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Die Zentralbanken beobachten den Aufstieg der Digital-Währungen wie Bitcoin sehr genau. Denn einerseits sind diese eine gefährliche Konkurrenz zum staatlichen Geld. Andererseits bietet die hinter diesen stehende Blockchain-Technologie erhebliche Vorteile, die auch die Zentralbanken für sich nutzen wollen.
Und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) nennt auch noch einen weiteren Grund, warum die Zentralbanken der Welt den Aufstieg der Kryptowährungen nicht ignorieren dürfen. Demnach könnten Bitcoin und Co. ein Risiko für die Stabilität des Finanzsystems darstellen.
In ihrem Quartalsbericht fordert die BIZ die Zentralbanken dazu auf, die Schaffung einer eigenen Kryptowährung zu prüfen. Es müsse auch entschieden werden, welche konkreten Eigenschaften die neue Währung haben soll. Besonders drängend seien diese Entscheidungen in Ländern wie Schweden, wo Bargeld kaum noch genutzt wird.
Die BIZ sagt, dass die Blockchain-Technologie den Zentralbanken dabei helfen könnte, ihre veralteten Zahlungssysteme zu ersetzen. „Die Systeme wurden in überholten Computersprachen programmiert und nutzen Datenbank-Designs, die nicht länger ihren Zweck erfüllen und nur mit hohen Kosten aufrechtzuerhalten sind.“
Doch nach Ansicht der BIZ sollten die Zentralbanken die Schaffung einer Kryptowährung nicht nur im Hinblick auf Datensicherheit und Effizienzsteigerungen untersuchen. Vielmehr sollten sie auch die möglichen negativen Folgen für die Wirtschafts-, Finanz- und Geldpolitik betrachten.
Laut BIZ wäre es eine mögliche Option, dass die Zentralbanken eine Kryptowährung für die Öffentlichkeit herausgeben, deren Geldmenge nur sie selbst ausweiten kann. Diese Kryptowährung für die Öffentlichkeit sollte demnach direkt in Bargeld oder in Zentralbankreserven umtauschbar sein.
Dass die Zentralbanken die Geldmenge ihrer Digital-Währungen ausweiten können sollen, ist ein entscheidender Unterschied zu Bitcoin. Dort wächst die Geldmenge durch das sogenannte Mining. Sie nähert sich über die Jahre immer langsamer der Schranke von 21 Millionen Einheiten, wird diese aber niemals erreichen.
Diese Unmöglichkeit einer stärkeren Inflation ist im Quellcode von Bitcoin mathematisch festgelegt. Eine Beschränkung der Geldmenge wie bei Bitcoin oder zumindest eine Beschränkung der Inflation tragen entscheidend zum Wert der Kryptowährungen bei.
Offensichtlich können die Zentralbanken diese Eigenschaft von Bitcoin nicht übernehmen. Denn die Kontrolle der Geldmenge stellt heute ihr Kerngeschäft dar. Doch eine andere Eigenschaft der Kryptowährungen will die BIZ unbedingt für die Zentralbanken nutzbar machen, und zwar die dezentralen Transaktionen.
Wie beim Bargeld sollen Geldeinheiten mithilfe der Blockchain-Technologie direkt vom Sender zum Empfänger gelangen, ohne dass eine zentrale Stelle dazwischen steht. Herkömmliches digitales Zentralbankgeld wird mithilfe von Konten bei den Zentralbanken verwaltet. Diese Konten sind jedoch nur für Geschäftsbanken zugänglich.
Nach Ansicht der BIZ könnte man mithilfe von Kryptowährungen die Überweisungen zwischen den Geschäftsbanken effizienter gestalten. Entsprechende Projekte laufen bereits bei verschiedenen Zentralbanken. Doch keine Zentralbank ist schon so weit, die Technologie einzuführen.
Wenn die Zentralbanken ihre Kryptowährungen der Öffentlichkeit zugänglich machen würden, so könnten sich daraus nach Ansicht der BIZ auch Risiken ergeben. „Bank-Runs könnten schneller auftreten, wenn die Öffentlichkeit kommerzielles Geld einfach in risikofreie Zentralbankverbindlichkeiten umtauschen könnte.“
Zudem ergebe sich ein Risiko für die Geschäftsbanken. „Banken könnten als Zwischenglied wegfallen und daher weniger in der Lage sein, ihre wichtige wirtschaftliche Funktion auszuüben wie die Überwachung von Schuldnern, wenn Konsumenten ihre Konten bei Geschäftsbanken durch Kryptowährungen ersetzen.“