Finanzen

Schweden will nicht zum Bargeld zurückkehren

Die schwedische Regierung hat der eigenen Zentralbank eine Absage erteilt, die Verbreitung von Bargeld auszuweiten.
02.05.2018 00:14
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In ihren Bestrebungen, die erste bargeldlose Gesellschaft Europas und der Welt zu werden, hat die schwedische Regierung die Geldpolitik der Zentralbank in ihre Schranken gewiesen, berichtet Bloomberg. Die Bitte hatte die Bank gestellt, da die von ihr eingeführte digitale Krone nicht als Zahlungsmittel von vielen Schweden angenommen wird.

Nach Ansicht der von Finanzminister Per Bolund stellt ein Gesetz, welches Banken zur Vorhaltung von Münzen und Scheinen verpflichtet, eine wettbewerbsverzerrende Maßnahme dar. Betroffen wären insbesondere Banken, die ausschließlich online agierten. Mit dieser Argumentation hat der schwedische Politiker die Bitte der Zentralbank, Banken auch künftig zur Ausgabe von Bargeld zu verpflichten, abgelehnt.

Seit dem Jahr 2012 strebt Schweden an, sich gänzlich vom Bargeld zu lösen. Statt mit schwedischen Kronen sollen Verbraucher künftig ausschließlich mit Kreditkarten und digitalen Konten einkaufen können. Viele schwedische Läden nehmen Bargeld nicht mehr an, Einzelhändler wickeln rund 95 Prozent ihrer Umsätze digital ab. Im vergangenen Jahr waren rund 61,2 Milliarden Schwedische Kronen im Umlauf – im Jahr 2008 waren es rund 110 Milliarden Kronen.

Die Zentralbank führte im vergangenen Jahr die schwedische Digitalwährung e-Krone testweise ein. Allerdings nicht mit dem von ihr beabsichtigten Erfolg. Zwar ist der Bargeldumlauf seit Jahren rückläufig, im Jahre 2008 wurden rund 11 Milliarden Kronen zu Barzahlungen genutzt, im vergangenen Jahr waren 61,2 Milliarden Kronen. Für das Jahr 2018 erwarten die Finanzanalysten der Zentralbank jedoch erstmals eine Stagnation im Bargeldkreislauf. Im Januar ist der Wert nur leicht unter die Dezembermarke zurückgegangen: Er lag bei rund 58 Milliarden Kronen.

Grund für diese Entwicklung sehen die Analysten zum einen, dass die e-Krone nur ein Zahlungsmittel von vielen auf dem schwedischen Geldmarkt ist. Zum anderen vermuten sie, dass der wachsende Widerstand in der Gesellschaft gegen die gänzliche Abschaffung des Bargeldes eine Belebung dieses Geldmarktes ausgelöst hat.

In einer jüngst veröffentlichten Umfrage sprachen sich sieben von zehn Befragten für die Beibehaltung des Bargeldes aus. Nur 25 Prozent wünschten sich eine komplett digitale Zahlungsstruktur.

Aus soziokultureller Sicht stellt die Währung eines Landes auch stets ein Kulturgut dar. Der Verlust eines solchen kann unter Umständen zum Verlust der gesellschaftlichen Identität eines Landes beitragen.

Nach Ansicht von Stefan Ingves, Vorstandsvorsitzender der schwedischen Geschäftsbanken, ist eine gesetzliche Regelung zur Ausgabepflicht von Bargeld aus ökonomischen Aspekten zwingend notwendig. Der gesellschaftliche Verzicht auf Bargeld könne ansonsten das Betreiben von Bankfilialen in Frage stellen. Im Rahmen eines ausschließlichen Onlinebank-Geschäfts könnten die meisten Mitarbeiter von Computern ersetzt werden.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
11.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
11.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...