Technologie

Deutsche Luftwaffe startet Initiative gegen Cyber-Bedrohungen

Die deutsche Luftwaffe baut eine Einheit auf, die Cyber-Angriffe erkennen und abwehren soll.
31.07.2017 22:00
Lesezeit: 2 min

Die Flugsicherheit der Bundeswehr hat eine neue Initiative gegen Cyber-Bedrohungen ins Leben gerufen. Die Bedrohung sei real, da Hacker bereits mit einer Ausrüstung im Wert von nur 5.000 Euro militärische Flugzeuge übernehmen und steuern könnten, sagt die Flugsicherheit.

Ein Sprecher des Luftfahrtamts der Bundeswehr sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Aus der Erkenntnis heraus, Cyber Security in der Bundeswehr zu einem wichtigen Baustein zu machen, wurde u. a. das Kommando Cyber- und Informationsraum (CIR) als neuer Organisationsbereich der Bundeswehr aufgestellt. Alle Dienststellen der Bundeswehr sind im Hinblick auf Cyber-Security mit CIR auf Zusammenarbeit angewiesen. Der Amtschef des Luftfahrtamts der Bundeswehr (LufABw) hat daher darauf aufmerksam gemacht, dass seine Behörde für die sichere militärische Luftfahrt verantwortlich ist, und folglich vorgeschlagen, eine Expertise in Cyber-Security bezogen auf militärische Luftfahrt in seinem Amt zu etablieren. Diese Aviation Cyber Expertise – in enger Zusammenarbeit mit CIR aufgebaut – wäre für die Erarbeitung von Grundlagen und Herausgabe von entsprechenden Vorgaben für die Belange der militärischen Luftfahrt zu nutzen und umzusetzen. Dies geschieht im Übrigen im engen Dialog mit der NATO und der EDA (European Defense Agency) sowie den dort vertretenen Nationen. Dabei geht es sowohl um ein gemeinsames Verständnis von Aviation Cyber wie auch um prozessuale und technische Überlegungen. Die Initiative ist derzeit in einem sehr frühen Stadium, weswegen noch keine konkreten Angaben zur Umsetzung, z. B. strukturelle Maßnahmen, getroffen werden können.“

Die Bundeswehr steht insgesamt vor einer Neuausrichtung ihrer Strategie in der digitalen Kriegsführung. Im laufenden Jahr hatte bereits das Bundesverteidigungsministerium ein Cyber-Kommando eingerichtet. Der neue Chef des Cyber-Kommandos der Bundeswehr, Ludwig Leinhos, hatte vor Attacken auf die Bundeswehr-Rechner gewarnt. Wenn die Bundeswehr künftig im Einsatz das Instrument des Cyberangriffs nutzt, könnte das so aussehen: Zunächst forschen die Soldaten den Feind im Internet aus und hören ihn ab. „Dann könnte in einem bestimmten Moment der Gegner (...) isoliert werden, so dass er sich mit seiner Zentrale nicht mehr kurzschließen kann, indem man die Kommunikation stört“, zitiert Reuters Rüstungsstaatssekretärin Katrin Suder. Danach würde eine Einheit des Heeres eingreifen und sich – dann wieder ganz analog – dem Gegner widmen. Zuständig für die Führung der Internet-Krieger wird das Cyberkommando der Bundeswehr sein, das Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Juli in den Dienst gestellt hatte.

Dem Kommando, das nahe der neuen Zentrale des zivilen Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) angesiedelt ist, werden zunächst 260 Soldaten angehören. Bis 2021 sollen ihm nach und nach weitere 13.500 Soldaten und 1.500 zivile Mitarbeiter unterstellt werden. Eine ihrer Hauptaufgaben wird der Betrieb und Schutz der Bundeswehr-IT sein, die zu den größten Computernetzen in Deutschland zählt und damit staatliche wie private Hacker anzieht.

Schützen heißt allerdings nicht gleich zurückschlagen: „Angenommen, wir stellen fest, unser Netz wird großflächig angegriffen. Was mache ich da?“, fragt Suder rhetorisch. „Ich rufe die Polizei, wie es jeder andere auch macht, denn die ist dafür zuständig.“ Zugleich würden die eigenen Schutzmaßnahmen wie Firewalls verstärkt. „Ansonsten sind wir nicht zuständig.“

Am 28. Juni 2017 hatte der Branchenverband Bitkom ein Positionspapier zur Cybersicherheit in der Luftfahrt veröffentlicht. Bitkom führt aus: „Im Bereich der Luftfahrt gibt es bereits seit längerem Bestrebungen, in Ergänzung zum US-zentrierten Aviation Information Sharing and Analysis Center (A-ISAC) ein entsprechendes europäisches Pendant einzurichten. Gleichzeitig plant EASA die Einrichtung einer Cyber-Security-Kooperationsplattform gemeinsam mit CERT-EU. Auf nationaler Ebene gibt es zahlreiche Initiativen und Arbeitsgruppen, die sich mit der Thematik der Cyber-Sicherheit auseinandersetzen. Nur wenige davon sind auf spezielle Aspekte der Luftfahrt ausgerichtet und agieren häufig isoliert voneinander. Um deutsche Interessen auf europäischer und internationaler Ebene vertreten zu können, muss daher die Kooperation der relevanten Initiativen auf nationaler Ebene gestärkt werden.“ Bitkom fordert hier einen eigenen Schutzmechanismus auf EU-Ebene, ohne in Abhängigkeit von den USA zu stehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...