Finanzen

Verkauf von Tafelsilber bewahrt Credit Suisse vor Verlust

Die Credit Suisse hat für das dritte Quartal einen kleinen Gewinn ausgewiesen. Dieser war nur durch den Verkauf einer teuren Immobilie möglich.
03.11.2016 15:46
Lesezeit: 2 min

Ein Jahr nach dem Start des Konzernumbaus dauert die Durststrecke für die Credit Suisse an. Nur dank des Verkaufs von Tafelsilber schrammte die zweitgrößte Schweizer Bank im dritten Quartal an einem Verlust vorbei. Angesichts des lahmenden operativen Geschäfts drückt Konzernchef Tidjane Thiam bei den Sparmaßnahmen aufs Tempo. Insbesondere die Händler, die früher auf Händen getragen wurden, müssen mit weiteren Einschnitten rechnen. „Wir habe auf unserer Reise immer noch einen langen Weg vor uns“, sagte Thiam am Donnerstag. „Aber wir sind auf dem richtigen Kurs.“

Um 95 Prozent sank der Gewinn im Jahresvergleich, unter dem Strich blieben 41 Millionen Franken. Nur der Verkauf eines denkmalgeschütztes Hauses an der Zürcher Bahnhofstrasse, der der Bank 346 Millionen Franken in die Kasse spülte, bewahrte das Institut vor roten Zahlen. Im Geschäft mit reichen Privatkunden sammelte die Bank zwar weiter kräftig neues Geld ein, allerdings verdient Credit Suisse daran immer weniger, bemängeln Analysten. Erzrivale UBS konnte die Margen zuletzt stabil halten.

Eine erfolgreiche Vermögensverwaltung ist für die Strategie Thiams entscheidend. Der Ivorer, der im Sommer 2015 als großer Hoffnungsträger gestartet war, hat den Bereich zum Kerngeschäft erkoren, weil es weniger schwankt und weniger kapitalzehrend ist als das Investmentbanking. Den Wertpapierhandel will der frühere McKinsey-Manager dagegen eindampfen. Im dritten Quartal sackte der Vorsteuergewinn des Bereichs um zwei Drittel ab.

US-Investmentbanken wie Goldman Sachs oder Morgan Stanley verbesserten ihre Quartalsgewinne dagegen um mehr als die Hälfte. Dank Spekulationen um eine Zinserhöhung in den USA und um eine Rückführung des Anleihekaufprogramms der EZB boomte vor allem der Bondhandel. Das sorgte auch bei der Deutschen Bank, die in dem Geschäft weiterhin eine große Nummer ist, für ein sattes Ertragsplus. „Credit Suisse hat die ausgezeichneten Marktbedingungen in festverzinslichen Geschäft im Quartal verpasst, aber die Anleger dürften den Schrumpfungs-Trend begrüßen“, erklärte Barclays-Analyst Jeremy Sigee.

Mit einem Sparkurs will Thiam den Renditen auf die Sprünge helfen. Credit Suisse sieht sich auf Kurs, das Kostensenkungsziel von 1,4 Milliarden Franken im laufenden Jahr zu übertreffen. Doch damit ist noch nicht Schluss. „Wir sagen ziemlich deutlich, dass wir viele weitere Möglichkeiten haben, die Kosten hinunterzufahren“, erklärte der Konzernlenker. Obwohl die Handelssparte ihr Sparziel zwei Jahre früher als angepeilt erreicht hat, ortet Finanzchef David Mathers hier weiteres Potential. Auf einem Investorentag am 7. Dezember will Credit Suisse dazu weitere Angaben machen.

Vom Quartalsbericht waren die Anleger wenig angetan. Die Aktie sackte 5,4 Prozent ab. Seit Jahresbeginn summiert sich das Minus auf rund 40 Prozent. Das ist deutlich schlechter als der europäischen Bankenindex. Aber der schleppende Geschäftsverlauf und der laufende Umbau ist nicht der einzige Grund für die Kursschwäche. Denn auch das Damoklesschwert einer US-Strafe wegen fauler Hypothekenpapiere hängt über dem Zürcher Institut. Neben der Credit Suisse sind bei den Verhandlungen um eine Beilegung der Verfahren unter anderem die Deutsche Bank und Barclays auf der Zielgeraden. Den Frankfurtern drohen die USA mit einer Strafe von 14 Milliarden Dollar, die die Bank deutlich herunterhandeln will. Von den zusätzlichen Rückstellungen der Credit Suisse für Rechtsstreitigkeiten von 357 Millionen Franken entfällt der Löwenanteil auf Hypothekenfälle.

Dank Thiams Bemühungen, die Bilanz krisenfester zu machen, kann die Bank auch einer Milliardenstrafe immerhin gelassener entgegenblicken als noch vor einem Jahr. Mit einer Kernkapitalquote von zwölf Prozent hat das Institut ein dickeres Polster als etwa die Deutsche Bank. Credit Suisse habe einen Wendepunkt erreicht, erklärten die Analysten des Brokers Keefe, Bruyette & Woods. Die Bilanz sei jetzt so stabil, dass die Bank ihre Kapitalziele möglicherweise sogar ohne den für das zweite Halbjahr 2017 angepeilten Börsengang des Schweiz-Geschäfts erreichen könne. Mit einem Vorsteuergewinn von 758 Millionen Franken fuhr die Division im Quartal das mit Abstand beste Ergebnis aller Sparten ein.

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