Finanzen

Goldpreis: „Erst bei völliger Resignation wird der Markt drehen“

Lesezeit: 6 min
28.05.2015 01:07
Philip Klinkmüller hat als einer von ganz wenigen den Absturz des Goldpreises vorhergesehen. Jetzt glaubt er, dass der Goldpreis seine Talsohle noch nicht erreicht hat - aber in wenigen Jahren wieder deutlich steigen wird. Vor allem China und Russland sind Gold-Käufer: Die Chinesen, weil in Asien Gold eine große Tradition hat; und die Russen, weil Gold von ihnen trotz der Sanktionen erworben werden kann.
Goldpreis: „Erst bei völliger Resignation wird der Markt drehen“

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Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie sehen Sie die Entwicklung des Goldpreises?

Philip Klinkmüller: Wir sehen die Entwicklung des Goldpreises in den nächsten 5 bis 10 Jahren äußerst positiv und rechnen diesem Markt enorme Chancen zu. Wir gehen aber zuvor noch immer vom Ausbau eines finales Tiefs aus, welches die seit dem Jahr 2011 laufende Korrektur abschließen wird. Das Sentiment des Marktes ist aktuell noch immer nicht bereinigt und bedarf nochmals eines Abverkaufes. Ob dieser noch in diesem Jahr erfolgen wird, steht aktuell noch nicht fest. Wir beobachten aber in den letzten Wochen eine positive Entwicklung im Abbau des bullischen Sentiments und eine zunehmende Resignation der Marktteilnehmer. Erst bei völliger Resignation in der Marktstimmung, ist der Kurs bereit für einen Trendwechsel. Genau das gleiche Verhalten nur in umgekehrter Form herrschte 2011 beim Allzeithoch und markierte den Trendwechsel.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Sie haben als einer der wenigen vorhergesehen, dass der Goldpreis abstürzen wird. Warum ist das geschehen?

Philip Klinkmüller: Dem Großteil der Analysten und sogenannten Experten mangelt es an dem grundlegenden Verständnis wie Märkte und Systeme funktionieren. Ein Markt ist ein System und wird von Wellen des Optimismus und Pessimismus vorangetrieben. Dabei hat jeder Markt seine eigene Amplitude. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass Ereignisse sich in Mustern stetig wiederholen und das Sentiment, also die Marktstimmung der einzig alleineige bestimmende Faktor für die Entwicklung eines Marktes ist. Dieses Konzept erkannte Ralph Nelson Elliott bereits in den 20er- und 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Wir basieren unsere Analyse auf seiner Methodik und Theorien, haben diese aber durch ein eigenes System weiterentwickelt und verbessert. Daher Sentiment, also Marktstimmung messbar ist, war es für uns deutlich erkennbar, das Ende 2011 der Trend massiv wechseln wird. Die alles entscheidende Grundlage, ist dabei aber die Berechnung der Kursziele mit der Fibonacci Zahlenfolge. Fundamentale Daten finden daher keinen Einfluss in unserer Analyse. Genau dies ist es was uns vom Mainstream unterscheidet und zur korrekten Einschätzung des Goldpreises geführt hat. Während der Rest der Analysten als Pathologen agiert, diagnostizieren wir, bevor es zu spät ist.

Der Goldmarkt befand sich bis 2011 in einer großen Rallyebewegung, welche 1999 ihren Anfang nahm. Im Laufe des Jahres 2011, steuerte der Markt mit Volldampf auf ein signifikantes Top zu, von dem eine schnelle Erholung nicht erfolgen würde. Ein völlig natürlicher Prozess, der auch durch fundamental logisch erscheinende Argumente nicht außer Kraft zu setzen ist und sich auch nach der nächsten Rallye wiederholen wird. Kein Markt steigt dauerhaft, mündet dann in einer parabolischen Bewegung und verharrt auf den erreichten Niveaus. Mangels eines Verständnisses für das Konzept des Sentiments und seiner Berechnung, werden Anleger auch in Zukunft, diese Lektion immer wieder aufs Neue schmerzlich erfahren.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Eines der Probleme ist die Manipulation beim Goldpreis. Glauben Sie dass der Goldpreis manipuliert wird?

