Politik

Syrische Armee meldet schwere Verluste für al-Nusra

Die syrische Armee meldet schwere Verluste auf Seiten von Söldnern der Al-Nusra-Front und der Islamischen Partei Turkestan.
14.09.2018 00:10
Lesezeit: 3 min

Im Norden und Westen von Hama, in der Nähe von Idlib, hat die syrische Armee (SAA) in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag Stellungen der Al-Nusra-Front, die sich mittlerweile Hayat Tahrir al-Scham (HTS) nennt, und der Islamischen Partei Turkestan (TIP), eine Truppe von Söldnern aus China, angegriffen. Zum Zeitpunkt des Angriffs befestigten HTS und TIP ihre Stellungen und hoben in den westlichen Außenbezirken des Dorfes Tel Waset in der nördlichen Landschaft von Hama einen Tunnel aus. Der syrischen staatlichen Nachrichtenagentur SANA zufolge erlitten die TIP und HTS schwere Verluste. Am Stadtrand von al-Hwaiz in Sahl al-Ghab (al-Ghab-Ebene) zog die TIP ihre Einheiten zusammen, um verlassene Häuser mit TNT-Material und Sprengfallen zu präparieren.

Die SAA nahm eine Stellung von Söldnern am Rande der Stadt Qalaat al-Madiq, 50 Kilometer nordwestlich der Stadt Hama, unter Beschuss. Dabei sollen zahlreiche Söldner getötet worden sein. Das Präparieren von verlassenen Häusern mit Sprengfallen ist ein Teil der asymmetrischen Kriegsführung. Erstmals wurde diese Methode von der PKK im Verlauf der türkischen Anti-Terror-Offensive im Jahr 2015 im Südosten der Türkei umfassend angewandt. Dieselbe Methode wandte auch die Terror-Miliz IS gegen das türkische Militär im Verlauf der Anti-IS-Offensive im Norden Syriens an. Unklar bleibt, ob diese Art der Kriegsführung das Vorrücken der SAA in Idlib und Hama behindern kann.

Der englischsprachige Dienst von Reuters meldet, dass die Türkei Verbände der Freien Syrischen Armee (FSA) bei Idlib massiv mit Waffen und Munition versorgt. Die Mobilisierung der FSA bei Idlib soll eine abschreckende Wirkung auf die geplante syrisch-russische Großoffensive auf Idlib haben. Drei türkische Sicherheits- und Regierungsbeamte sagten Reuters, dass Truppen, gepanzerte Fahrzeuge und Ausrüstung an die syrische Grenze verlegt worden seien. Eine hochrangige Quelle aus türkischen Sicherheitskreisen sagte, die Armee habe zwölf türkische Militärposten in Idlib verstärkt.

„Wir sind dort militärisch präsent. Wenn diese militärische Präsenz in irgendeiner Weise beschädigt oder angegriffen wird, würde dies als Angriff auf die Türkei betrachtet werden und daher die notwendigen Vergeltungsmaßnahmen einleiten lassen“, sagte die Quelle. Ein ranghoher syrischer Söldner sagte Reuters, die Türkei habe dutzende gepanzerte Fahrzeuge und Panzer sowie hunderte von Spezialtruppen nach Idlib geschickt. Dies würde zeigen, dass Idlib nicht dasselbe Schicksal wie die anderen Regionen (Söldner-Regionen, Anm. d. Red.) in Syrien erleiden würde.

„Es gibt sehr große Verstärkungen der türkischen Streitkräfte in Syrien, und diese Beobachterposten sind jetzt zu festen Militärstützpunkten geworden“, so der Vertreter der FSA, Mustafa Sejari. Sejari teilt über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, dass Russland zwei Dinge erkennen müsse: Erstens sei eine Rückkehr der syrischen Flüchtlinge unter die Regierungsgewalt des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad nicht möglich. Zweitens kann die FSA Russland einen „vollständigen Waffenstillstand“ anbieten, „wenn ein ernsthafter politischer Prozess beginnt“.

Aus der Deklaration des Teheran-Gipfels geht hervor, dass Russland, die Türkei und der Iran allesamt bereit sind, in der Provinz Idlib reguläre Söldner und bewaffnete Oppositionelle von Terroristen zu trennen. „Unterstrichen wird, dass im Kampf gegen den Terrorismus die Trennung der oben genannten terroristischen Gruppen von den bewaffneten Oppositionsgruppen, die sich dem Waffenstillstandsregime angeschlossen haben und dem Waffenstillstandsregime beitreten würden, äußerste Bedeutung (...) zukommt“, zitiert die TASS die Deklaration.

Die Türkei hat die Europäische Union (EU) darauf hingewiesen, dass eine potenzielle Flüchtlingsbewegung aus der Provinz Idlib auch den europäischen Kontinent erreichen würde. „In einem Moment, in dem wir bereits Millionen von Flüchtlingen aufgenommen haben, würde ein neuer Zustrom von Zehntausenden oder Hunderttausenden von Menschen in die Türkei zu anderen Komplikationen führen. Seine Auswirkungen werden nicht nur in der Türkei, sondern auch in Europa und anderen Ländern zu beobachten sein“, sagte der Sprecher des türkischen Präsidenten, İbrahim Kalın, bei einer Pressekonferenz im Anschluss an die wöchentliche Kabinettssitzung am 11. September.

Geopolitical Futures (GF) führt aus, dass Syriens Präsident Baschar al-Assad kurz davor steht, den Syrien-Krieg zu gewinnen, falls die SAA Idlib zurückerobern sollte. GF wörtlich: „Um es klar zu sagen, Assads Wiedereroberung von Idlib ist keine existenzielle Bedrohung für den türkischen Staat. Aber die Türken stehen der syrischen Regierung generell feindlich gegenüber, und obwohl sie Assads unbestrittene Macht tolerieren, sehen sie keinen Grund, sein Leben durch die Kapitulation von Idlib zu erleichtern.“

GF führt aus, dass Idlib einen Bruch in den Beziehungen zwischen der Türkei und Russland nach sich ziehen werde. Im Zusammenhang mit dem Teheran-Gipfel berichtet der US-Informationsdienst: „Russland schlug vor, Assads Truppen an die türkische Grenze zu bringen, nicht nur eine Bedrohung für die Türkei, sondern eine peinliche Bedrohung. Mit diesem Schritt hat Russland die Hoffnung auf ein langjähriges Bündnis mit der Türkei zurückgeworfen. Russland dachte wahrscheinlich, dass ein Bündnis ohnehin ein Wunschtraum sei, den die Türken jeden Moment blockieren könnten (...) Während sich Russland von einem Verbündeten der Türkei zu einer Bedrohung entwickelt, kehrt die USA zu ihrer alten Rolle als Garant der nationalen Sicherheit der Türkei zurück.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...