Monsanto Zu früh freuen, gilt nicht – Bayer-Chef Werner Baumann wird in den kommenden Monaten dieses Motto wie kein anderer beherzigen. Die 66 Milliarden US-Dollar teure Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto ist eine harte Nuss, die der Manager bis Ende 2017 knacken will. Baumann hat sich schon frühzeitig auf einen Marathon eingestellt, denn die Mühlen der Aufsichtsbehörden mahlen langsam.
Doch die Dinge liegen jetzt nicht mehr in seiner Hand. Wie, wann und unter welchen Bedingungen, wird sich noch zeigen. Auch ein Scheitern des Zusammenschlusses ist nicht ausgeschlossen. Ob der Ausgang der US-Wahlen und der künftige Präsident mit Hang zum Protektionismus der Sache dienlich ist, darf zumindest bezweifelt werden.
Und so ist der Schritt, den nun die Monsanto-Aktionäre gehen, auch nur ein kleiner Mosaikstein im gesamten Baumann-Bauwerk mit dem Namen: Aufbau des weltweit führenden Agrochemie- und Life-Science-Konzerns.
Die erste Hürde hatte der Bayer-Chef im vergangenen September genommen, als das Monsanto-Management nach einem monatelangen Poker seinen Widerstand gegen die Übernahme-Avancen aus Leverkusen aufgab und der verbesserten Offerte zustimmte. Nun werden aller Voraussicht nach auch die Monsanto-Eigentümer am Dienstag (13.12.) den Deal absegnen.
Der bislang teuerste Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland wird – die Genehmigung der Kartellbehörden in USA, der EU und vorausgesetzt – den Bayer-Konzern nicht nur finanziell stark belasten. Mit Monsanto haben sich die Leverkusener auch ein Imageproblem aufgehalst: Das US-Unternehmen ist wegen seines genmanipulierten Saatgutes und des Pflanzengiftes Glyphosat in Europa unbeliebt – nicht nur unter Umweltschützern.
Tatsächlich ist der Ruf von Monsanto für Baumann ein heikles Thema und so geht er auf seine Kritiker zu: „Bayer will Monsanto nicht übernehmen, um genveränderte Pflanzen in Europa zu etablieren“, beteuerte der Manager im Oktober in einem Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“.
Der Bayer-Chef hat auch kaum eine Wahl. Das hält ihn aber nicht davon ab, vehement in der Öffentlichkeit für den Deal zu werben. Als wichtigstes Argument führt er vor allem die wachsende Weltbevölkerung und Lösung der Ernährung in den Vordergrund. Höhere Erträge auf den Feldern und mehr Wirtschaftlichkeit der Betriebe - dazu könne der fusionierte Konzern wesentlich zu beitragen.
Das wollen auch andere und stärken sich durch Zukäufe. So möchte der chinesische Staatskonzern ChemChina beispielsweise den Agrarchemiekonzern Syngenta aus der Schweiz für rund 43 Milliarden Dollar schlucken. Zuvor war Monsanto mit einer ähnlichen Offerte in der Schweiz abgeblitzt. Bereits vor einem Jahr brachten die US-Konzerne Dow Chemical und Dupont ihre Fusion auf den Weg.
Hintergrund der Fusionswelle ist der starke Preisdruck und Wettbewerb in der Agrarwirtschaft. Sie sorgen für einen gewaltigen Handlungsdruck in der gesamten Branche. Mega-Fusionen lösen zudem oft Kettenreaktionen aus. Jeder will seine Marktposition behaupten und sich im neuen Umfeld möglichst gut positionieren.
Doch ein Durchläufer sind die Vorhaben keineswegs. So trat die EU-Kommission zuletzt bei der angepeilten Übernahme von Syngenta durch ChemChina auf die Bremse. Die Behörde will den Deal ausführlich prüfen und signalisierte vorläufige Bedenken. Auch beim geplanten Zusammenschluss von Dow Chemical und Dupont liegt der ursprüngliche Zeitplan für das Verfahren in Brüssel auf Eis.
Umweltschützer und Hilfsorganisationen hatten die Kartellbehörden schon länger aufgefordert, die Hochzeit der Giganten zu verhindern. Monsanto, Syngenta, Bayer, Dupont, Dow Chemical und BASF kontrollierten schon heute 75 Prozent des globalen Agrarchemiemarktes und mehr als 60 Prozent des Saatgutmarktes, mahnten sie.
Die Behörde kann den Konzernen aber auch strikte Auflagen für einen möglichen Zusammenschluss machen. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux geht in einer Studie davon aus, dass bei den Zusammenschlüssen in der Branche aufgrund kartellrechtlicher Gründe Unternehmensteile im Wert von mindestens 11,5 Milliarden Euro auf den Markt kommen werden.