Finanzen

Italien: Immobilienmarkt wird zum Risiko für Banken

Lesezeit: 2 min
14.01.2018 20:14
Die sinkenden Preise am Immobilienmarkt werden zur Belastung für die angeschlagenen italienischen Banken.
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Der italienische Immobilienmarkt wird zum Problem – jedenfalls nach Angaben der derzeit regierenden demokratischen Partei in einem Appell an die Bürger im Vorfeld der am 4. März stattfindenden Parlamentswahlen.

Bedenklich ist, dass die Schwäche des italienischen Immobilienmarktes das Bankensystem des Landes belastet, welches noch immer mit den Folgewirkungen der internationalen Finanzkrise zu kämpfen hat.

Nach den jüngsten Angaben von Eurostat, der statistischen Behörde der EU, ist Italien das einzige Land in der Gemeinschaft, in dem die Preise für Wohneigentum seit dem zweiten Quartal vergangenen Jahres stagnierten. Zum Vergleich: Aus zwei Dritteln aller EU-Mitgliedsstaaten wird gemeldet, dass die Immobilienpreise im gleichen Zeitraum um mehr als fünf Prozent gestiegen sind. In Italien sind die Preise dagegen seit 2007 kontinuierlich gefallen und liegen heute um 23 Prozent niedriger als vor zehn Jahren – ein Rückschlag, der die Baubranche und andere Bereiche des Immobiliensektors in die Knie gezwungen hat.

Die Bautätigkeit ist seit Beginn der Krise der Jahre 2007/2008 fast um die Hälfte zurückgegangen. Allein 2016 hatten 4,5 Prozent aller Bauunternehmen Insolvenz angemeldet, 2013 waren es sogar 5,5 Prozent. Wie Cerverd, ein italienischer Wirtschaftsinformationsdienst, berichtet, sind diese Ausfallraten deutlich höher als in anderen Sektoren der Industrie, wo durchschnittlich etwa 2,6 Prozent aller Betriebe hatten aufgeben müssen.

Die Folgen davon sind, dass viele Hypotheken oder mit Hypotheken abgesicherte Darlehen im Gegensatz zu Krediten im produzierenden Gewerbe nicht zurückgezahlt werden können, nach Schätzungen der Banken handelt es sich im Immobilienbereich um faule Kredite in Höhe von 173 Milliarden Euro.

Das italienische Bankensystem hingegen ist auf dem Weg der Besserung: Die Summe der Forderungsausfälle ist aus Sicht eines Jahres bis November 2017 um 28 Milliarden Euro zurückgegangen. Hintergrund sei die ansteigende Verbriefung von Krediten in Form von Wertpapieren (also die Aufteilung von Krediten) sowie der sinkenden Zahl fauler Darlehen. Einzig bei Immobilienkrediten war kein Rückgang festzustellen.

Bereits 2014 berichtete die Tageszeitung Welt von günstigen Ferienimmobilien in Italien, deren Preise wegen der Krise und den demografischen Veränderungen sanken. Allerdings hätten sich bereits damals viele Käufer zurückgehalten, da entsprechende Finanzierungen sehr schwer zu bekommen waren. Selbst verkaufswillige deutsche Besitzer italienischer Ferienhäuser sind seit langem von der Schwäche des dortigen Immobilienmarktes betroffen. Denn auch sie haben nach wie vor mit dem Wertverfall aufgrund des übergroßen Angebots zu kämpfen.

Im Immobilienbereich gibt es heutzutage noch immer mehr faule Kredite als in jedem anderen Sektor der italienischen Wirtschaft: Der Anteil stieg 2017 auf 42 Prozent gegenüber 29 Prozent im Jahr 2011. Die Auflösung von faulen Krediten bei den Immobilien gestalte sich zudem langsamer als auf anderen Gebieten. Die Banken seien eher bereit, faule Investitionskredite zu einem früheren Zeitpunkt abzuschreiben. Wie Massimo Massimilla, Vorstandschef und Fondsmanager der Investmentgesellschaft Algebris Italy, erklärte, könnte sich die Lage in dieser Hinsicht ein wenig aufhellen. Im Gegensatz dazu hegen die Banken weiterhin Hoffnungen, dass sich besicherte Kredite der Bau- und Immobilienbranchen in stärkerem Maße erholten.

Wie Luca Dondi, Geschäftsführer von Nomisma, einem italienischen Think-Tanks, erklärt, würden Hausbesitzer die Realität der niedrigen Preise widerwillig zur Kenntnis nehmen, was eine große Anzahl von nicht verkauften Häusern nach sich ziehe – und damit eine Umkehr verzögere. In diesem Teufelskreis leiste der Verkauf von zurückgenommenen Immobilien durch die Banken einen Beitrag zum weiter fortschreitenden Preisverfall von Wohnungen und Häusern. Die Zahl der Verkäufe von Immobilien im Zuge einer Auktion – der Verkaufsmethode der Banken – ist in den zurückliegenden zwei Jahren um 25 Prozent gestiegen.

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