Politik

Unbekannte jubeln Euractiv einen Fake-Artikel über Türkei-Putsch unter

Lesezeit: 2 min
20.08.2016 01:55
Das Magazin Euractiv hat einen Gastbeitrag gelöscht, in dem der US-Botschafter im Jemen einen Zusammenhang zwischen der CIA und dem Putsch in der Türkei hergestellt hat. Der Artikel sei eine Fälschung gewesen, schreibt das Magazin. Wer ihm den Text untergejubelt hat, sagte Euractiv nicht.
Unbekannte jubeln Euractiv einen Fake-Artikel über Türkei-Putsch unter
Auf der deutschen Website war der Verweis auf den Fake-Artikel noch am 2.9.2016 zu finden. (Screenshot: Euractiv)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Update 2. September 2016, 18.09:

Euractiv hat einen Artikel zurückgezogen, der unter dem Titel "Will Ankara take aim at Patriarch Bartholomew?" am 17. August 2016 erschienen ist. In dem Artikel hatte der vermeintliche Gastautor, der ehemalige US-Botschafter im Jemen, über die angeblichen Beziehungen des Patriarchs von Konstantinopel zu den US-Geheimdiensten geschrieben. Es wäre der erste öffentliche Beitrag gewesen, in dem ein hochrangiger US-Diplomat einen Zusammenhang zwischen der CIA, Gülen und dem Putsch in der Türkei hergestellt hätte. Zahlreiche Medien, auch die DWN, zitierten aus dem Beitrag. Selbst auf der eigenen, deutschsprachigen Website ist der Hinweis am 2.9.20116 immer noch aufzufinden. Hier steht: "Gülen habe in der Tat viel Unterstützung von der CIA bekommen, schrieb Arthur H. Hughes, ein pensionierter US-Botschafter, gestern in einem EurActiv-Standpunkt."

(Update 3. September 2016, 22.30 Uhr: Der Artikel wurden nun auch bei EurActiv Deutschland gelöscht.)

Die Begründung von Euractiv Brüssel für die Entfernung des kompletten Artikels lautet nun:

NOTE: EurActiv has unpublished this article following confirmation that the author was a fake. We apologise for the inconvenience this has caused at a challenging time for Turkey and have taken measures to strengthen our internal processes as a consequence.

Wie es dazu kommen konnte, dass Euractiv einen Fake-Gastbeitrag untergejubelt bekommen hat, ist unklar - noch dazu zu einem derart brisanten, geopolitischen Thema. Die Redaktion der Deutschen Wirtschafts Nachrichten hat die am 31. August 2016 von Euractiv als Fake bezeichneten Passagen, die das Magazin zuvor als authentisch dargestellt hatte, gelöscht. Die DWN haben am 2. September 2016 durch die Mitteilung eines Lesers Kenntnis von dem Fake erhalten.

Auf Anfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten sagte Botschafter Hughes: "Ich habe zu keiner Zeit einen Artikel angeregt, vorgelegt oder geschrieben, der sich mit der Türkei oder der Griechisch-Orthodoxen Kirche befasst. Mein einziger Kontakt zu Euractiv war, um mich zu beschweren und sie zu bitten, den gefälschten Artikel von der Seite zu nehmen." Das Middle-East-Institute, für das Hughes arbeitet, veröffentlichte zu dem Vorfall eine Stellungnahme.

Wir versuchen in der Folge zu recherchieren, wie es zu dem Fake gekommen ist und warum Euractiv, das eigentlich als seriöse Quelle bekannt ist, diesen nicht als solchen erkennen konnte.

Derselbe Artikel scheint auch von der Oriental Review veröffentlicht worden zu sein. Diese Website ist eine russische Propaganda-Website. In einem Brief an den Patriarchen Bartholomäus schreibt Hughes, dass er nicht Autor des Artikels sei. Die Oriental Review hat jedoch nicht, wie von Hughes erbeten, eine Entschuldigung gebracht - sondern den Artikel stillschweigend verschwinden lassen - die am meisten verbreitete Methode bei Desinformationskampagnen, in denen die russischen mittlerweile ein gewisse Meisterschaft entwickelt haben.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - vier Tote, zahlreiche Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...

DWN
Panorama
Panorama Winterurlaub in Gefahr: Weniger Gäste in den Alpen erwartet
21.12.2024

Die Alpenregion, ein traditionell beliebtes Ziel für Wintersport und Erholung, steht in der neuen Saison vor Herausforderungen. Weniger...

DWN
Finanzen
Finanzen Quality Investing: Von der Kunst des klugen Investierens
21.12.2024

Luc Kroeze, Autor des Buches „Die Kunst des Quality Investing“, erläutert im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unsicherheit für PCK: Verkauf der Shell-Anteile gescheitert
20.12.2024

Das Scheitern des Verkaufs der Shell-Anteile an der Schwedter Raffinerie erschüttert den Standort. Wieder bleibt die Zukunft unklar. Nun...