Politik

Zensur in Italien: Berlusconi-kritischer Film darf nicht gezeigt werden

Der Dokumentarfilm „Girlfriend in a Coma“ rechnet mit dem ehemaligen italienischen Premier ab. Die Botschaft des Films, Berlusconi ist schuld am Untergang Italiens. Für die Politiker des Landes ist er jedoch zu kritisch, um noch vor den Wahlen gezeigt zu werden. Eine Ausstrahlung am 13. Februar wurde gestoppt.
06.02.2013 10:18
Lesezeit: 1 min

Aktuell:

Kabinett beschließt Haftstrafen für Banker

In Italien werden die Parlamentswahlen am 24. Februar mit Spannung erwartet. Neben den zunehmenden Schwierigkeiten der italienischen Wirtschaft (hier) und die Fragen bezüglich der Rolle des EZB-Chefs Draghis beim Bankenskandal um die italienische Monte dei Paschi di Siena (mehr hier) beginnen seit Anfang der Woche auch die Kreditkosten des Landes wieder zu steigen (hier). Aktuelle Umstände, die große Auswirkungen auf den Ausgang der Wahl haben können, vor allem auch im Hinblick auf die wachsende Frustration der italienischen Bevölkerung gegenüber den Sparmaßnahmen Montis.

Nun greift die Politik in die aktuellen kulturellen Begebenheiten des Landes ein. Eigentlich sollte am 13. Februar geladenen Gästen Museum für die Kunst des 21. Jahrhunderts  der Dokumentarfilm „Girlfriend in a Coma“ gezeigt werden. Diese Vorstellung wurde nun jedoch am Wochenende von der Linkspolitikerin und Präsidentin des Museums, Giovanna Melandri, gestoppt.

Der Film des Journalisten Bill Emmott und der Regisseurin Annalisa Piras rechnet mit dem ehemaligen italienischen Premier Berlusconi ab. Korruption, gekaufte Wählerstimmen, Drogenmafia und  Medienmanipulation sin nur ein paar der Schwerpunkte des Films im Zusammenhang mit Berlusconi.  Berlusconi trage eine große Schuld an dem derzeitigen wirtschaftlichen Debakel in Italien.

Die Leiterin des Museum, Giovanna Melandri begründete die Entscheidung, den Film nicht zu zeigen, damit, dass so kurz vor den Wahlen in einem mit Steuergeldern finanziertes Museum kein Film gezeigt werden dürfe, der eine der Volksparteien in den Schmutz ziehe. Ein öffentliches Museum müsse immer politisch neutral sein, zitiert die Zeitung Il Fatto Quotidiano die Leiterin. Zudem gab Giovanna Melandri an, auf Weisung des aktuellen Kulturministers Lorenzo Ornaghi gehandelt zu haben. Dieser dementierte die Aussage Melandris jedoch.

Auf der Webseite des Films äußerte sich nun Bill Emmott zu Wort.  „Ich frage mich, ob dies in irgendeiner anderen westlichen Demokratie auch hätte passieren können“, schreibt Emmott, „die Antwort ist ganz klar, nein“. Zumal weder das Museum noch das Kultusministerium sich den Film überhaupt angeschaut hätten, so Emmott. Zu viele Italiener, vor allem die in den politischen und öffentlichen Positionen, wollen  die Realität dessen, was in Italien in den vergangenen 20 Jahren geschehen ist, weder verstehen, noch sich damit konfrontieren, fügte er hinzu.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Weitere Themen

Bankenkrise: Fitch droht Niederlande mit Downgrade

Geheim-Memo: US-Regierung kann Bürger ohne Gerichtsverfahren töten

Crash-Gefahr: Chinesische Unternehmen haben gigantische Schulden

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...