Politik

Orban: Ungarn will weiter keine Flüchtlinge aufnehmen

Ungarn will keine Flüchtlinge aufnehmen und beharrt auf der Beteiligung der EU bei den Kosten für den Grenzschutz.
07.09.2017 17:18
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat der EU-Kommission im Streit um die Aufnahme von Flüchtlingen „Gewalt“ gegen sein Land vorgeworfen, berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP. Die von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker „dargestellte Interpretation des Solidaritätsprinzips“ bedeute eigentlich nichts anderes „als die Umgestaltung Ungarns zu einem Migrationsland – trotz des Willens der ungarischen Bürger“, schrieb Orban in einem Brief an Juncker. Dies sei „keine Solidarität, sondern Gewalt“.

Im Gegensatz zu „einigen bedeutsamen Mitgliedstaaten der EU“ sei Ungarn nie Kolonialmacht gewesen, schrieb Orban weiter. Diese EU-Staaten seien „als Konsequenz ihrer Verpflichtungen im Zusammenhang mit ihrer früheren Position als Kolonialmacht Migrationsländer“ geworden. Ungarn hingegen sei „kein Migrationsland und wünscht es sich auch nicht, zu einem solchen zu werden.“ Ungarn könne nicht akzeptieren, „zu einer solchen Veränderung gezwungen“ zu werden.

Junckers „Interpretation des Solidaritätsprinzips“ stehe weder „mit den Rechtsvorschriften der EU“ noch „mit den historischen Traditionen Ungarns“ im Einklang. Orban forderte zudem erneut eine Beteiligung der EU an den Kosten für die Errichtung und Bewachung des ungarischen Grenzzauns. Der Zaun und die ungarischen Grenzjäger schützten „nicht nur die ungarischen, sondern auch die österreichischen, deutschen und andere EU-Bürger“, schrieb der Regierungschef.

Orban warf Juncker vor, dass „jener, der den Zaun nicht unterstützt, die Bürger der Europäischen Union weder verteidigen kann, noch verteidigen will“. Wenn die EU statt der Grenzverteidigung ausschließlich dazu bereit sei, „Maßnahmen und Institutionen zu finanzieren, die die Aufnahme von Migranten anstreben, werden wir bloß einen erneuten Anreiz Hunderttausenden von Migranten bieten, die sich in Richtung Europas auf den Weg machen würden – anstatt die Migration aufzuhalten“, zitiert AFP aus dem Brief.

Orban hatte vergangene Woche verlangt, dass Brüssel die Hälfte der Kosten für den Bau des wegen der Flüchtlingskrise errichteten Grenzzauns sowie für die Ausbildung und den Einsatz von 3000 Grenzschützern entlang der Sperre übernimmt. Die EU-Kommission erteilte der Forderung eine Absage. Überdies hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Mittwoch befunden, dass der EU-Beschluss zur Umverteilung der Flüchtlinge rechtmäßig sei. Das Gericht wies damit die Klagen Ungarns und der Slowakei ab.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...