Finanzen

Anleihe-Programm spaltet Führung der EZB

Lesezeit: 2 min
19.09.2017 17:13
Die EZB-Führung ist sich angeblich nicht darüber einig, was mit dem Anleihe-Kaufprogramm geschehen soll.
Anleihe-Programm spaltet Führung der EZB

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In der Führung der EZB gibt es nicht namentlich genannten Insidern zufolge eine Kontroverse über das künftige Ende des Anleihe-Kaufprogramms, berichtet Reuters. Im EZB-Rat prallten unterschiedliche Vorstellungen aufeinander, erfuhr Reuters am Dienstag von mehreren Gewährsleuten, die nicht genannt werden wollten. Demnach streben einige Vertreter im Rat an, für das auf rund 2,3 Billionen Euro angelegte Programm ein verbindliches Abschlussdatum festzulegen.

Andere dagegen setzten darauf, eine Reduzierung des Volumens der monatlichen Käufe anzukündigen und den Zeitpunkt der Beendigung offenzulassen. Diesen Vorstellungen zufolge sollte die Notenbank den Teil ihres geldpolitischen Ausblicks beibehalten, in dem als Option eine Ausweitung oder Verlängerung des Programms offengehalten wird.

Das Wertpapier-Programm ist momentan das schärfste Schwert der Währungshüter im Kampf gegen die niedrige Inflation. Die Käufe im monatlichen Volumen von aktuell 60 Milliarden Euro sollen den bisherigen Planungen zufolge nur noch bis Ende 2017 laufen. Der Euro-Notenbank bleibt somit nur noch relativ wenig Zeit, um zu beschließen, was danach passieren soll.

Tatsächlich dürfte ein Ausstieg aus dem Programm schwierig werden. Der Hauptzweck des Anleihe-Kaufprogramms besteht nämlich darin, die Finanzierungszinsen der überschuldeten Eurostaaten an den globalen Kapitalmärkten zu senken. Indem die EZB als potentieller Käufer der Schuldscheine mit praktisch unbegrenzter Liquidität in Erscheinung tritt, werden die Renditeforderungen der Geldgeber gedrückt und die Regierungen der betroffenen Staaten können sich günstiger verschulden. Fällt diese Unterstützung durch die EZB weg, könnte der Ausbruch einer neuen Schuldenkrise in Europa das Ergebnis sein. Bereits mehrfach hatten Spekulationen über das Ende des Programms in der jüngsten Vergangenheit zu Verwerfungen an den Anleihemärkten geführt.

Einige der über die Debatte in EZB-Rat informierten Personen verwiesen darauf, dass EZB-Chef Mario Draghi bewusst von einer „Neujustierung“ des Programms gesprochen habe und nicht von einem Auslaufenlassen: „Neujustieren heißt somit nicht Abschmelzen. Es bedeutet ein offenes Ende“, sagte einer der Insider. Zugleich könne die EZB die Erwartung einer Zinserhöhung weiter in die Zukunft verschieben: Da sie die geldpolitischen Zügel erst anziehen will, wenn die Anleihekäufe beendet sind, würde eine Verlängerung des Programms automatisch ein späteres Zeitfenster für eine Zinserhöhung bedeuten.

Laut den Insidern dürfte es bei dem anstehenden Beschluss der Europäischen Zentralbank (EZB) am 26. Oktober auf eine Kompromisslösung hinauslaufen: Diese könne bedeuten, dass sich das Gremium zunächst nicht auf ein in Stein gemeißeltes Enddatum einlässt und einen Teil des Beschlusses auf Dezember verschiebt. Die anhaltende Aufwertung des Euro bereitet den Währungshütern Sorgen. Die starke Gemeinschaftswährung drückt tendenziell auf die ohnehin als zu niedrig empfundene Inflation, da sich Importgüter verbilligen. Erst wenn die Datenlage ein Anziehen der Inflation signalisiere, sei die Zeit für die Festlegung eines Enddatums für das Programm gekommen, sagte einer der Insider.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Kuba wird neuer Spionage-Stützpunkt Chinas
09.06.2023

Das Verhältnis zwischen China und den USA hat eine neue dramatische Wendung erfahren. China soll gerade dabei sein, auf Kuba eine...

DWN
Finanzen
Finanzen China erhöht Goldbestände den siebten Monat in Folge
09.06.2023

Chinas Zentralbank hat im Mai ihre Goldreserven weiter aufgestockt. Zugleich gingen die chinesischen Dollarbestände weiter zurück....

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptobranche wegen Klagen gegen Binance & Co. alarmiert
09.06.2023

Die Klagen der US-Börsenaufsicht SEC gegen die weltweit größten Kryptobörsen haben die Branche aufgeschreckt. Sie beklagt die...

DWN
Politik
Politik Trump wird laut Anwalt in Geheimdokumenten-Affäre angeklagt
09.06.2023

Gegen Ex-US-Präsident Trump wurde Anklage in der Affäre um geheime Dokumente erhoben. Das sagte sein Anwalt gegenüber verschiedenen...

DWN
Finanzen
Finanzen Forschung: Mehrheit der Finfluencer verbreitet nur „weißes Rauschen“
09.06.2023

Finanz-Influencer geben Anlagetipps an Millionen von Menschen. Doch laut Studien ist bloß eine Minderheit sachkundig.

DWN
Politik
Politik Ukraine: Schwere Gefechte im Süden und Osten des Landes
09.06.2023

Die ukrainische Gegenoffensive nimmt an Fahrt auf. Laut russischen Angaben wird in Gebieten im Süden und Osten der Ukraine erneut heftig...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Ostasien: „Shangri-La“ im Zeichen der Konfrontation
08.06.2023

Der Machtkampf der USA mit China prägt die Sicherheitskonferenz Shangri-La Dialogue in Singapur. Für Ostasien steht viel auf dem Spiel....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Axel Springer Verlag will KI-Firmen zukaufen
09.06.2023

Der Axel Springer Verlag wills in Geschäft mit Künstlicher Intelligenz einsteigen. Eine neue Abteilung soll ausloten, welche...