Politik

Streit über Flüchtlinge: Regierung von Lettland tritt zurück

Die lettische Regierung ist am Montag zurückgetreten. Die Koalition konnte sich nicht über die Aufnahme von 776 Flüchtlingen einigen. Die Mehrheit der Letten ist gegen die Aufnahme von Flüchtlingen.
08.12.2015 00:38
Lesezeit: 1 min

Die lettische Regierung unter Regierungschefin Laimdota Straujuma ist am Montag zurückgetreten. Präsident Raimonds Vejonis kündigte anschließend neue Regierungsgespräche an. Straujuma geriet in den vergangenen Monaten in die öffentliche Kritik, weil sie die Erfüllung der EU-Quoten bei der Flüchtlingsaufnahme durchgesetzt hatte. Lettland muss in den kommenden zwei Jahren 776 Flüchtlinge aufnehmen. Zudem war sie gegen Grenzschließungen und gegen die thematische Vermengung von Terrorismus und Flüchtlingen, berichtet LSM.LV – Public Broadcasting of Latvia. Doch ihre Ansichten deckten sich weder mit den Ansichten der Koalitionspartner ihrer Partei noch mit der Stimmung in der lettischen Bevölkerung.

Die Flüchtlings-Krise führte innerhalb der Regierungskoalition zu einem nicht mehr lösbaren Konflikt. Die Koalition bestand aus der Einheitspartei, der Nationalen Allianz und der Union der Grünen und Farmer. Während die Einheitspartei sich für die EU-Flüchtlingsquoten einsetzte, waren die anderen beiden Koalitionspartner strikt dagegen. Die Einheitspartei argumentierte, dass die Ablehnung der EU-Quoten negative finanzielle und wirtschaftliche Folgen für Lettland haben könnte, weil dann EU-Hilfen möglicherweise ausbleiben würden.

Lehrerverbände in Lettland protestierten in den vergangenen Monaten gegen die Aufnahme von Flüchtlingen. Sie argumentieren, dass es schon schwer genug sei, die eigenen Kinder umfassend auszubilden, berichtet The Baltic Times. Die Flüchtlingskinder würden eine neue Belastung für sie darstellen. Es kam zu einem Lehrerstreik, an dem 22.000 Lehrer teilnahmen. Sie forderten statt Flüchtlingen höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen, LSM.LV – Public Broadcasting of Latvia.

Im September hatte es Kundgebungen gegen die EU und die Regierung in Riga gegeben. Sowohl die russischsprachigen als auch die lettischsprachigen Menschen im Land sind weitgehend gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, berichtet Politico.

Nach Aussagen des lettischen Außenministers Edgars Rinkevics sind die Letten innerhalb der EU das Volk mit der größten Ablehnung gegenüber Flüchtlingen, berichtet The Baltic Times. 71, 9 Prozent der Letten sollen nach Informationen von Europe’s World gegen Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Ukraine-Krieg: Gescheiterte Verhandlungen 2022 - Lawrow über Waffenruhe „Wir wollen das nicht mehr“
22.05.2025

Russlands Außenminister Sergej Lawrow erteilt einer langfristigen Waffenruhe eine Absage. Nach Angaben des russischen Außenministers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliardär Arnault warnt: EU treibt Industrie in den Abgrund
22.05.2025

Bernard Arnault, der reichste Mann Europas, schlägt Alarm: Die EU spiele mit dem Feuer, während Zölle explodieren und ganze Branchen...

DWN
Politik
Politik Russisches Schatten-Schiff vor Polens Küste: Polen interveniert - ein verdächtiges Manöver?
22.05.2025

Ein russisches Schiff der „Schattenflotte“ hat verdächtige Manöver in der Nähe des Verbindungskabels zwischen Polen und Schweden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI statt Ruhestand: Google-Mitgründer Brin kehrt zurück – jetzt wird’s ernst
22.05.2025

Sergey Brin ist zurück – getrieben von der KI-Revolution. Google greift mit neuer Macht an, doch die Fehler der Vergangenheit sitzen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Brüssel bremst Billig-Boom: EU erklärt Temu und Shein den Zoll-Krieg
22.05.2025

Die EU greift zur Zollkeule: Mit einer neuen Pauschalabgabe sollen Temu und Shein ausgebremst werden – doch am Ende zahlen Europas...

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilien: Banken vergeben deutlich mehr Kredite für Wohnimmobilien
22.05.2025

Die Immobilienpreise waren zeitweise spürbar gefallen, nun kommt der Markt wieder in Fahrt. Verbraucher und Investoren schließen deutlich...

DWN
Finanzen
Finanzen WHO verabschiedet Pandemie-Abkommen inmitten der Finanzkrise: Deutschland sagt weitere Millionen zu
22.05.2025

Der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd Euro), unter anderem, weil die USA...

DWN
Panorama
Panorama Einwanderungsland Deutschland: Jeder vierte Mensch hat einen Migrationshintergrund
22.05.2025

Rund 21,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte haben im vergangenen Jahr in Deutschland gelebt. Das sind vier Prozent mehr als im...