Deutschland

Stress und Druck: Zahl der Krankheitstage verdoppelt sich zwischen 2007 und 2017

In Deutschland wird ein großer Teil der Arbeitstätigen permanent überlastet. Die Fehltage aufgrund von Krankheiten haben sich seit 2007 – als das erste Smartphone auf den Markt kam – verdoppelt.
18.07.2019 12:02
Lesezeit: 2 min

Immer mehr Arbeitnehmer fallen in der Bundesrepublik wegen seelischer Erkrankungen aus: 107 Millionen Krankheitstage wurden 2017 gemessen - eine Verdopplung im Vergleich zu 2007. So entstanden Produktionsausfälle im Wert von 12,2 Milliarden Euro. Das geht aus einem Bericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hervor.

Ausgelöst werden die Krankheiten oft durch jobbedingten Stress. Bei vielen Berufstätigen macht sich die Überlastung bereits im Arbeitsalltag bemerkbar, zeigt die aktuelle Studie

"Jobzufriedenheit 2019" der ManpowerGroup. So fühlen sich 30 Prozent der Angestellten häufig erschöpft und müde. Über regelmäßige gesundheitliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Nacken- oder Kopfschmerzen aufgrund ihrer Tätigkeit klagen 17 Prozent.

Selbst im Urlaub und am Wochenende können 15 Prozent nur schwer vom Job abschalten. Neun Prozent der Berufstätigen sagen sogar, sie hätten manchmal regelrecht Angst vor dem Arbeitstag. Manche Arbeitnehmer scheinen hingegen resistent gegen Stress zu sein. 43 Prozent der Befragten haben nicht das Gefühl, dass die genannten Attribute auf ihren Arbeitsalltag nicht zutreffen.

"Arbeitsbedingte psychische Erkrankungen sind nicht zu unterschätzen", sagt Frits Scholte, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland. "Ein guter Umgang mit Stress kann durch gesundheitsfördernde Maßnahmen und Schulungen erlernt werden. Davon profitieren beide Seiten."

Permanente Erreichbarkeit als zusätzlicher Stressfaktor

Ein Grund für Stress im Job ist die Arbeitskultur in Deutschland. So müssen 16 Prozent der Befragten oft Überstunden machen, um ihr Arbeitspensum zu schaffen. Und zwölf Prozent fühlen sich von Vorgesetzten unter Druck gesetzt. Auch die Digitalisierung sorgt für Stress: 14 Prozent haben das Gefühl, sogar außerhalb der Arbeitszeit per Handy oder E-Mail erreichbar sein zu müssen. Andere wehren sich dagegen. Immerhin jeder Vierte macht das Handy zu Hause oder im Urlaub bewusst aus.

"Agile und digitale Trends ermöglichen mehr Home Office und verwischen die Grenze zwischen Freizeit und Arbeitszeit", sagt Frits Scholte, "Diese Flexibilität ist positiv für die Arbeitnehmer, bedeutet aber auch eine erhöhte Erreichbarkeit. Klare Regeln wie digitale Auszeiten können helfen, dass sich Mitarbeiter in Urlaub und Freizeit besser erholen können."

Ausgleich zur Arbeit: Sport und Hobbys am beliebtesten

Ein Mittel zum Stressabbau kann eine gute Work-Life-Balance sein. 76 Prozent der Berufstätigen legen Wert darauf, das Verhältnis zwischen Beruf und Freizeit ausgewogen zu gestalten. Eine aktive Freizeitplanung hat besonders viele Anhänger. Fast jeder Zweite treibt gerne Sport oder geht anderen Hobbys nach. Einige fangen schon am Arbeitsplatz mit der Entspannung an: Jeder fünfte Befragte gibt zu, sich bewusst Freiräume während der Arbeitszeit zu nehmen.

Der bewusste Verzicht auf anstrengende und anspruchsvolle Tätigkeiten ist eine weitere Strategie, um mit dem Arbeitsstress umzugehen. Jeder fünfte Arbeitnehmer zählt zu den Anhängern dieser Methode. Auch ein Teilzeitjob kann ein Schlüssel sein, um die innere Balance herzustellen. Jeder siebte Berufstätige sieht das so - und hat deshalb die Arbeitszeit reduziert. Doch es gibt auch Angestellte, denen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Freizeit unwichtig ist. Jeder Vierte sorgt sich darum nicht.

Über die Studie

Für die Studie "Jobzufriedenheit 2019" wurden insgesamt 1.004 Bundesbürger online befragt, darunter 753 Berufstätige. Das Marktforschungsinstitut Toluna führte die Umfrage im Juni 2019 im Auftrag der Manpower Group durch.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...