Politik

Russland warnt erneut vor Giftgas-Anschlag in Syrien

Lesezeit: 2 min
07.09.2018 00:57
Russland warnt vor einer Provokation mit Giftgas in Idlib. Frankreich hat für den Fall eines Giftgas-Einsatzes einen Militärschlag angekündigt.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Es sei kein Zufall, dass die Erklärung des britischen Premierministers Theresa May zu Salisbury im Vorfeld einer bevorstehenden "Provokation mit Chemiewaffen" im syrischen Idlib erfolgt sei, sagte der Ständige Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen, Vasily Nebenzya, während der Sitzung des UN-Sicherheitsrates laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS: "Wir können sagen, dass die Erklärung von Theresa May am 5. September im Vorfeld einer neuen politischen Entwicklung stattfand, die die Situation in Idlib betrifft, wo wir mit einem bevorstehenden chemischen Angriff rechnen." Russland hat bereits vor einiger Zeit vor einem solchen Angriff gewarnt. Der UN-Gesandte Staffan de Mistura hatte kürzlich gesagt, sowohl einzelne Söldner-Verbände als auch die syrische Regierung sei zu einem solchen Angriff in der Lage. Die syrische Regierung hatte allerdings stets betont, dass sie alle ihre Chemiewaffen unter Aufsicht der OPCW vernichtet habe. Nebenzya sagte, der Ständige Vertreter des Vereinigten Königreichs habe in der Erklärung des UN-Sicherheitsrats hat keine Aufklärung über den Vorfall in Salisbury geliefert: "Wir hatten gehofft, dass wir heute etwas Schlüssiges hören würden, etwas, das diesen Vorfall beleuchten würde. Leider wurden unsere Erwartungen nicht erfüllt."

Die US-Regierung gibt dagegen laut Reuters zu Protokoll, ihr lägen "zahlreiche Hinweise" vor, dass Syrien einen "Chemiewaffeneinsatz" gegen Idlib vorbereitet. Der Sonderberater für Syrien im US-Außenministerium, Jim Jeffrey, sagte am Donnerstag in Washington, seine Regierung betrachte jede Offensive als "leichtsinnige Eskalation". Er ergänzte: "Es gibt viele Beweise, dass chemische Waffen vorbereitet werden." Welche Beweise das genau sind, gab Jeffrey nicht an.

Der französische Generalstabschef Francois Lecointre sagte am Donnerstag nach Angaben des englischsprachigen Diensts von Reuters: „Wir sind bereit, Luftangriffe auszuführen, wenn erneut chemische Waffen eingesetzt werden. Wir könnten dies im Alleingang machen, aber es liegt in unserem Interesse, es mit so viel Partnern wie möglich zu machen.“

Eine französische Militärquelle sagte Reuters, es gebe Anzeichen dafür, dass Russland und seine Verbündeten die Idlib-Offensive bis Ende des Jahres abschließen wollten. Die Quelle fügte hinzu, Paris glaube, dass die Vereinigten Staaten ihre Militärpräsenz in den kurdisch kontrollierten nordwestlichen Regionen Syriens aufrechterhalten würden, da Washington den Einfluss des Iran in Syrien begrenzen wolle.

Die Nachrichtenagentur Anadolu meldet, dass die russische Luftwaffe am frühen Donnerstagnachmittag in Hama und im Nordwesten von Idlib Luftschläge gegen Stellungen von Söldner-Truppen ausgeführt habe. Betroffen waren die nördliche Stadt Kafr Zita, die im Norden Hamas liegt, und Temeniya in Idlib. Die russische Luftwaffe soll es vor allem auf die Frontlinie der Söldner abgesehen haben. Im Zusammenhang mit den Angriffen wurden noch keine Toten- oder Verletztenzahlen bekannt gegeben.

Die russischen, türkischen und iranischen Präsidenten sollen den Plan für eine Militäroperation im syrischen Idlib auf dem „Astana-Gipfel“ in Teheran am 7. September billigen, berichtet die Zeitung Kommersant. Unterdessen meldete das russische Verteidigungsministerium, dass russische Flugzeuge nach einer dreiwöchigen Pause eine Reihe von Luftangriffen auf militante Ziele in der Provinz Idlib durchgeführt hätten. Eine anonyme russische Militärquelle sagte Kommersant, dass diese jüngsten Luftangriffe nicht als Beginn einer militärischen Operation in Idlib angesehen werden. Sie waren eine Reaktion auf Provokationen, bei denen Drohnen gegen den russischen Luftwaffenstützpunkt Hmeymim geschickt wurden. „Die Einzelheiten der Militäroperation sollten von den Präsidenten Russlands, der Türkei und des Iran bei der bevorstehenden Teheraner Konferenz vereinbart werden“, so die Quelle.

„Die Türkei befürchtet, nicht ohne Grund, dass Damaskus nach Idlib nicht aufhört und bereit wäre, eine militärische Operation in den Gebieten nördlich von Aleppo zu starten, die von der Türkei während ihrer Operationen Euphrats Shield und Olive Branch eingenommen wurden“, so Kirill Semenov vom Russian International Affairs Council.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Händler setzen auf Apps und Bonusprogramme: So sparen Verbraucher mit digitalen Treueangeboten
23.12.2024

Die großen Handelsketten wie Lidl, Rewe und Penny gehen neue Wege, um Kunden langfristig an sich zu binden. Mit Apps und Treueprogrammen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr 2025: Neue Regierung bis Ostern?
23.12.2024

Kurz, kalt und knackig: So wird der Wahlkampf 2025. Wie lange es danach dauert, bis Deutschland wieder gut regiert wird, ist schwer...

DWN
Politik
Politik Steuerverschwendung: Regierung verschleudert massiv Steuergelder auch ans Ausland - ohne jede Prüfung
23.12.2024

Angeblich muss die Politik künftig unbegrenzt Schulden machen, weil der Staat zu wenig Geld hat: Doch Deutschland hat kein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Stromnetz als Supergau - Dunkelflaute macht Wahnsinnspreise kurzfristig real
23.12.2024

Der Strompreis an der Pariser Strombörse erreichte letzte Woche einen außergewöhnlich hohen Stand. Wie Energieexperten dies erklären -...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ex-VW-Chef Winterkorn lehnt Richter als befangen ab
23.12.2024

Im Strafverfahren zur Dieselaffäre hat der frühere VW-Chef Martin Winterkorn den Vorsitzenden Richter für befangen erklärt. Er...

DWN
Panorama
Panorama Russland: Ölkatastrophe könnte 200.000 Tonnen Boden verseuchen
23.12.2024

Zwei Tanker sind vor mehr als einer Woche im Schwarzen Meer verunglückt, seither läuft Öl aus. Die Folgen für die Umwelt zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen EU: 13,5 Milliarden Euro für Deutschland
23.12.2024

Mehr saubere Energie und Digitalisierung: Deutschland erhält 13,5 Milliarden Euro aus Brüssel – und weitere Finanzhilfen könnten...

DWN
Panorama
Panorama Privater Gebrauchtwagenmarkt: Diese Vorteile bieten Privatkäufe für Käufer und Verkäufer
23.12.2024

In einer aktuellen Analyse haben die Experten des Internetportals AutoScout24 den Privatmarkt für Gebrauchtwagen untersucht. Laut einer...