Politik

Francois Fillon wird Herausforderer von Marine Le Pen

François Fillon hat bei der Vorwahl der französischen Konservativen einen haushohen Sieg über Alain Juppé erzielt. Er tritt nun gegen Marine Le Pen an.
27.11.2016 23:37
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Frankreichs früherer Premierminister François Fillon wird als Kandidat der Konservativen bei der Präsidentschaftswahl 2017 antreten. Der 62-jährige Abgeordnete erzielte laut Reuters am Sonntag bei der Vorwahl der Republikaner-Partei einen haushohen Sieg über seinen Kontrahenten Alain Juppé. Bei der Präsidentschaftswahl dürfte Fillon sich ein Duell mit Front-National-Chefin Marine Le Pen liefern.

Fillon würde laut Reuters einer Umfrage zufolge bei der nächsten Präsidentschaftswahl im Frühjahr die Chefin der rechtsextremen Partei Front National, Marine Le Pen, klar besiegen. Der Wirtschaftsliberale dürfte bei einer Stichwahl 67 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen, Le Pen nur 33 Prozent, wie aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Harris Interactive vom Wochenende hervorgeht. Insgesamt wurden rund 6000 Personen am Sonntag befragt.

Allerdings sind nach Brexit und Trump-Sieg Umfragen mit größter Vorsicht zu genießen.

In der Stichwahl um die Präsidentschaftskandidatur errang Fillon nach Auszählung der meisten Stimmzettel knapp 67 Prozent. Er bekam damit etwa doppelt so viele Stimmen wie sein Widersacher Juppé, ebenfalls ein früherer Regierungschef und seit zehn Jahren Bürgermeister von Bordeaux.

Er habe seinen Sieg auf "Überzeugungen" und "Werte" gebaut, sagte Fillon am Sonntagabend vor jubelnden Anhängern in Paris. Die Wähler des konservativ-bürgerlichen Lagers hätten in ihm die Werte gesehen, denen sie sich verbunden fühlten.

Im Frühjahr 2017 müssten die Franzosen den Sozialisten Hollande abwählen und dessen "erbärmlicher" Präsidentschaft ein Ende setzten, sagte Fillon. Frankreich brauche einen Neustart wie seit 30 Jahren nicht mehr. "Frankreich erträgt es nicht, abgehängt zu werden, Frankreich will die Wahrheit und Frankreich will Taten."

Zugleich rief der 62-Jährige das konservativ-bürgerliche Lager mit Blick auf die Präsidentschaftswahl zu Geschlossenheit auf. "Ich werde alle brauchen", sagte er und nannte neben Juppé auch Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy, der in der ersten Runde der Vorwahl ausgeschieden war.

Juppé räumte noch am Abend seine Niederlage ein und gratulierte seinem Kontrahenten zu dessen "klaren Sieg". Zugleich sprach er seinem Rivalen seine Unterstützung für die Präsidentschaftswahl aus. Auch Sarkozy gratulierte Fillon und wünschte ihm "viel Glück für den politischen Kampf, der auf ihn wartet". Jetzt müssten sich die Konservativen zusammenschließen, um 2017 einen politischen Wechsel herbeizuführen.

Fillon, der einen sehr wirtschaftsliberalen und wertkonservativen Kurs fährt, hatte bereits die erste Wahlrunde um die Präsidentschaftskandidatur der Konservativen vor einer Woche klar gewonnen. Er ging als haushoher Favorit in die Stichwahl gegen den fast zehn Jahre älteren Juppé.

Der Abgeordnete hat den Franzosen für den Fall seiner Wahl zum Präsidenten "radikale" Reformen in Aussicht gestellt. Er will die Staatsausgaben binnen fünf Jahren um 100 Milliarden Euro senken, rund 500.000 Stellen im öffentlichen Dienst streichen und das Renteneintrittsalter von 62 auf 65 Jahre anheben. Im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit will er außerdem Steuern und Abgaben für Unternehmen senken und die 35-Stunden-Woche abschaffen. In der Außenpolitik setzt er auf eine Annäherung zu Russland.

Als Kandidat der Konservativen hat Fillon durchaus Chancen, im Mai 2017 den Elysée-Palast zu erobern. Die Parteivorsitzende erklärte am Sonntagabend, Fillon sei für sie ein "guter Kandidat". Aktuell führt sie alle Umfragen an, allerdings wird erwartet, dass im zweiten Wahlgang alle anderen Parteien ihre Unterstützung für den Le Pen-Kontrahenten bündeln werden, der es in die Stichwahl schafft.

Zunächst aber richten sich jetzt alle Blicke auf Präsident François Hollande: Der unpopuläre Amtsinhaber will in den kommenden Wochen - spätestens bis zum 15. Dezember - bekanntgeben, ob er für eine Wiederwahl kandidiert. Umfragen zufolge wäre er nahezu chancenlos.

Deswegen wächst bei den Sozialisten der Druck auf Hollande, auf eine erneute Kandidatur zu verzichten. Am Sonntag schloss Premierminister Manuel Valls in einem Interview nicht aus, bei der Vorwahl der Sozialisten im Januar gegen den Staatschef anzutreten. Das wäre ein schwerer Affront gegen den Präsidenten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...