Philip Klinkmüller: Die Manipulation des Goldmarktes ist eine bis heute nicht belegte Behauptung, welche mit waghalsigsten Theorien, zu beweisen versucht wird. Dabei wird, solange sich nicht ein Edward Snowden der Bankenbranche outet, niemand die Wahrheit erfahren. Für uns zählen nur mathematisch zu belegende Fakten. Sollte der Goldmarkt komplett manipuliert sein, wären seine Bewegungen völlig irrational und nicht prognostizierbar. Wir haben eindrucksvoll bewiesen, dass wir in der Lage sind, den Goldpreis teilweise auf den Cent genau zu berechnen. Solange uns dies gelingt, handelt es sich aus unserer Sicht nur um Behauptungen zur Verdeckung des eigenen Unvermögens, der Analysten die mit Kausalketten versuchen, Ereignisse zu erklären. Nur weil sie diese nicht verstehen können, oder wollen und deren Eintreten sie nicht vorausgesehen haben. Gerade die permanent bullischen Analysten, laut deren Meinung Gold schon seit Jahren bei 5.000 US-Dollar stehen sollte, beharren immer wieder auf Manipulation, wenn die Kurse für Sie unerwartet fallen, aber nie, wenn sie steigen. Das entlarvt natürlich ihre Agenda.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wenn aber doch manipuliert wird: Von wem könnte manipuliert werden und wie kann man das stoppen?

Philip Klinkmüller: Jeder Marktteilnehmer manipuliert den Markt, mit dem Unterschied dass dies bei den wenigsten zu einer Veränderung des Kurses führt und nur über die Masse eine Wirkung erzielt werden kann. Alle großen Spieler am Markt sind also durch ihre Größe mögliche Manipulatoren. Sie vertreten nicht nur sich, sondern auch Kunden. Fassen somit also einen Teil der Masse zusammen. Dennoch setzen auch Sie den Trend nicht außer Kraft. Würde man dies nun begrenzen, hätte man eine Verzerrung des Systems und keine freien Märkte mehr. Es sollte jedem offen stehen, in egal welcher Größenordnung, an einem Markt handeln zu können. Das dies nicht in das Wunschdenken und Weltbild vieler passt, wird sich dabei niemals verhindern lassen. Dass Planwirtschaft nicht funktioniert, hat die deutsche Geschichte uns bereits eindrucksvoll gelehrt.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: China spielt seit neuestem eine Rolle im Goldpreis und möchte vermutlich auch bei der Gestaltung des Goldpreises mitreden. Glauben Sie dass das geschehen wird?

Philip Klinkmüller: China ist eine aufstrebende Nation, in welcher das Interesse für Investments mit einer stetig wachsenden Mittelschicht immer größer werden wird. Assets wie Gold werden dabei immer ein großes Thema sein. Die Chinesen werden dabei mit Sicherheit eine Agenda verfolgen, um sich ihren Anteil am Weltmarkt nachhaltig zu sichern. Was nur verständlich ist. Insbesondere auch daher, die östlichen Kulturen generell noch ein stärkeres Verhältnis zum Wert von Gold und Sachwerten haben als dies im Westen der Fall ist. Dort war, aufgrund solider Devisenkurse, das Vorhalten von physischem Gold lange nicht von Nöten.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Welche Chancen geben Sie der Idee eines Goldstandards?

Philip Klinkmüller: Ich vergleiche diese Idee gerne mit der Abschaffung von Kernkraftwerken in Deutschland. Zunächst hält man es für eine grandiose Idee, um im nächsten Schritt festzustellen, dass die Alternativen unzureichend vorhanden sind und dadurch neue, schwerwiegendere Probleme auftreten als die der Endlagerung und Gefahr von Unfällen. Die Suche nach Gold hat schon immer zu Kriegen und schweren Auseinandersetzungen geführt, auch als Global noch ein Goldstandard herrschte. Doch geschah dies alles zu einer Zeit, wo globale Vernetzung noch weit entfernt war, oder in den Kinderschuhen steckte. Möchten wir uns heute mit China oder Russland, über die globalen Goldreserven und Vorkommnisse streiten? Wohl kaum, denn es käme unausweichlich zu einem Ressourcenkrieg. Dabei ist auch zu bedenken, dass sowohl der Erste als auch der Zweite Weltkrieg während Vorherrschens des Goldstandards geführt wurden. Die vieler Orts geltende Argumentation, dass der Goldstandard eine moderne Kriegsführung nicht ermöglichen würde, ist daher nicht haltbar.

Sicher ist hingegen, dass neben den großen Gefahren des Goldstandards, die internationalen Notenbanken, sich als Schlüssel zur Einführung des selbigen, wohl kaum in ihrer Macht derart beschneiden lassen wollen und alles unternehmen werden, diesen zu verhindern.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Ist es für Anleger sinnvoll, in Gold zu investieren und wenn ja unter welchen Bedingungen?

Philip Klinkmüller: Grundlegend ist bei Investments in Gold zwischen einem Investment unter dem Gesichtspunkt, eine Wertsteigerung zu erzielen und einer Absicherung zu unterscheiden. Beides ist in Gold sinnvoll. Physische Bestände sollten zur Absicherung gegen Ausfallrisiken gehalten werden, in einem gesunden Maß zum Gesamtvermögen. Dabei sind die Lagerung mit Zugriff und Stückelung weitaus entscheidender, als der Einkaufspreis. Bei spekulativen Investments, setzten wir in Gold wie auch in allen anderen Märkten auf den Handel mit CFDs. Daher wir hier keinerlei Zeitwertrisiko, Knockout-Schwelle und auch keine Entwertung durch den Emittenten vorgenommen werden kann.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Welche anderen Edelmetalle sie noch für sinnvoll?

