Deutschland

Stärkere Inflation: Reallöhne für Beschäftigte brechen ein

Einem gewerkschaftsnahen Institut zufolge haben die Tarifbeschäftigten in Deutschland 2017 im Schnitt einen geringen Anstieg ihrer Reallöhne erlebt.
13.01.2018 17:48
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die rund 17 Millionen tariflich Beschäftigten haben wegen der höheren Inflation einer Studie zufolge nur ein kleines Plus im Geldbeutel. Die Tariflöhne und -gehälter stiegen 2017 nach Angaben des gewerkschaftsnahen WSI-Institut im gesamtwirtschaftlichen Schnitt nominal um 2,4 Prozent, wie Reuters berichtet. Ziehe man die Teuerungsrate von 1,8 Prozent ab, bleibe unter dem Strich nur eine Zunahme von 0,6 Prozent.

2014 bis 2016 hätten die Arbeitnehmer in Tarifverträgen real zwischen 1,9 und 2,4 Prozent mehr in der Tasche gehabt. Das sei ein „wesentlicher Beitrag für den ökonomischen Aufschwung in Deutschland“ gewesen. „Spürbare Reallohnzuwächse“ seien „wichtige Faktoren für eine stabile, balancierte Wirtschaftsentwicklung“, erklärte Schulten weiter.

Vor Kurzem berichtete Bloomberg von Anzeichen, die ein Erstarken der weltweiten Teuerung anzeigen könnten.

Laut WSI schlossen die Gewerkschaften im vergangenen Jahr neue Tarifverträge für 8,7 Millionen Beschäftigte ab. Außerdem profitierten 10,5 Millionen Beschäftigte von Erhöhungen aus älteren Vereinbarungen.

„Da die Inflationsrate wieder spürbar höher ist, fällt der Reallohnzuwachs 2017 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich geringer aus“, sagte WSI-Tarifexperte Thorsten Schulten am Donnerstag. Zwischen 2014 und 2016 seien die Tariflöhne wegen der sehr geringen Preissteigerung real noch zwischen 1,9 und 2,4 Prozent geklettert – „und haben damit einen wesentlichen Beitrag für den ökonomischen Aufschwung in Deutschland gelegt“.

Je nach Branche gab es große Unterschiede. Bezogen auf das Kalenderjahr 2017 lag die Tarifsteigerung mit nominal 3,1 Prozent in der Textil- und Bekleidungsindustrie am höchsten, gefolgt vom Metallhandwerk mit 3,0 Prozent. Über dem Durchschnitt lagen demnach die Tariferhöhungen im Öffentlichen Dienst und im Gastgewerbe mit je 2,7 Prozent, der Chemischen Industrie mit 2,6 Prozent sowie der Metallindustrie mit 2,5 Prozent. Weit unterdurchschnittliche Erhöhungen zwischen 1,5 und 1,1 Prozent gab es in der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie, dem Großhandel, bei der Deutsche Post sowie beim Bankgewerbe.

„Angesichts der guten Konjunkturentwicklung und der relativ niedrigen Arbeitslosigkeit deuten die Zeichen der bereits begonnenen Tarifrunde 2018 eindeutig auf eine expansivere Lohnpolitik“, sagte Schulten. Im Konflikt der Metall- und Elektroindustrie macht die IG Metall mit massiven Warnstreiks vor der dritten Verhandlungsrunde Druck auf die Arbeitgeber. Am Donnerstag starten in Baden-Württemberg neue Gespräche. Die IG Metall will für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten sechs Prozent mehr Lohn, während die Arbeitgeber zuletzt zwei Prozent mehr boten und eine Einmalzahlung.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....

DWN
Finanzen
Finanzen Estateguru-Desaster: Deutsche Anleger warten auf 77 Millionen Euro – Rückflüsse stocken, Vertrauen schwindet
10.05.2025

Immobilien-Crowdfunding in der Vertrauenskrise: Estateguru kann 77 Millionen Euro deutscher Anleger bislang nicht zurückführen – das...

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...