageoptionen verirren, kann die Wahl der richtigen Strategie eine Herausforderung sein. Dieser Artikel...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ressource Nummer 1 auf unserem blauen Planeten – das Geschäft um Trinkwasser
28.04.2024

Lange war es eine Selbstverständlichkeit, dass es genug Wasser gibt auf der Welt. Und bei uns ist das ja auch ganz einfach: Hahn aufdrehen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...