Finanzen

IWF: USA fallen als Wachstums-Motor für Weltwirtschaft aus

Der Internationale Währungsfonds rechnet nicht mehr damit, dass die USA und Großbritannien das Wachstum der Weltwirtschaft anschieben können.
24.07.2017 17:33
Lesezeit: 2 min

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet damit, dass die USA und Großbritannien im laufenden und im nächsten Jahr als Wachstumsmotoren für die Weltwirtschaft weitgehend ausfallen werden. Wie Bloomberg berichtet, hat der Fonds die Wachstumsprognosen für beide Länder in seinem neuesten Bericht zur Weltwirtschaft zurückgestuft.

Die Analysten des IWF schätzen, dass das Wirtschaftswachstum in den USA im laufenden und nächsten Jahr bei jeweils etwa 2,1 Prozent liegen wird. Im April veröffentlichte der Fonds noch Prognosen von 2,3 Prozent beziehungsweise 2,5 Prozent für die USA. Die Prognose für Großbritannien wurde für das laufende Jahr von 2 Prozent auf 1,7 Prozent nach unten revidiert.

Insbesondere die Einschätzungen des IWF zur US-Wirtschaft dürften jedoch noch immer zu optimistisch sein. Im vergangenen Jahr stieg das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts dort um 1,6 Prozent. Inzwischen mehren sich die Anzeichen für einen Abschwung. So ist ein Großteil der Bevölkerung überschuldet oder besitzt keine Ersparnisse – was für die zu rund 70 Prozent vom Konsum angetriebene Wirtschaft ein schlechtes Zeichen ist. Bedenklich ist zudem die Krise der großen Warenhäuser und die angespannte Lage auf dem Automarkt.

Der Kurs des Dollar zum Euro und anderen wichtigen Währungen ist in den vergangenen Wochen zunehmend unter Druck geraten. Mittlerweile muss man über 1,16 Dollar für einen Euro bezahlen. Im Dezember waren es noch etwa 1,04 Dollar. Als Hauptursache der Dollar-Schwäche wird die sich verstärkende Erwartung von Investoren genannt, dass es auf absehbare Zeit doch nicht zu der von Präsident Trump angekündigten Investitionsoffensive und Steuernachlässen für Unternehmen kommt. „Der Dollar fiel in der vergangenen Woche auf den tiefsten Stand seit 14 Monaten, weil Investoren immer weniger glauben, dass die Trump-Administration nach der gescheiterten Reform der Gesundheitsversicherung ihre Versprechen für Wirtschaftsreformen umsetzen kann.“

Im Bericht des IWF heißt es: „Die Wachstumsprognosen der USA sind tiefer als im April, hauptsächlich weil die Erwartung fiskalischer Maßnahmen abgenommen hat.“

Dem IWF zufolge werden es in Zukunft insbesondere China, die Eurozone und Japan sein, die als Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft fungieren. Chinas Wachstumsprognose hob der Fonds um 0,3 Prozent auf 6,7 Prozent für das laufende an und beließ die Schätzung bei 6,4 Prozent für das nächste Jahr. Die Aussichten für Japan wurden um 0,1 Prozent auf 1,3 Prozent nach oben korrigiert. Die Prognosen für die Eurozone setzte der Fonds für 2017 um 0,2 Prozent auf 1,9 Prozent nach oben und für das Jahr 2018 um 0,1 Prozent auf 1,7 Prozent.

Deutschland kann dem IWF zufolge in diesem Jahr mit einer Steigerung seiner Wirtschaftsleistung um 1,8 Prozent und 2018 um weitere 1,6 Prozent rechnen. Das sind 0,2 und 0,1 Prozentpunkte mehr als in der letzten Prognose im April angenommen. Getrieben wird die Entwicklung in Europas größter Volkswirtschaft nach Einschätzung des IWF nicht nur von der Nachfrage im Inland, sondern auch von der Erholung der Weltwirtschaft, von der Deutschlands Exporte profitieren. Deutschland exportiert derzeit deutlich mehr Waren als es importiert – das kann in anderen Ländern die Nachfrage nach heimischen Produkten schwächen. Der Handelsüberschuss wird auch von der US-Regierung unter Donald Trump scharf kritisiert. Kritiker fordern, dass etwa durch mehr heimische Investitionen Überschüsse im Außenhandel abgemildert werden sollen.

Die Bremer Landesbank kommentiert den Bericht des IWF dahingehend, dass der Fonds die ökonomischen Realitäten – und besonders die Schwäche der US-Wirtschaft – inzwischen deutlich besser abbilden würde: „Es fehlt uns seitens des IWF immer noch die Würdigung des Projekts ‚One Belt –One Road‘. Es ist ‚nett‘, die quantitative Entwicklung der Wirtschaftsleistung Chinas mit den Auswirkungen auf Drittländer widerwillig in den Prognosen aufzunehmen. Es ist aber längst angebracht, eine qualitative Würdigung mit einer entsprechenden Extrapolationsfunktion vorzunehmen. Gleiches gilt bezüglich der Qualität bezüglich des Aufschwungs der Eurozone, der von wiederkehrenden Einkommen geprägt ist. Was für ein brachialer Unterschied zu den USA.“

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