Politik

Gegen Russland: USA wollen sich Eigentums-Rechte für den Mond sichern

Lesezeit: 2 min
28.05.2015 11:04
Stephan Hobe vom Institut für Luft- und Weltraumrecht der Universität Köln warnt vor einem neuen Eroberungszug im Weltall. Im Zentrum des Konflikt steht der Mond und seine Ressourcen. Hobe sagt, dass die Amerikaner sich die Eigentumsrechte sichern wollen - obwohl dies nach internationalen Verträgen nicht möglich ist. Offenbar als Reaktion haben Russland und China angekündigt, selbst zum Mond fliegen zu wollen.
Gegen Russland: USA wollen sich Eigentums-Rechte für den Mond sichern

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Mensch stößt immer weiter in den Weltraum vor. Das hat Licht- und Schattenseiten.

Vor allem aber führt es in der Regel zu Streit, wenn unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen: «Wem gehört der Mond?», fragen Experten bei einer gleichnamigen, internationalen Tagung am Donnerstag in Köln. Sie mahnen, rechtliche Weichen jetzt zu stellen und Klarheit zu schaffen. «Der Internationale Weltraumvertrag verbietet den Staaten die Aneignung von Himmelskörpern», sagte Professor Stephan Hobe vom Institut für Luft- und Weltraumrecht der Uni Köln der dpa. Im Mondabkommen wird dieser mit seinen Ressourcen als gemeinsames Erbe der Menschheit bezeichnet. Es gebe aber eine rechtliche Grauzone, die Verträge müssten überarbeitet werden.

Der Kölner Experte warnt jedoch: «Die Amerikaner wollen stark an das Thema Ressourcenabbau und Eigentumsrechte zur wirtschaftlichen Nutzung ran. Wir sollten in Alarmstimmung sein bei Alleingängen.» Er plädiert für Zurückhaltung. «Wir müssen uns gut überlegen, ob wir in der fernen Zukunft wirklich Schürfrechte für den Mond wollen oder eine Art Bergbaubehörde für den Mars. Die bessere Option könnte ein Status Naturschutzpark sein.»

Erst vor wenigen Tagen haben China und Russland bekanntgegeben, gemeinsam einen bemannten Mond-Flug durchführen zu wollen. Offenbar hat der Wettlauf um den Mond und seine Ressourcen begonnen.

Hobe drängt auch in einem anderem Punkt auf rasche Regelungen: «Das All wird irgendwann so verschmutzt sein, dass die Raumfahrt gefährdet ist, dass auch Kommunikationssatelliten nicht mehr zum Einsatz kommen können.» Trotzdem sei die Einsicht der Staaten noch gering, denn: «Es würden hohe Kosten im Milliarden-Bereich anfallen.» Problem: «Es besteht keine verbindliche Vorschrift, die sie zur Müllbeseitigung verpflichtet.» Mehr Hoffnung hat Hobe beim Thema Vermeidung von neuem Müll. «Da fühlen sich die Staaten doch verantwortlicher, auch bei beteiligten Privaten Mitverantwortung einzufordern.»

Hobe hält Verkehrsregeln im All auch angesichts möglicher kommerzieller Unternehmungen für wichtig. «Der schnelle Transport von Gütern oder eine Fabrikation bestimmter Werkstoffe oder Pharmazeutika unter Ausnutzung der verminderten Schwerkraft sind in Zukunft durchaus vorstellbar.» Der Rahmen solle vorab verbindlich abgesteckt werden. «Staaten müssten dafür auch offenlegen, was sie an Objekten für zivile und militärische Nutzung oben haben.»

Auch der Weltraum-Tourismus könne rechtlich nicht ins Blaue hinein expandieren. «Es wird ein teures Hochrisiko-Unterfangen bleiben, aber zunehmen. Wir müssen zum Beispiel klären, ob sich die Anbieter weiter mit der Klausel "auf eigene Gefahr" für den Kunden aus der Affäre ziehen dürfen.»

Müll und Trümmerteile rasen durchs All, lassen das Risiko von Kollisionen bedrohlich steigen. Wer holt den Schrott runter, wer haftet? Beim Zukunftsgeschäft Tourismus wollen viele mitmischen, allerdings: zu welchen Bedingungen? Erste begehrliche Blicke richten sich auch auf Rohstoffe im All. Aber:

«Für Land, Luft und See gibt es Verkehrsregeln, nur für den Weltraum nicht. Man muss jetzt einen Aufschlag machen», sagte Bernhard Schmidt-Tedd vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) der dpa. Dem Juristen bereiten die vielen Hunderttausend Müllobjekte - ausgediente Satelliten, deren Fragmente oder ausgebrannte Raketen-Teile - große Sorgen, die mit 25.000 Stundenkilometern und mehr unterwegs sind. «Aktuell werden noch dazu viele Klein- und Kleinstsatelliten, für die ein schmales Finanzbudget ausreicht, hochgeschossen. Zum Teil in ganzen Schwärmen.»

Schon Millimeter kleine Partikel können ernste Schäden verursachen, auch größere Satelliten zerlegen. Fazit: «Es muss geklärt werden, in welche Höhen und Umlaufbahnen welche Satelliten gebracht werden dürfen», fordert Schmidt-Tedd. In geringeren Höhen ist die Erdanziehung größer, die Teile verglühen bei Eintritt in die Erdatmosphäre. Der Hochrisikobereich beginne ab 600 Kilometern, wo sich besonders viel Müll befinde. Weniger problematisch sei der Geostationäre Orbit in einer Höhe von gut 36 000 Kilometern.

«Es muss auch geklärt werden, ob ein aktiver Satellit einem abgeschalteten Satelliten vorsorglich ausweichen muss - und wer dann diesen Energieverbrauch bezahlt», erläutert der DLR-Experte. «Und wer bei Kollisionen, die es vereinzelt ja schon gegeben hat, für die schwer nachweisbaren Schäden aufkommt.»


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...