Philip Klinkmüller: Aus Sicht eines Traders und spekulativen Investors sind alle Edelmetalle attraktiv, auch Platin und Palladium haben in den letzten Jahren für sehr gute Gewinne gesorgt und werden auch im Bereich der Analyse bei uns immer öfter nachgefragt. Zum physischen Kauf eignen sie sich aber kaum. Die Möglichkeiten zur Veräußerung, sollte diese einmal anstehen sind sehr begrenzt. In diesem Fall eignet sich alleinig noch Silber, unter den gleichen Voraussetzungen wie Gold. Hierbei ist aber immer zu beachten, dass Silber aufgrund des Volumens, physisch schnell zu einem Lagerproblem werden kann. Dies sollte in Anbetracht dessen, das wir von Zollfreilagern oder Bankschließfächern als Lagerstätten dringend abraten, mit in die Entscheidungsfindung einfließen: Sowohl aufgrund des Zugriffes, der jederzeit verweigert werden kann. Als auch aus Sicherheitsbedenken.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Merken Sie in Ihrem Geschäft eine Verunsicherung der Anleger oder wird Gold nach wie vor gekauft?

Philip Klinkmüller: Für unsere Kunden sind die Entwicklung der Edelmetalle und deren langjährige Korrektur bekannt gewesen, über deren Eintreffen hier niemand überrascht war. Wir erhalten aber weiterhin viele neue Kunden und Anfragen, die stark verunsichert sind und aufgrund der Verfehlungen der Branche heute auf großen Verlusten sitzen oder diese sogar schon realisiert haben. Zumeist ist hier nur noch wenig zu retten. Wir können aber die Kunden vor neuen Fehlern schützen und für die Zukunft entsprechend aufstellen.

Leider stellen wir noch immer fest, dass bei vielen der Glaube an einen immer steigenden Goldpreis und dessen Bindung an fundamentale Ereignisse weiterhin einzementiert ist. Der Kauf physischen Goldes hat sich aber dennoch deutlich verringert, der Markt ist sehr stark gesättigt. Von einer Knappheit der Edelmetalle, wie sie von der Händlerseite oft beschworen wurde, konnten wir während der gesamten Korrektur nichts verspüren. Daher die meisten falsch eingekauft haben, sehen wir aktuell auch wenig Interesse der Marktteilnehmer neue Positionen aufzubauen. Der Großteil des Marktes ist somit zum Warten verdammt, wobei das Interesse an Spekulationen im Goldmarkt nicht abgenommen hat. Hier stellen wir keinen Rückgang fest.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Welche Rolle spielt Russland beim Gold?

Philip Klinkmüller: Die Lage und Entwicklung dort sehen wir ähnlich wie in China. Russland wird sich ebenfalls seinen Teil des Weltmarktes sichern und es ist zu erwarten, dass die wohlhabende Bevölkerung weiter in Sachwerte investiert. In Anbetracht der Isolation von Russland welche Momentan angestrebt wird, kann sich diese Nachfrage noch weiter erhöhen, daher es zunehmend schwerer wird, für Russen im Ausland in Immobilien und Unternehmen zu investieren.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Halten Sie es für denkbar, dass nach dem Bargeld-Verbot auch ein Gold-Verbot kommen könnte?

Philip Klinkmüller: Wenn die Geschichte uns eines lehrt, dann, dass alles uns unmöglich Erscheinende irgendwann Realität wird. Doch welchen Zweck hätte ein Goldverbot mit Einführung eines Bargeldverbotes noch? Die Beschaffung von Gold, wäre dann so oder so nahezu unmöglich. Was auch ein Verbot überflüssig machen würde. Selbst in Staaten mit großer Bürokratie wird sich ein Verbot und die Kontrolle dessen, nur schwerlich durchsetzen lassen.

Philip Klinkmüller legt als Mitgründer und Geschäftsführer der Hopf-Klinkmüller Capital Management seinen Fokus auf die strategische Planung, Generierung neuer Investitionsmöglichkeiten und deren Implementierung, primär in den Rohstoffmärkten. Zudem steht er der Beratung institutioneller und privater Kunden im Bereich Trading und Analyse vor. Dabei greift er auf seine langjährige Erfahrung als Trader und umfassende Kenntnisse der Chartanalyse, speziell in der Anwendung der Elliott Wellen Analyse, zurück.


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