Gemischtes

Klopp verlässt Borussia Dortmund, Tuchel soll Nachfolger werden

Lesezeit: 3 min
15.04.2015 13:05
Jürgen Klopp hört am Ende der Saison als Trainer von Borussia Dortmund auf. Für 20 Millionen Euro Gage soll Thomas Tuchel sein Nachfolger werden. Bruno Labbadia soll den HSV retten. Bei beiden Clubs geht es um Millionen, um die teuren Spieler bezahlen zu können. Es ist schade für Klopp, weil er es als einer der wenigen Trainer verstanden hatte, mit jungen Spielern eine erfolgreiche Mannschaft zu formen.
Klopp verlässt Borussia Dortmund, Tuchel soll Nachfolger werden

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Jürgen Klopp wird den Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund mit 30. Juni 2015 verlassen. Das gab der Verein am Mittwoch bekannt. Seine Nachfolge soll nach Medienberichten der frühere Mainzer Coach Thomas Tuchel antreten. Zu dieser Personalie wollte sich der BVB noch nicht äußern. Allerdings ist die Bild-Zeitung bei Fußball-Themen in der Regel sehr gut informiert, weshalb die Personalie wohl unmittelbar vor dem Abschluss stehen dürfte.

Klopp hatte im Oktober 2013 seinen Vertrag mit dem BVB bis 2018 verlängert. In dieser Saison erlebte der BVB unter dem Coach aber einen schweren Absturz. Mit nur 33 Punkten ist der Club noch nicht endgültig gesichert. Die Schwarz-Gelben hatten die Hinrunde nur auf Platz 17 beendet und lagen zwischenzeitlich sogar auf dem letzten Tabellenrang.

Zuvor hatte Klopp allerdings geschafft, mit jungen Spielern erfolgreich zu sein. Er formte ein Mannschaft, die nicht völlig vom Kommerz-Wahn der Bundesliga besessen war und erreichte mit dem jungen Team sogar große Erfolge im internationalen Geschäft. Offenbar wurde Klopp jedoch nun vom Millionen-Kasino des internationalen Fußballs verstoßen, weil die Bosse Niederlagen nicht als natürliche Phänomen akzeptieren können, sondern durch die immer höheren Gehälter für mittelmäßige Legionäre zum bedingungslosen Kommerz verdammt sind.

Finanziert wird der professionelle Fußball in Deutschland vor allem von den mit einer Zwangsgebühr ausgestatteten öffentlich-rechtlichen Sendern, weil man in Deutschland kurzerhand Fußball zu einem Grundnahrungsmittel erklärt hat, für das der Gebührenzahler aufzukommen hat, auch wenn die Preise in den Himmel schießen.

Unter Klopp erlebte der BVB eine seiner erfolgreichsten Zeiten in der Bundesliga. Seit 2008 ist der 47-Jährige bei den Westfalen im Amt. Zwei Meisterschaften (2011, 2012) und einen Pokalsieg (2012) gewannen die Dortmunder seitdem unter Klopp.

Außerdem erreichte der BVB 2013 das gegen Bayern München verlorene Champions-League-Finale. Insgesamt führte Klopp den Verein viermal in Serie in die Königsklasse. In dieser Saison haben die Dortmunder nur noch Chancen auf den DFB-Pokal, müssen aber im Halbfinale beim FC Bayern ran.

Als Klopp im Sommer 2008 beim BVB seinen Job antrat, hatte der Coach «Vollgas-Veranstaltungen» versprochen und trotz anfangs schwieriger finanzieller Verhältnisse in Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc einen Umbruch eingeleitet.

2011 feierten Klopp und der BVB den ersten gemeinsamen Meistertitel. Der Schwabe wurde als Vater dieses Erfolgs gefeiert. Spätestens seit jenem Jahr hat Klopp in Dortmund Kultstatus. Zorc schwärmte einst, der Coach sei sein «bisher bester Transfer als Manager» gewesen.

Unter Klopp schafften Profis wie Mats Hummels, Mario Götze, Sven Bender, Kevin Großkreutz oder Marcel Schmelzer den Sprung in die Nationalmannschaft, der Gesamtwert des Teams wuchs beträchtlich. Die Klopp-Auswahl dominierte zwischenzeitlich die Liga, Laufintensität, enorme taktische Disziplin und unbekümmerte Angriffsaktionen prägten diese Ära.

Als angesichts der sportlich ausbleibenden Erfolge in dieser Saison im BVB-Umfeld erstmals größere Zweifel an Klopp aufkamen, wiegelten Watzke und Zorc immer wieder ab. Beide ließen keine Diskussionen um Klopp aufkommen, von dem es immer wieder hieß, nur er selbst könne seine Amstzeit bei den Schwarz-Gelben beenden.

Bislang bestritten die BVB-Profis unter Klopp 270 Pflichtspiele, die mit 159 Siegen, 54 Niederlagen und 57 Unentschieden endeten. «Dieser Verein passt gut zu mir», hat Klopp bei seinem Wirken in Dortmund häufig betont. Und immer wieder schwärmte er von der harmonischen Zusammenarbeit mit Watzke und Zorc.

Tuchel, der sich bis zum Saisonende eine Auszeit genommen hat, war bis zuletzt auch beim abstiegsbedrohten Hamburger SV im Gespräch. Die Norddeutschen präsentierten aber am Mittwoch Bruno Labbadia als neuen Trainer. Damit könnte es ähnlich wie einst in Mainz laufen. Ein Jahr nach dem Weggang von Klopp übernahm Tuchel 2009 dort den Cheftrainerposten.

Die HSV-Idole Uwe Seeler und Willi Schulz haben mit Zurückhaltung auf die überraschende Verpflichtung von Trainer Bruno Labbadia beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV reagiert. «Ich bitte um Verständnis, dass ich keine schlauen Kommentare abgeben will, denn das haben beim HSV andere zu entscheiden», sagte Seeler der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch nach dem bekanntgewordenen Wechsel von Peter Knäbel zu Labbadia. «Ich habe das zur Kenntnis genommen und drücke die Daumen, auch wenn sie schon wehtun», ergänzte «Uns Uwe», der 78 Jahre alte einstige Torjäger und Präsident des HSV.

Sein ehemaliger Teamkollege Willi Schulz bewertet zumindest den dritten Trainerwechsel beim Tabellenletzten in der laufenden Saison positiv. «Der Verein muss alle Möglichkeiten ausnutzen, um da unten rauszukommen, denn wir stecken ja tief drin im Schlamassel», sagte der «Worldcup-Willi» genannte Abwehrchef der 60er und 70er Jahre. Ob nach Mirko Slomka, Josef Zinnbauer und Knäbel der ehemalige HSV-Profi und -Coach Labbadia der Richtige ist, ließ auch Schulz unkommentiert. «Das wird sich (Vorstandschef) Dietmar Beiersdorfer mit seiner Crew gut überlegt haben», erklärte der 76 Jahre alte Ex-Nationalspieler.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...