In der Diskussion um den schleppenden Absatz von Elektroautos in Deutschland bringt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) eine Quote ins Spiel. Es sei «gut möglich, dass wir eine Quote für Elektroautos brauchen werden, um den Übergang ohne Brüche zu organisieren», sagte die Ministerin der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten. «Und das sage ich nicht als Umweltministerin, sondern als Sozialdemokratin, die die guten Arbeitsplätze in Deutschland erhalten möchte. Die Quote wird die Hersteller auch dazu bewegen, endlich Modelle anzubieten, die für Normalverdiener erschwinglich sind.» Ein pauschales Verbot für Verbrennungsmotoren sehe sie aber nicht.
Auch an der Kaufprämie für Elektroautos gibt es ein halbes Jahr nach dem Start weiter nur äußerst mäßiges Interesse. Bis zum 1. Januar 2017 wurden nach Angaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle lediglich 9023 Anträge auf eine Prämie gestellt. Davon waren rund 5100 Anträge für reine Elektroautos und knapp 3900 für Plug-In-Hybride. Die Kaufprämie kann seit Anfang Juli beantragt werden.
Hendricks wirft den Managern der deutschen Automobilkonzerne vor, den Trend nicht zu erkennen: «Das Ende des mit fossilen Kraftstoffen betriebenen Verbrennungsmotors wird vor allem durch die Macht des Faktischen kommen. Im Jahr 2030 werden in Deutschland drei Millionen neue Fahrzeuge verkauft, in China 40 Millionen. China setzt radikal auf Elektromobilität, um seine Luftprobleme in den Griff zu bekommen. Wollen wir auf deren riesigen Markt eigentlich keine Rolle spielen? Wenn ich die deutschen Automobilmanager auffordere, sich an die Spitze dieser Bewegung zu stellen, dann dient das nicht nur dem Umweltschutz. Sondern vor allem dem künftigen Automobilstandort Deutschland und den vielen damit verbundenen Jobs. Manchmal wundere ich mich wirklich darüber, dass ich das denen als Umweltministerin erklären muss. Bei deren Gehalt sollten die eigentlich selbst darauf kommen.»
Die Bundestagsabgeordneten haben sich allerdings bei den Elektoautos auch nicht an die Spitze der Bewegung gesetzt: Der Fahrdienst des Bundestags sieht nur eine verschwindend geringe Zahl von Elektoautos vor. Das ist unverständlich - weil die Bundestagsabgeordneten über den Fahrdienste naturgemäß kürzere Strecken fahren - also genau jene Distanzen, für die die Elektroautos schon heute geeignet sind.
Im vergangenen Jahr kamen laut dpa in Deutschland 11 410 reine Elektroautos neu auf die Straßen, knapp 1000 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der neuen Hybrid-Autos mit kombiniertem Verbrennungs- und Elektromotor stieg von rund 33 600 auf 48 000.
Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) in Deutschland rechnet im laufenden Jahr mit einem deutlichen Zuwachs beim Absatz von E-Autos. «Wir gehen davon aus, dass der Elektromarkt im Jahr 2017 um 50 Prozent zulegen wird», sagte VDIK-Präsident Reinhard Zirpel der «Automobilwoche». Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) erwartet bei den Zulassungen 2017 mit rund 15 000 E-Autos und 55 000 Hybriden, davon 22 000 Plug-ins.