Politik

Ex-Deutsche-Bank-Chef Ackermann: Zahle keine Boni zurück

Josef Ackermann weist das Ansinnen der Deutschen Bank, seine Boni zurückzuzahlen, von sich. Er fühlt sich unter Druck gesetzt.
18.11.2016 02:40
Lesezeit: 1 min

Der frühere Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, will von seinem Ex-Arbeitgeber erhaltene Boni nicht zurückzahlen. "Es ist überhaupt nicht die Rede davon, Boni zurückzuzahlen", sagte er am Donnerstag bei einer Wirtschaftskonferenz in Berlin laut Reuters. Die Frage sei, ob die Teile, die bislang nicht ausgezahlt wurden, "freiwillig in der Bank gelassen werden". Er habe in der Vergangenheit gezeigt, dass er unter bestimmten Umständen bereit sei, freiwillig seinen Beitrag zur Lösung von Problemen zu leisten, wenn es dafür eine Basis gebe. Aber auf Ansprüche formell verzichten werde er nicht. "Das kann ich gar nicht", sagte er.

Solche Fragen seien etwas, was intern in der Bank geklärt werden sollte, sagte Ackermann. Aber offenbar habe man ihn unter Druck setzen wollen. "Man merkt die Absicht, aber man ist verstimmt", sagte er.

Ob er gegebenenfalls zur Verteidigung seiner Ansprüche auch vor Gericht ziehen würde, sagte Ackermann nicht. Er verteidigte aber seine Politik als Vorstandssprecher in der Bank seit 2002 und auch das seinerzeit massiv ausgebaute Engagement im Investmentbanking. Die Deutsche Bank sei damit ohne Staatshilfen durch die Finanzkrise gekommen und habe auch während dieser Zeit gut verdient. Dass in der Bankenbranche in Verbindung mit der Finanzkrise Fehler gemacht wurde, sei allerdings auch klar.

In Finanzkreisen hatte es geheißen, die Deutsche Bank prüfe weiterhin, ob sie frühere Vorstände für die Verfehlungen des Geldhauses persönlich zur Kasse bitten kann. Eine Entscheidung dazu sei aber noch nicht gefallen, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Zwei der Insider betonten, eine Anwaltskanzlei schaue sich schon länger unter anderem die Arbeitsverträge der einstigen Manager an. Es gehe nicht nur um die Frage, ob eingefrorene Boni - die normalerweise mit Zeitverzögerung ausgezahlt werden - gänzlich einbehalten werden dürften. Geprüft werde auch, ob bereits ausgezahlte Gelder zurückgefordert werden könnten.

Die Süddeutsche Zeitung hatte von Absichten der Bank berichtet, von sechs Ex-Vorständen Boni in Millionenhöhe einzufordern. Betroffen sind der Zeitung zufolge etwa die beiden ehemaligen Chefs Josef Ackermann und Anshu Jain. Von Jain, der vor seinem Aufstieg an die Konzernspitze 2012 viele Jahre das Investmentbanking geleitet hatte, wolle die Bank die höchste Summe einholen - einen zweistelligen Millionenbetrag.

Jain wollte sich zu dem Zeitungsbericht nicht äußern. Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ebenfalls ab. Ein Sprecher verwies lediglich auf den Geschäftsbericht 2015, in dem die Bank offenlegt, dass der Aufsichtsrat jene Boni-Tranchen, die im vergangenen Jahr eigentlich zur Auszahlung fällig geworden wären, auf Eis gelegt hat. Das betraf insgesamt elf Personen, frühere Vorstandsmitglieder inbegriffen.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...