Finanzen

China bereitet neue Import-Zölle gegen US-Waren vor

Lesezeit: 2 min
03.08.2018 16:43
Die chinesische Regierung hat Strafzölle im Umfang von rund 60 Milliarden Dollar gegen US-Waren vorbereitet.
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China lässt sich von den neuen US-Zolldrohungen gegen Produkte aus der Volksrepublik nicht einschüchtern. Die Regierung in Peking kündigte am Freitag an, bestimmte Importe aus den USA im Handelsvolumen von 60 Milliarden Dollar mit neuen Abgaben zu belegen. Diese sollen sich in einer Spanne von fünf bis 25 Prozent bewegen. Sie sollen gelten, sobald die USA ihre Drohungen wahr machen, Einfuhren aus China im Volumen von 200 Milliarden Dollar mit Sonderzöllen zu versehen. Die chinesische Regierung betonte zudem, bei Bedarf auch nachlegen zu können. Zugleich bekundete sie aber ihre Bereitschaft, mit den USA zu einer gütlichen Einigung im Handelsstreit zu kommen, der an den Finanzmärkten seit längerem für Nervosität sorgt.

US-Präsident Donald Trump stört sich an dem riesigen Defizit seines Landes im Handel mit China und der EU und hat deswegen den Zollstreit vom Zaun gebrochen. Sein Vorgehen zahlt sich bislang aber nicht aus. So ist das US-Defizit im Handel im Juni so kräftig wie seit über anderthalb Jahren nicht mehr gestiegen. Die Importe übertrafen die Exporte nach Angaben des US-Handelsministeriums um 46,3 Milliarden Dollar. Das sind 7,3 Prozent mehr als im Vormonat. Das Defizit mit China weitete sich erneut aus und kletterte um knapp ein Prozent auf 33,5 Milliarden Dollar. Das Minus im Handel mit der EU schmolz hingegen kräftig um 13 Prozent.

Trump hatte seinen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer Mitte der Woche beauftragt, auf chinesische Einfuhren im Umfang von 200 Milliarden Dollar einen Sonderzoll von 25 Prozent zu prüfen - statt der zuvor anvisierten zehn Prozent. Die US-Regierung will China damit zwingen, angeblich unfaire Handelspraktiken aufzugeben, seine Märkte weiter zu öffnen und sich stärker dem Wettbewerb zu stellen. Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow sagte dem Sender Fox, China solle die USA nicht unterschätzen. Die USA würden zusammen mit der EU eine Front gegen China bilden.

China bezeichnete die eigenen Zölle als vernünftig und zurückhaltend. Ins Visier nehmen die Chinesen unter anderem Erdnussbutter, Truthähne, Kondome, Textilgüter und Hubschrauber. Zugleich zeigte sich die Volksrepublik aber kompromissbereit. Außenminister Wang Yi sagte nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen Mike Pompeo in Singapur, China wolle in Gesprächen Lösungen suchen. Auch Pompeo habe erkennen lassen, dass er die Spannungen beilegen wolle. "Zusammenarbeit ist der einzig richtige Weg für die Vereinigten Staaten und China."

Der deutsche Außenhandelspräsident Holger Bingmann warnte vor schwerwiegenden Folgen für die Wirtschaft. "Eine Eskalation des Handelsstreits zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt wäre brandgefährlich, nicht nur für die Kontrahenten USA und China, sondern für die ganze Welt", sagte er der "Rheinischen Post". "Die Weltwirtschaft würde massiv abgebremst, insbesondere würden auch die komplexen internationalen Wertschöpfungsketten ganz empfindlich durchgeschüttelt." Ähnliche Warnungen waren zuletzt schon vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag gekommen. Schon jetzt litten deutsche Firmen mit Aktivitäten in beiden Ländern unter den bereits geltenden Sonderzöllen.

Unter Druck ist auch General Motors. Der größte US-Autobauer beantragte, mit seinem in China produzierten SUV-Modell Buick Envision von den neuen Zöllen auf Produkte aus dem Reich der Mitte ausgenommen zu werden. Schließlich kämen die Einnahmen aus den Verkäufen auch dem Standort USA zugute. Der japanische Rivale Toyota warnte, Trumps Pläne könnten die Kosten von in den USA gebauten Fahrzeugen nach oben treiben, ebenso die Preise für Importautos. Die EU hatte in Gesprächen mit Trump zuletzt erreicht, dass sie von höheren Zöllen auf ihre in die USA gelieferten Autos zunächst verschont bleiben soll.


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