Licht aus beim Rausgehen, damit kein Strom vergeudet wird - solche privaten Regeln dürften vielen Bundesbürgern auch aus ihrer Kindheit bekannt sein. In der Industrie sind Stromspar-Vorgaben hingegen noch nicht allzu weit verbreitet. Für Unternehmen ergeben sich hier vielfältige Herausforderungen. Dabei müssen es nicht immer die großen Maßnahmen sein, die am Ende viel bewirken.
Es ist ein altes Problem beim Energiesparen in der Industrie: Erfolge werden kaum oder erst spät gesehen - und die „Sparkönige“ selbst warten vergeblich auf ihre Lorbeeren. „Energiekosten werden oft als Gemeinkosten aufgeführt, sie werden also pauschal umgelegt, ohne dass sie einzeln zugeordnet werden“, zitiert die Deutsche Presse-Agentur Alexander Sauer vom Stuttgarter Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP). Der Erfolg des Einzelnen komme da leider zu kurz - das sei bedauerlich, aber nun mal Realität in weiten Teilen der deutschen Industrie. Der Technologiekonzern Bosch macht es anders und setzt auf Transparenz. Statt den Energieverbrauch für ein Werk nur einmal im Quartal aufzulisten, wurde im Bereich der Dieseleinspritzpumpen eine 15-Minuten-Taktung für jede einzelne Maschine eingeführt. Dank dieser Maßnahme ist nun klar, wie viel Strom die Maschinen verbrauchen. Und das habe auch eine hohe Motivation der Mitarbeiter zum Energiesparen zufolge, heißt es bei Bosch. Unter anderem bestehe durch den Vergleich mit Kollegen der Ansporn, den besten Sparweg aufzutun.
Wege wie diese sind aufwendig und häufig kostenintensiv – und entsprechend selten. Doch es tut sich was: „Das Thema Einsparen von Strom und Wärme ist zwar für die meisten Unternehmen längst an der Tagesordnung“, so auch E.ON-Experte Carsten Wendt. „Trotzdem gibt es Erfahrungswerte, dass in vielen Betrieben der Energieverbrauch noch um bis zu 15 Prozent gesenkt werden kann. Und das mit überschaubarem Aufwand und meist nur kleineren Investitionen.“
Was mittelständische Betriebe konkret tun können, zeigt etwa das Autohaus Epple aus Rutesheim. Das familiengeführte Unternehmen im Landkreis Böblingen hat sich einem Energiecheck unterzogen. Über seinen Stromlieferanten E.ON beauftragte Geschäftsführer Erik Epple die Dekra Consulting GmbH aus Stuttgart mit einer Energieeffizienzberatung für Verkaufsräume, Werkstatt und Lager. Experten ermitteln im Zuge dessen alle betriebsspezifischen Kennzahlen zum Energieverbrauch, identifizieren Einsparpotenziale und geben der Geschäftsführung konkrete Handlungsempfehlungen. Gefördert wird diese Effizienzberatung von der KfW mit bis zu 80 Prozent der Kosten.
Ausgangspunkt der Untersuchung: Das über 50 Mitarbeiter starke Autohaus hat einen jährlichen Strombedarf von mehr als 200.000 Kilowattstunden. Im Laufe der Analyse konnten die Dekra-Fachleute bei Beleuchtung, Klimatechnik und Heizungssystem ein signifikantes Einsparpotential von rund 65.000 Kilowattstunden bzw. 31 Prozent der Stromkosten pro Jahr ausmachen. Kleine Maßnahmen bewirken hier viel, weiß auch Erik Epple. „Die Empfehlungen setzen wir konsequent um, z.B. durch den Austausch unserer schon etwas älteren Neonröhren durch moderne und energiesparende LED-Leuchten. Spart bares Geld und vermeidet künftig rund 40 Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr.“
Was das Autohaus beim Thema Heizung darüber hinaus beachten kann, erfordert hingegen keinerlei Investitionen. Denn in der Regel lohnt es sich nicht, Büroraume auch nach 22 Uhr zu beheizen. Eine intelligente Einstellung der Heizung ist gratis und kann viel sparen.
Carsten Rolle vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht die deutschen Unternehmer übrigens auf einem guten Weg. „Die Energie wird in der Industrie von Jahr zu Jahr effizienter eingesetzt“, sagt Rolle. Energiemanagement-Systeme gebe es bereits in vielen Firmen, also interne Vorgaben zum besseren Einsatz von Strom und Wärme.